Das Land zwischen Ries, Donau und Alpen, zwischen dem Lech, der seinen Namen von den Kelten herleitet, und dem zwischen drei Ländern gelegenen Bodensee, hat viel erlebt, seit die Gletscher der Eiszeit eine Landschaft von natürlicher Schönheit formten, in der seit vielen tausend Jahren Menschen gesiedelt und ihre Spuren hinterlassen haben.

Die kulturellen Zeugnisse aus den verschiedensten Epochen der Geschichte sind so vielfältig, so bunt, dass eine einzige Reise gar nicht ausreicht, um all die Sehenswürdigkeiten zu besichtigen, die seit mindestens 2000 Jahren hier errichtet wurden. Denn angefangen hat alles - wie so oft - mit den alten Römern.

Römische Provinz Raetien Im Jahre 15 vor Christus eroberten Drusus und Tiberius das Gebiet nördlich der Alpen weit über die Donau hinaus als Glacis für eine Ausdehnung des römischen Reiches bis weit nach Germanien hinein. Kaiser Claudius ließ eine Straße über die Alpen bauen, die den italienischen Po mit der Donau verband. Die Via Claudia Augusta führte über den Reschenpass nach Füssen (Foetibus) und über Epfach (Abodiacum) bis hinter Augsburg. Bei Mertingen etwa verzweigte sie sich in ein breites Netz von Versorgungswegen im Hinterland des Limes, jenes Grenzwalles, der das Römerreich vor den Germanen schützen sollte. Auch eine zweite wichtige Straße hat damals den bayerisch-schwäbischen Raum erschlossen. Sie führte von Mailand nach Chur und Bregenz in die römische Provinzstadt Cambodunum (Kempten) und weiter nach Augsburg. Hier wurde mit Augusta Vindelicorum die glanzvolle Hauptstadt der römischen Provinz Raetien errichtet. Geblieben sind aus jener Zeit die reichen Funde im Augsburger Museum, die Ausgrabungen im Archäologischen Park Cambodunum in Kempten, der restaurierte Apollo Grannus Tempel in Faimingen/Lauingen, römische Funde in vielen Heimatmuseen und der Name "Ries" für den gewaltige Meteoritenkrater nördlich der Donau, dessen Namensgebung allein noch an die Provinz Raetien erinnert.

Die Alemannen kommen Zu Beginn des 3. Jahrhunderts überfielen die germanischen Alemannen immer öfter das Land hinter dem Limes. Die Grenze musste Schritt für Schritt bis zur Donau zurückgenommen werden. Aber erst im 5. Jahrhundert zogen sich die römischen Soldaten und Verwaltungen endgültig über die Alpen zurück und überließen den Alemannen das Feld, die weite Teile Raetiens besiedelten und ein eigenes Herzogtum gründeten. Das allerdings währte nur kurz, da es bereits zu Beginn des 6. Jahrhunderts unter fränkische Oberhoheit geriet. In diese Zeit fällt auch die Christianisierung der Alemannen. Sie ist eng mit drei Eckpfeilern verbunden: dem Kult der Hl. Afra, einer Augsburger Märtyrerin, die den Bogen zurück zur christlichen Gemeinde im römischen Augsburg schlägt, dem Hl. Magnus, der von St. Gallen aus das Allgäu bekehrte und der Patron der Allgäuer ist, und den ersten Klöstern in Füssen, Kempten und Ottobeuren.

Zwischen Welfen und Staufern Der schwäbische Raum entwickelte sich zu einem Zentrum der zentralistischen Reichsidee und einem wichtigen Stützpunkt der deutschen Könige und Kaiser. Im Jahre 955 gelang es Otto I., unterstützt von Bischof Ulrich von Augsburg, den Raubzügen der Ungarn in der Schlacht auf dem Lechfeld ein Ende zu setzen. In das Licht der Geschichte trat der "ostschwäbische" Raum aber vor allem durch die Auseinandersetzung der mächtigen mittelalterlichen Adelsgeschlechter der Welfen und Staufer. Die Welfen waren vor allem im südlichen Schwaben begütert und stiegen von hier aus besonders durch Heinrich den Löwen zu internationaler Bedeutung auf. Seine Niederlage gegen Friedrich Barbarossa brachte den welfischen Besitz in die Hände der Staufer. Durch Städtegründungen und Stadtrechtsverleihungen (Donauwörth, Nördlingen, Lauingen usw.) versuchten sie, ihre Herrschaft zu festigen. Mit dem Ende der Staufer, das 1268 durch die Hinrichtung Konradins vollzogen wurde, zerfiel das schwäbische Herzogtum und auf seinem Territorium bildete sich eine Vielzahl von kleinen und kleinsten Herrschaften, die den gesamten Raum zersplitterten. Viele wunderschöne Residenzen und Schlösser in Babenhausen, Kirchheim, Oettingen, Wallerstein und Mindelheim künden heute noch von diesen kleinen Herrschaften. Auch die Habsburger fassten zu dieser Zeit Fuß im allgäu-schwäbischen Raum (z.B. in Dillingen) und Reichsstädte wie Nördlingen, Augsburg, Memmingen, Isny, Kaufbeuren, Kempten oder Wangen hatten Raum zur freien Entfaltung.

Die Fugger und Augsburg Diese Familie war einer der Wegbreiter des großartigen Aufschwunges, den schwäbische Reichsstädte und ihr Bürgertum seit dem 15. Jahrhundert nahmen. Im ausgehenden 15. und im 16. Jahrhundert entwickelte sich vor allem Augsburg zu einer internationalen Wirtschaftsmetropole, in deren Mauern Entscheidungen über die Zukunft der ganzen Welt getroffen wurden. Dies war vor allem den Fuggern zu verdanken, die als kleine Weber 1367 nach Augsburg zugewandert waren. Jakob Fugger, der Reiche (1459 - 1525), war Chef eines internationalen Wirtschaftskonzerns, dessen politisches Engagement Kaiser Maximilian etwa die Krone verdankte. Später wandten sich die Fugger mehr der Pflege der Kultur zu und wurden zu großen Finanziers bedeutender Künstler und Baumeister.

Auch in der Reformationsgeschichte spielte Augsburg eine wichtige Rolle. Luther musste hier seine Thesen verteidigen, die "Confessio Augustana" und der "Augsburger Religionsfriede" 1555 sind Meilensteine des Reformationsjahrhunderts. Später wirkte in Augsburg der berühmte Baumeister Elias Holl, das Kloster zu Ottobeuren wurde im heutigen Glanze ausgebaut. Die fürstäbtliche Residenz von Kempten erhielt ihren barocken Schmuck und überall im Landes wurden Kirchen prunkvoll ausgestattet. Das Rokoko gar war so mit der Region verbunden, dass es auch mit "Augsburger Geschmack" bezeichnet wurde.

Allgäu/Bayerisch-Schwaben Im Jahre 1806 wurde Bayern Königreich. Vier Jahre später wurde die Westgrenze Bayerns neu festgelegt. Sie umfasste jetzt auch das Gebiet des heutigen Regierungsbezirkes Schwaben. Ein paar Jahre zuvor schon war im Zuge der Säkularisierung der Kleinstaaterei ein Ende gemacht worden. Doch auch wenn Schwaben seither bayerisch ist, seine alemannischen Eigenarten hat es behalten. In vielen Brauchtumsveranstaltungen und Festen werden alte Traditionen bewahrt und künden von der eigenständigen Kultur der Allgäuer und Bayerisch-Schwabens und von der Vielfalt historisch gebundenen Lebens zwischen dem Ries und den Allgäuer Alpen.

Informationen über Allgäu/Bayerisch-Schwaben gibt es beim Tourismusverband Allgäu/Bayerisch-Schwaben, Postfach 102529, 86015 Augsburg, Tel. 0821/450 401-0, Fax 0821/450 401-20 E-Mail: info@tvabs.de Internet: http://www.allgaeu-bayerisch-schwaben.de