Hamburg. Tagelang war es ein Gerücht, nun ist es perfekt: Dietmar Demuth ist der neue Trainer von Oberligaabsteiger Bergedorf 85. Die „Elstern“ stellten ihn auf einer Pressekonferenz an den Sander Tannen vor. Er erhält einen Einjahresvertrag. Seine bunte Karriere machte Demuth, zuletzt bis Mai 2012 beim damaligen Drittligisten Babelsberg auf der Trainerbank, vor allem am Millerntor beliebt. Derbysieg über den HSV als Spieler (2:0 am 3.9.1977), als Trainer Bundesligaaufstieg 2001 und „Weltpokalsiegerbesieger“-Triumph über Bayern München (2:1 am 6.2.2002) – in Braun-Weiß hat Demuth viele Höhen ausgekostet. Nun heißt sein Alltag Landesliga Hansa. „Mein erster Gedanke war: Oha, sechste Liga, das muss ich mir gut überlegen“, sagte Demuth. Der Kontakt zu Bergedorfs Manager Hakan Karadiken entstand über Ex-St.-Pauli-Manager Stephan Beutel.

Wie üblich bei jedem Anfang betonte Demuth „die guten Gespräche“ mit den Bergedorfer Vereinsverantwortlichen. Viel entscheidender war sein Klartext. Natürlich habe er sich über das angekratzte Image von Bergedorf 85 nach drei Trainerrücktritten binnen eines Jahres informiert. Und selbstverständlich könne „ein solcher Club einen Trainer wie mich normalerweise nicht bezahlen“. Doch sei er überzeugt, seinen Beitrag leisten zu können, um Ruhe in den skandalgebeutelten Verein einkehren zu lassen.

„Tiefer können wir kaum fallen. Spielen wir aber erfolgreich, sind das 70 Prozent der Miete“, erklärte Demuth. Stichwort Miete: Demuth wird Pächter der Vereinsgaststätte Kick-Sportsbar. Sein Gehalt finanziert sich zum Teil aus den Gewinnen als Wirt. „Der andere Teil wird über Sponsoren finanziert“, sagte Manager Karadiken. Dieser hatte im Vorfeld aufhorchen lassen, als er in der „Bergedorfer Zeitung“ seinen Stolz auf den künftig „teuersten Trainer im Hamburger Amateurfußball“ bekundete. Diese Aussage relativierte Karadiken und betonte zudem, die Finanzierung für Demuth sei bis zum Saisonende gedeckt. Ein Saisonziel wollte Demuth nicht ausgeben.

Zum ersten Mal auf der Trainerbank können die Fans ihn am Sonntag im Oddset-Pokal gegen Staffelkonkurrent Barsbüttel erleben (11 Uhr, Sander Tannen). Und vielleicht macht sich Bergedorf nun jenes Motto zu eigen, das die Macher der Stadionzeitung des FC St. Pauli im März 2000 bei Demuths Amtsübernahme als Titel für die Fieberkurve ihres Clubs wählten: „In Demuth nach oben“.