Dierk Strothmann über die einmalige Erfolgsgeschichte des deutschen Fernsehens.

Da kann man nur den Hut ziehen. Im quotenverseuchten Haifischbecken namens Fernsehen 50 Jahre alt zu werden, das ist schon eine bemerkenswerte Leistung. Aber mit der "Aktuellen Schaubude" ist es wie im richtigen Leben: Zur richtigen Zeit das richtige Konzept, und der Erfolg ist nicht aufzuhalten. Dabei hat der Schöpfer der Schaubude, Werner Baecker, nur zwei relativ simple Ideen geklaut, dann aber genial kombiniert. Zum einen nahm er seine eigene Sendung "Was ist los in Hamburg?", die er zusammen mit Jürgen Roland Anfang der 50er-Jahre im Fernsehbunker auf dem Heiligengeistfeld startete, und zum anderen war es die "Today's Show" in New York, die aus einem Autosalon übertragen wurde.

Und so begrüßte Baecker am 7. Dezember 1957 die damals nur wenigen Fernsehzuschauer aus dem "gläsernen Studio", zu dem Opel-Dello gegenüber der niegelnagelneuen Hamburgischen Staatsoper in der Dammtorstraße, mutierte. Draußen drückten sich die Hamburger die Nasen platt, und ein bärbeißiger Außenreporter namens Werner Buttstädt stellte mehr oder weniger originelle Fragen.

Umzug nach Lokstedt wegen des Farbfernsehens

Als die Schaubude nach zehn erfolgreichen Jahren ins Studio nach Lokstedt umzog, weil wegen des Farbfernsehens stärkere Scheinwerfer benötigt wurden, da war sie längst etabliert. Genauso war es, als weitere fast 20 Jahre später der angestammte Platz wegen der bedrohlichen Konkurrenz durch die privaten Sender im Ersten geräumt und die Schaubude ins Regionalprogramm wandern musste.

Eines der Erfolgsgeheimnisse waren sicher auch die Moderatoren: Von den hanseatisch coolen Rolf Eschenbach und Christian Müller, den eleganten Marie-Luise Steinbauer und Victoria Voncampe, gestandenen Journalisten wie Carlheinz Hollmann, Karin von Faber und Hermann Rockmann bis hin zu Alida Gundlach und Carlo von Tiedemann.

Übrigens: Hamburg-Puristen hätten es vielleicht lieber gesehen, wenn die Schaubude auf dem Spielbudenplatz ihren ersten Standort gefunden hätte, denn genau dort hatten sich ab 1795 bereits alle möglichen Gaukler und Schauspieler niedergelassen. Sie warben lauthals für ihre hölzernen "Schaubuden", die nach rund 50 Jahren durch feste Häuser ersetzt wurden, in denen etwa Hein Köllisch in seiner "Lachbühne" frühe Comedy zelebrierte. Aber den Verantwortlichen der Schaubude war möglicherweise die "Laufkundschaft" auf St.Pauli zu zwielichtig. Und es gab es dort kein gläsernes Studio.