In Bukarest kommt es am Mittwoch zum spanischen Endspiel. Besonders beim Athletic Club aus Bilbao ist die Vorfreude auf das Duell gigantisch.

Berlin/Bukarest. Die Jungs freuen sich wie verrückt. Es ist kaum zu übersehen. Vor dem Abflug nach Bukarest hat Iker Muniain noch schnell ein Foto in Auftrag gegeben. Und da grinsen sie um die Wette im Bauch der Maschine: Linksaußen Muniain, Mittelstürmer Fernando Llorente und noch eine Handvoll anderer Sportskameraden vom Athletic Club aus Bilbao. Am Ankunftsort werden die fröhlichen Jungs am Mittwoch (20.45 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) im Europa-League-Finale versuchen, gegen Atletico Madrid mit dem aus Wolfsburg ausgeliehenen Diego den ersten internationalen Titel zu erspielen. 1977 verlor der Traditionsklub aus dem Baskenland das Finale im Uefa-Cup gegen Juventus Turin. Mit bemerkenswerter Personalpolitik leistet der Klub, der nur Basken einsetzt und auf millionenschwere Transfers verzichtet, den anderen Topvereinen schon seit Jahrzehnten heldenhaften Widerstand.

Es könnte ein Foto von einer Klassenfahrt sein. Viel fehlt dazu nicht bei diesen blutjungen Spielern, die der argentinische Trainer Marcelo Bielsa mit begeisterndem Offensivfußball in dieses Endspiel stürmen ließ. Nehmen wir nur die Elf, die Anfang März mal eben Manchester United überrannt hat, mehr als verdient 3:2 siegte im Old Trafford: Außer Torwart Iraizoz war keiner über 30, von den Feldspielern nur zwei über 24. Und Benjamin Muniain, der erst im Dezember 20 wird, halten viele ohnehin eher für sechzehneinhalb.

Das spanische Finale findet eine Ebene tiefer statt

Dem setzt Ligakonkurrent Atletico eine südamerikanische Offensivkombination mit der Erfahrung und Technik des Brasilianers Diego und der Wucht des kolumbianischen Mittelstürmers Falcao entgegen. Falcao ist Mister Europacup. Zehn Tore sind ihm im laufenden Wettbewerb bereits gelungen, zwei davon beim 4:2-Hinspielsieg im Halbfinale gegen den FC Valencia. Und im letzten Jahr schoss er den FC Porto mit nicht weniger als 17 Treffern fast alleine zum Europa-League-Gewinn.

150 Mal haben die beiden Teams sich bereits duelliert, Atletico hat mit 64 zu 59 Siegen die Nase knapp vorn. Man kennt sich, nicht nur aus La Liga. Denn Atletico-Coach Diego Simeone ist wie Bielsa Argentinier und spielte vier Jahre unter dem damaligen Nationaltrainer. „Im gegnerischen Trainerstab stehen zwei meiner ehemaligen Spieler“, sagte Bielsa. „Ich würde aber trotzdem ganz gerne gewinnen.“ Er bewundere seinen ehemaligen Trainer sehr, erklärte Simeone, der dennoch ähnliche Absichten hegen dürfte.

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Auch wenn das Interesse hierzulande gering ist, gibt es im Übrigen auch eine deutsche Verbindung zum Spiel. Es duellieren sich zum einen die Bezwinger der letzten deutschen Teilnehmer, Bilbao kam gegen Schalke mit 4:2 und 2:2 weiter, Atletico bezwang Hannover 96 zweimal 2:1. Überdies leitet der deutsche Schiedsrichter Wolfgang Stark die Partie. Und dann wäre da noch Diego, der seinen ersten europäischen Titel anstrebt. 2009 verpasste er als Profi von Werder Bremen das Uefa-Cup-Endspiel gegen Schachtjor Donezk (1:2 n. V.) wegen einer Gelbsperre. Am Mittwoch ist er spielberechtigt und warnte im „Kicker“: „Die größte Waffe ist wahrscheinlich Fernando Llorente im Sturm.“ Der 1,95-Meter-Stürmer schoss Athletic mit seinem späten 3:1 gegen Sporting Lissabon ins spanische Finale in Bukarest.

Dort werden beide Teams noch einmal alles geben nach einer enorm langen Saison. Es ist das 62. Pflichtspiel für Bilbao, das 58. für Madrid. In der Liga fielen die überspielten Basken zuletzt bis auf Platz neun zurück, und so führt der schnellste Weg zurück nach Europa tatsächlich über Rumänien. Atletico hat derweil sogar noch Chancen auf die Champions-League-Quali.

Und wenn es nicht klappt mit dem ersten Europa-Titel für das Baskenland, nun, dann stehen sie ja noch im Finale um den spanischen Königspokal gegen den FC Barcelona. Am 25. Mai – passenderweise im Vicente-Calderon-Stadion von Atletico. Ein Spiel, auf das sich die Freunde des Fußballs schon freuen dürfen. Denn auch dort wird Bielsa auf einen großen Bewunderer treffen. Es ist dies Pep Guardiola, für den es das letzte Spiel als Trainer der besten Mannschaft der Welt sein wird. Und dieser Guardiola bezeichnete kürzlich den Argentinier als „besten Trainer der Welt“.