Neben dem Nordderby steht der Kampf um den Klassenverbleib im Mittelpunkt des letzten Bundesliga-Spieltags.

Hamburg. Meisterjubel und Abstiegsschmerz an einem Ort. Zum vorerst letzten Mal wird das Berliner Olympiastadion am Sonnabend Zeuge eines großen Bundesliga-Moments. Während Bayern Münchens Kapitän Mark van Bommel nach der Partie bei Hertha BSC aus der Hand von Liga-Präsident Reinhard Rauball die Meisterschale entgegennimmt, das Konfetti sprüht und der Schampus spritzt, werden sich die Hertha-Absteiger traurig trollen. Vielleicht verabschiedet sich der eine oder andere noch winkend von seinen Fans. Tschüss Berlin und Auf Wiedersehen in der Bundesliga!

Die sportlichen Entscheidungen an diesem 34. und letzten Spieltag der 47. Saison finden jedoch woanders statt. Bei Werder Bremen nämlich, wo es im ohnehin brisanten Nordderby gegen den Hamburger SV um die europäischen Plätze geht und vor allem in Bochum. Dort duellieren sich der Tabellen-17. VfL und -15. Hannover 96 in einem "Endspiel" um den Klassenerhalt und müssen dabei gleichzeitig immer ein Auge darauf haben, was der 16. 1. FC Nürnberg gegen den 1. FC Köln so macht.

Das Abstiegsroulette zwei aus drei erinnert an die Dramatik 1999, als ebenfalls in Bochum und Nürnberg entscheidende Partien stattfanden und am Ende der "Club" ins Gras biss. "Wir melden uns vom Abgrund", rief Günther Koch in die Mikrofone. Jetzt droht dem Altmeister von der Noris der achte Abstieg, das wäre ein Rekord, den niemand will.

Mit einem Sieg vor 50.000 Zuschauern in der WM-Arena haben die Nürnberger immerhin die Möglichkeit aus eigener Kraft Relegationsplatz 16 zu sichern. Vielleicht reicht es dann auch direkt zum Klassenerhalt. Mit leidenschaftlichem und aggressivem Spiel soll der Funke zu den Fans überspringen: "Wir müssen das Stadion zum Brennen bringen!" fordert Coach Dieter Hecking, der damit rechnet, «dass die Fans wie eine Wand hinter uns stehen."

Die besten Karten hat allerdings Hannover, das mit einem Sieg in Bochum aller Sorgen ledig ist und mit einem Unentschieden auf jeden Fall die Relegation sicher hat. Das 6:1 gegen die Leistungsverweigerer aus Mönchengladbach letzte Woche hat für Selbstvertrauen an der Leine gesorgt. "Wir wollen diesen Schwung mitnehmen", sagte Trainer Mirko Slomka, "Wir wollen dem Gegner unseren Stempel aufdrücken. Die Mannschaft glaubt an ihre Stärke."

Immerhin 10.000 Fans wollen den Weg nach Bochum antreten, der erhoffte Heimvorteil für den VfL dürfte damit eher gering ausfallen. Der erst seit einem Spiel im Amt befindliche Interimstrainer Dariusz Wosz hat immerhin schon mal die Stimmung in der Mannschaft verbessert. "Die Mannschaft wird sich zerreißen, damit der VfL die Klasse hält", ist Sportchef Thomas Ernst überzeugt.

Mit einem Trainerwechsel von Bruno Labbadia zu Interimscoach Ricardo Moniz zwei Spieltage vor Saisonende hat auch der HSV seine Hoffnungen auf den Last-Minute-Eintritt in die Europa League bewahrt. Mit einem Sieg und einer gleichzeitigen Niederlage des VfB Stuttgart bei 1899 Hoffenheim würden die Hamburger doch noch erneut international spielen. "Wir wollen unsere kleine Chance nutzen und versuchen, dominant aufzutreten", kündigte Moniz an.

Mit einem Sieg würde der HSV gleichzeitig Bayer Leverkusen eine Chance eröffnen, mit einem rfolg in Mönchengladbach Werder noch die Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation zu verderben. Aber dazu wollen es die Grün-Weißen keinesfalls kommen lassen. "Platz drei ist mit viel Fantasie verbunden", so Werder-Geschäftsführer Klaus Allofs und sieht neben den faszinierenden Gegnern in der Königsklasse insgeheim auch wieder den Rubel rollen. "Wir möchten in die Champions League. Was mit dem HSV passiert, ist mir egal", sagte Nationalspieler Marko Marin.

In einer Woche fährt Werder dann nach Berlin zum Pokalfinale gegen die Bayern. Die Münchner können also schon mal üben wie so eine Feier im Olympiastadion aussieht, bevor dann gegen 15.00 Uhr am Sonntag auf dem Marienplatz die erste von drei möglichen Trophäen präsentiert wird. Trainer Louis van Gaal lässt deshalb auch in Berlin seine bestmögliche Elf auflaufen, geschont wird nicht: "Wir wollen unseren Lauf behalten."

So sorgt sich der Erfolgscoach auch nicht darum, dass Schalke am letzten Spieltag noch drei Punkte und 17 Tore aufholt, sondern dass sein gepflegtes Äußeres nach dem Schlusspfiff erhalten bleibt: "Nach einer Bierdusche stinke ich den ganzen Abend nach Bier, ich habe den Spielern gesagt, dass ich das nicht liebe." Aber die werden wahrscheinlich erstmals in dieser Saison nicht auf den "Tulpen-General" hören.