Vorwurf des Wettbetrugs gegen Schiedsrichter Benjamin Stello, der souverän dementiert, HR will den Titel, Elmshorns Trainer Ruhsers Rücktritt nach dem Abpfiff ist während des Spiels gereift.

Farbe bekannt. Die Pose hatte was! Nach dem überragenden 4:2 im Oberliga-Spitzenspiel bei Meister Dassendorf, welches Tabellenführer Halstenbek-Rellingen (HR) einen Vier-Punkte-Vorsprung auf die Dassendorfer verschaffte, stellte sich die Mannschaft nach dem Abpfiff auf, und die Spieler reckten ihre Daumen in die Luft. Botschaft: Die Nummer eins der Oberliga sind wir! Wer aber nun erwartet hatte, die HR-Verantwortlichen würden die Euphorie der Jungspunde bremsen, sah sich getäuscht. „Ich will immer gewinnen. Ich würde auch den Aufstieg annehmen, wenn der Verein es will“, sagte HR-Trainer Thomas Bliemeister. Und HR-Manager Detlef Kebbe setzte noch einen obendrauf. „Unsere Ziele sind der Pokalsieg und die Meisterschaft“, formulierte er mutig – und setzte somit den in Sachen Titelkampf vorsichtigen Aussagen seines Präsidenten Hans-Jürgen Stammer etwas entgegen.

Das Spiel jedenfalls rechtfertigte Kebbes Euphorie, denn besonders in Halbzeit eins spielte HR Dassendorf an die Wand. Wenigstens einen kleinen Trost nach der zweiten Niederlage in Folge konnte Dassendorfs Trainer Jan Schönteich für sein Team beanspruchen: „Heute stimmten bei uns im Gegensatz zum 0:3 in Altona immerhin die Grundtugenden des Fußballs. Wir können in den Spiegel sehen.“

Doppelpacker Mulweme. Ausgerechnet im Auswärtsspiel bei seinem alten Verein Buchholz 08 hat Buxtehudes Stürmer Herman Mulweme das unerschütterliche Vertrauen seines Trainers René Klawon gerechtfertigt. Nach mehrfach enttäuschenden Auftritten seiner Sturmspitze reagierte Klawon bei der Pressekonferenz nach dem 1:2 bei Paloma am vergangen Spieltag deutlich auf eine Frage nach seinem zuletzt als Chancentod agierenden Angreifer.

„Ich weiß, wie gut Herman ist. Im Training haut er die Dinger reihenweise rein und das wird im Spiel auch bald passieren“, prophezeite Klawon. Nun leitete Mulweme mit einem Doppelpack den überraschenden 3:0-Auswärtserfolg in Buchholz ein.

„Nach sechs Minuten hat er eine Chance vergeben. Wir dachten alle, es geht schon wieder los. Aber dann trifft er per Direktabnahme und verwandelt eine Freistoßflanke mit unglaublichem Willen. Es freut mich unglaublich für ihn“, sagte Klawon. Die Mannschaft habe nach der unglücklichen Niederlage bei Paloma somit seine Vorgabe erfüllt: „Wir sind natürlich hierhin gefahren, um zu gewinnen. Das haben die Jungs gemacht und es ist verdient. Klasse!“

Unglaublich, unglaublicher, HSV II.Auf den Spuren eines von keinem Team in der Regionalliga Nord je wieder zu brechenden Startrekords befindet sich der HSV II. Beim 2:1 in Neumünster, dem nunmehr zwölften Sieg im dreizehnten Spiel, steckten die Schützlinge von Trainer Daniel Petrowsky sowohl das 0:1 durch Christopher Kramer (10.) als auch die Rote Karte für Dongsu Kim (30.) wegen einer Notbremse weg. Mit einem späten Doppelschlag in Unterzahl durch Matti Steinmann (79.) und Said Benkarit (80.) drehten die Rothosen das Spiel. „Nun wollen wir nächste Woche auch siegen und den Klassenerhalt perfekt machen“, sagte Petrowsky verschmitzt. Ein weiterer Dreier würde außerdem die Herbstmeisterschaft bedeuten. St. Pauli II spielte 1:1 gegen Havelse. Norderstedt verlor beim 1:2 in Cloppenburg das vierte Spiel in Folge.

Trainer gegen Manager. Einen Skandal witterten Victorias Funktionäre beim Oberliga-Spiel in Pinneberg. „Keines der drei Tore wurde regulär erzielt“, fand Vicky-Trainer Lutz Göttling und kritisierte das Gespann um Schiri Benjamin Stello, das mehrfach unglücklich entschied. Sogar die siegreichen Pinneberger empfanden unter anderem den Elfmeterpfiff als Geschenk. Während des Spiels hatte es laute Vorwürfe von Seiten des SC Victoria gegeben, dass sich das Gespann wohl bei Internetwetten bereichern wolle. Ein Vorfall, den Göttling nach dem Spiel nicht mehr unterschreiben wolle: „Das ist gefallen, ja, aber so etwas ist scheiße. Aus die Maus.“

Er distanzierte sich aber klar von Manager Sven Piel, dem jegliche Contenance entglitt, als er in einem Wortwechsel mit Pinnebergs Spieler Tim Vollmer in Fäkalsprache verfiel. Er unterstellte zunächst Geldleistungen der Gastgeber, dann vermutete er sexuelle Dienstleistungen der Pinneberger Spieler für das Schiedsrichtergespann. Ein Gesprächsangebot des Abendblatts schlug Sven Piel aus. Göttling dazu: „Solche Äußerungen gehen gar nicht!“ Souverän reagierte Schiedsrichter Stello nach der Partie auf die Anschuldigungen: „Ich dementiere sämtliche Vorwürfe. Im Übrigen möchte ich mich nicht auf dieses Niveau begeben.“

Rücktritt im Kreis. Sofortige Konsequenzen aus dem 0:5 beim bisher punktlosen Oberliga-Schlusslicht SC Vier- und Marschlande zog Elmshorns Trainer Bernd Ruhser. Noch auf dem Platz rief er seine Spieler zusammen und verkündete im Mannschaftskreis seinen Rücktritt. „Die Entscheidung ist nach dem 0:3 in mir gereift“, so Ruhser. „Wenn wir ohne Gegenwehr spielen, ist ein anderer Trainer die bessere Wahl. Da darf man einfach nicht an seine Profilneurose denken.“