Sein Stolz ist nicht zu übersehen. Wenn Jens Malcharzik auf die Oberliga-Tabelle schaut, schwingt in seinem Lächeln eine große Portion Genugtuung...

Hamburg. Sein Stolz ist nicht zu übersehen. Wenn Jens Malcharzik auf die Oberliga-Tabelle schaut, schwingt in seinem Lächeln eine große Portion Genugtuung mit. Der ehrgeizige Präsident findet seinen Meiendorfer SV dort, wo er ihn am liebsten sieht: auf Platz eins. Mit Blick auf die Prognosen vor der Saison eine Überraschung. Die Bürde des Titelfavoriten war am MSV vorüber gegangen. Selbst die Außenseiterrollen wurden im Drehbuch von anderen besetzt. Und wäre es nach dem Willen einiger Meiendorfer gegangen, wäre der MSV ohnehin längst auf unbedeutenden Fußballbühnen der Hansestadt verschwunden.

Es war am Ende der Oberligasaison 2004/05, als der Etat eine Deckungslücke von 15 000 Euro offenbarte und damit das Ende des Leistungsfußballs beim MSV unausweichlich schien. Die Mahner, die stets das finanzielle Risiko angeprangert hatten, sahen sich bestätigt. "Es gab damals zwei Möglichkeiten", erinnert sich Malcharzik, "das Finanzloch zu stopfen oder abzumelden!" Der 43-jährige Finanzdienstleister überlegte nicht lange, glich den Fehlbetrag aus und wurde vom Sponsor zum Manager. Der Kampf der vereinsinternen Fußball-Gegner hatte ein Bild erhalten: Jens Malcharzik.

"Ich hatte kaum eine Lobby und war dem damaligen Vorstand ein Dorn im Auge. Ich hatte als Manager keine Chance", so Malcharzik, der sich als Konsequenz für die Jahreshauptversammlung 2007 zum Vorsitzenden aufstellen ließ.

Dass diese an einem Freitagabend, zeitgleich zu einem Spiel der Fußballmannschaft stattfand, war nur der erste von vielen Steinen, die er in den nächsten Monaten in den Weg gelegt bekommen sollte. Malcharzik leistete beharrlich Überzeugungsarbeit, gewann die Wahl und bewies auch in den folgenden Schlammschlachten Stehvermögen. Sämtliche Zuschüsse wurden gestrichen, sogar der Zeugwart ermahnt, das Waschmittel nicht mehr auf Vereinskosten zu beschaffen.

Als Malcharzik vor der Saison 2007/08 mit Lutz Göttling einen erfolgsorientierten neuen Trainer und talentierte Spieler präsentierte, erklärten Vorstandsmitglieder deren Verträge kurzerhand für nichtig, da die Unterschrift eines zweiten Handlungsbevollmächtigten gefehlt hatte. Die Folge: Ungewissheit bei Neuzugängen und Sponsoren, die sich immer mehr zurückzogen. "Spätestens da haben auch andere begriffen, dass es diesen Leuten nicht um die Sache ging", sagt Malcharzik. Die Mehrheitsverhältnisse im Vorstand verschoben sich, der MSV erreichte ruhiges Fahrwasser - und erlebt nun einen Höhenflug, der vom Großteil der 2500 Mitglieder zumindest toleriert wird.

"Der Aufstieg 2009 ist Utopie, dazu ist unsere Infrastruktur noch zu schwach", weiß Malcharzik, "aber mein Ziel ist es, Hamburgs dritte Kraft zu werden und in unserem Stadion Regionalligafußball anzubieten." Visionen, bei denen einige im Klub mit den Zähnen knirschen dürften.