Der Luxemburger hat sich beim Sturz in Dauphine schlimm verletzt. Schlecks Vater bestätigt bereits den Ausfall bei der Tour de France.

Leipzig/Luxemburg. Keine Form, Krach mit dem Teamchef, keine Tour de France: Andy Schleck durchlebt die wohl schlimmste Zeit seiner Karriere und ist bei der in gut zwei Wochen beginnenden Frankreich-Rundfahrt nur Zuschauer. Mehrere Luxemburger Medien berichteten, dass sich Schleck bei seinem Sturz beim Criterium du Dauphine am vergangenen Donnerstag schlimmer verletzt hat, als zunächst angenommen. Während das „Luxemburger Wort“ von einem Kreuzbeinbruch schreibt, berichtet das „Tageblatt“ von einen Beckenbruch.

Schleck selbst wollte eine Tour-Absage zunächst nicht kommentieren, sein Vater Johnny bestätigte dies jedoch gegenüber dem Luxemburger Sender RTL. Der 27-Jährige wird wohl mindestens fünf Wochen ausfallen. Sein Team RadioShack räumte lediglich ein, dass Schleck ärztlich betreut werde und beraumte für Mittwochnachmittag eine Pressekonferenz an.

+++ Schleck mit Contadors gelbem Trikot von 2010 geehrt +++

Der Tour-Sieger von 2010 und Zweite des Vorjahres war im Zeitfahren der Dauphine gestürzt, als er von starkem Seitenwind erfasst worden war. Schleck setzte das Rennen trotz großflächiger Prellungen und Schürfwunden zunächst fort, ehe er am Samstag auf der vorletzten Etappe der Tour-Generalprobe vom Rad stieg. Bei der am 30. Juni in Lüttich beginnenden Tour dürfte nun Andreas Klöden neben Andy Schlecks älterem Bruder Frank der RadioShack-Kapitän sein.

Duell mit Contador?

Der aufgrund der etwa 100 Zeitfahrkilometer ohnehin nicht als großer Tour-Favorit eingestufte Schleck könnte sich nun auf ein weiteres Duell mit seinem Dauerrivalen Alberto Contador konzentrieren. Dieser wird nach Ablauf seiner Dopingsperre an der Mitte August beginnenden Spanien-Rundfahrt teilnehmen und hätte sicherlich nichts gegen ein Kräftemessen mit Schleck. Ein Sieg gegen Contador dürfte das Seuchenjahr für den sensiblen Luxemburger allerdings auch nicht retten.

Seine Formkrise zieht sich praktisch wie ein roter Faden durch die Saison von Andy Schleck. Bei Paris-Nizza stieg er vorzeitig aus, bei den Klassikern in den Ardennen ging ihm weit vor dem Finale die Luft aus. Es folgte eine sechswöchige Rennpause. Im Mai musste er sich zudem wegen Knieproblemen behandeln lassen, weshalb er bei der Dauphine schon vor seinem Sturz chancenlos war.

Ärger mit Bruyneel

Hinzu kamen zwischenmenschliche Verstimmungen mit seinem neuem Teamchef Johan Bruyneel. Der ebenso forsche wie erfolgsbesessene Belgier wurde Schleck durch die Fusion der Teams Leopard und RadioShack quasi vor die Nase gesetzt. Team-Mäzen Flavio Becca fordert von Bruyneel, aus dem hochbegabten Schleck einen eiskalten Champion zu formen, der nicht ständig während des Rennens auf das Wohl und Wehe von Bruder Frank achtet.

Erst verstimmte Bruyneel die Gebrüder Schleck, als er frühzeitig ankündigte, dass er deren sportlichen Ziehvater Kim Andersen nicht mit zur Tour nehmen werde. Dann kritisierte er Frank über die belgische Presse, weil dieser wegen einer, wie Bruyneel meinte, nicht so schwerwiegenden Verletzung beim Giro d'Italia ausgestiegen war. In der Szene wird gemutmaßt, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis die Beziehung von Bruyneel zu den Schlecks endgültig zerbricht. Zu einer Implosion im kriselnden „Monster Team“ wird es zumindest bei der Tour de France nun nicht kommen.