Hamburg. Warum hat es Kreuzfahrt und seit wann machen Menschen Urlaub auf hoher See? Ein Überblick über die Geschichte der Kreuzfahrt.

Die moderne Kreuzfahrt kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Doch ihre Anfänge waren holprig. Schifffahrten hatten bis ins 19. Jahrhundert hinein nichts mit Vergnügen zu tun. Wer eine lange Schiffsreise antrat, tat dies häufig mit der Absicht, in einem anderen Land ein neues Leben anzufangen. Dies änderte sich – zumindest für wohlhabende Menschen – gegen Ende des Jahrhunderts, als ein deutscher Reeder die erste Kreuzfahrt der Welt unternahm.

Geschichte der Kreuzfahrt: Schifffahrten dienten dem Passagiertransport

Die Wurzeln der modernen Kreuzfahrt liegen in den Auswandererbewegungen von Europa nach Nordamerika im frühen 19. Jahrhundert. Schiffsreisen hatten damals den Zweck, Menschen (und Fracht) zu transportieren. Traten Emigranten eine Transatlantikfahrt an, mussten sie einiges ertragen.

In den untersten Klassen waren die Kabinen, die sich tief im Inneren des Schiffs befanden, meist heillos überfüllt. Bis zu 15 Personen drängten sich in einer kleinen Kabine und mussten so über mehrere Wochen ausharren. Das Schiffsinnere verließen die Passagiere in der Regel nur, wenn sie an Deck bei Wind und Wetter für Essen anstehen mussten. Durch die beengten Verhältnisse an Bord konnten sich Krankheitserreger schnell ausbreiten.

Und auch die Fahrt an sich war nicht ganz ungefährlich, waren die Schiffe zu dieser doch bei Weitem nicht so robust wie heutzutage. Hinzu kam die lange Reisedauer – eine Transatlantiküberquerung dauerte damals 40 bis 60 Tage. Moderne Schiffe können die Strecke in sechs Tagen zurücklegen.

Was war die erste Kreuzfahrt der Welt?

Die im Jahr 1837 gegründete „Peninsular and Oriental Navigation Company“ (P&O Cruises) aus Großbritannien machte den ersten Schritt, die Schifffahrt von ihrer Zweckgebundenheit zu lösen. Nachdem die Reederei zunächst als Postbeförderer und Passagierfahrtlinie begonnen hatte, bot sie bereits sieben Jahre nach ihrer Gründung, ab 1844, auch Vergnügungs- und Freizeitreisen an, unter anderem nach Spanien, Portugal, Athen und Gibraltar.

Auch deutsche Reedereien schwenkten mit der Zeit aus finanziellem Interesse auf Vergnügungsfahrten um. Ausschlaggebend war der Umstand, dass es für Atlantik-Überfahrten in den Wintermonaten keine starke Nachfrage gab, sodass die Schiffe der Flotten unbenutzt in den Häfen blieben. Der Direktor der „Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft“ (heute unter dem Namen Hapag-Lloyd bekannt) hatte schließlich eine Idee, die alles verändern sollte.

Die erste Kreuzfahrt der Welt auf der „Auguste Victoria“

Albert Ballin, nutze ab 1891 die Schiffe seiner Flotte in den Wintermonaten für Luxusreisen, die ganz dem Vergnügen dienten. Die erste Kreuzfahrt weltweit fand am 22. Januar 1891 statt: Die „Auguste Victoria“ legte in Cuxhaven ab und unternahm eine 56-tägige Reise über England, das Mittelmeer und Syrien nach Ägypten.

An der „luxuriösen Orient-Exkursion“ nahmen 241 Passagiere teil, die allesamt aus wohlhabenden, elitären Kreisen stammten. Denn nur sie konnten sich das Ticket für 2.400 Goldmark (umgerechnet über 42.000 Euro) leisten. An Bord gab es großzügige Kabinen mit elektrischem Licht und separatem Badezimmer, edle Salons und Galaabende, an denen Kaviar und Champagner serviert wurden.

Nur wohlhabende Menschen konnten sich früher eine Kreuzfahrt leisten.
Nur wohlhabende Menschen konnten sich früher eine Kreuzfahrt leisten. © IMAGO | Artokoloro

Die „Auguste Victoria“ war 145 lang und 17 Meter breit. Zum Vergleich: Das derzeit größte Kreuzfahrtschiff der Welt, die „Icon of the Seas“ ist mehr als doppelt so groß – sie ist 365 Meter lang und 66 Meter breit. Und auch, was die Passagierzahl angeht, übertrifft die „Icon of the Seas“ das erste Kreuzfahrtschiff um ein Vielfaches: In ihr finden knapp 7.000 Passagiere Platz.

Gut zu wissen: Das Schiff wurde nach der Frau des deutschen Kaisers Wilhelm II, Auguste Viktoria, benannt. Dabei ist der Werft in Stettin, in der das Schiff gebaut wurde, ein kleiner Fehler unterlaufen: „Victoria“ wurde mit einem „C“ anstatt mit einem „K“ geschrieben.

Warum heißt es eigentlich Kreuzfahrt?

Das Wort Kreuzfahrt beinhaltet den Wortstamm „Kreuzen“, der das Hin- und Herfahren eines Schiffes auf dem Meer beschreibt. Das Fahren im Zickzack, auch Kreuzschläge oder Wendemanöver genannt, ist z.B. beim Segeln wichtig, um Gegenwind zu vermeiden. Als „Kreuzer“, abgeleitet vom niederländischen Wort „kruiser“, wurde früher auch ein bestimmter Typ von Kriegsschiffen bezeichnet.

Das erste Kreuzfahrtschiff der Welt: „Prinzessin Victoria Luise“

Lange wurde die „Auguste Victoria“ aber nicht als Kreuzfahrtschiff genutzt. 1904 wurde sie an die russische Armee verkauft, da die Reederei nun auf größere Kreuzfahrtdampfer setzte. Drei Jahre später wurde sie schließlich in Stettin abgewrackt. Nachfolgerin war die „Kaiserin Auguste Victoria“, die 1905 in Dienst gestellt wurde.

Doch genau wie ihre Vorgängerin wurde auch sie nicht ausschließlich für Kreuzfahrten genutzt. Das erste Schiff, das nur für Kreuzfahrten gebaut wurde, war die „Prinzessin Victoria Luise“, die auch aus der Feder von Hapag kam und im Jahr 1901 das erste Mal in See stach.

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Kreuzfahrtbranche erlitt im 20. Jahrhundert viele Rückschläge

Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts konnte die Schifffahrt einen Erfolg nach dem anderen feiern und immer mehr Passagiere für ihre Luxusreisen gewinnen. Doch 1912 erlitt die Branche einen herben Rückschlag: Die „RMS Titanic“, zu ihrer Zeit das größte Kreuzfahrtschiff der Welt, sank während ihrer Jungfernfahrt im Atlantik, nachdem sie einen Eisberg gerammt hatte. Wenig später setzten der Erste Weltkrieg und die darauffolgenden hohen Reparationszahlungen an die Alliierten der deutschen Kreuzfahrt vorerst ein Ende.

Erst im Laufe der 1920er-Jahre konnten sich die Reedereien erholen und neue Rekordzahlen erzielen. Während des Nationalsozialismus wurden Kreuzfahrten zu Propagandazwecken genutzt: Besonders engagierte Arbeiter wurden mit einer Reise belohnt. Kabinenplätze wurden zudem an systemtreue Deutsche verlost. Während der NS-Zeit hatten deutsche Reedereien aber auch internationale Passagiere.

Kreuzfahrtschiffe der DDR durften nur in kommunistischen Ländern anlegen.
Kreuzfahrtschiffe der DDR durften nur in kommunistischen Ländern anlegen. © IMAGO | Ulrich Hässler

Ein ähnliches Prinzip verfolgte man in der DDR: Nur Bürger, die als landestreu galten und von ihrem Betrieb dafür vorgeschlagen wurden, konnten eine Kreuzfahrt unternehmen – und das ausschließlich in kommunistisch regierte Länder. An Bord konnten die Passagiere und die Besatzung damit rechnen, unter Beobachtung der Staatssicherheit (Stasi) zu stehen.

Von Luxusreisen zu Eventkreuzfahrten

Ab den 1960er-Jahren machte die Kreuzfahrtbranche einen entscheidenden Wandel durch: Um mehr Passagiere zu gewinnen, wandten sich immer mehr Reedereien von Luxusreisen ab und entwickelten bezahlbare Themen- und Eventkreuzfahrten, die den Mittelstand zur Zielgruppe hatten. Kurioserweise verhalfen auch TV-Sendungen den Reedereien zum Erfolg.

Die US-amerikanische Serie „Love Boat“, die auf dem Kreuzfahrtdampfer „Pacific Princess“ spielte, sorgte in den 1970er-Jahren für einen regelrechten Kreuzfahrt-Boom. Hierzulande war es die TV-Serie „Traumschiff“, die ab den 1980er Millionen Menschen von einer Reise auf einem Kreuzfahrtschiff träumen ließ. Zu gleichen Zeit wurde das Konzept der Mega-Schiffe populär, das 1987 mit der „Sovereign of the Seas“ der Royal-Caribbean-Flotte ihren Ausgang nahm.

Die größten Kreuzfahrtschiffe der Welt ähneln heutzutage Kleinstädte, die mit einer Fülle an Freizeitangeboten aufwarten. Neben den Ozeanriesen gibt es aber auch heutzutage noch Schiffe, auf denen man eine klassische Kreuzfahrt nach historischem Vorbild erleben kann – mit fester Kleiderordnung, luxuriösem Essen und Galaabenden.

Häufige Fragen und Antworten zur Geschichte der Kreuzfahrt

Wann gab es die erste Kreuzfahrt?

Die erste Kreuzfahrt, wie wir sie heute kennen, fand im Jahr 1891 statt. Organisiert wurde sie von der Reederei Peninsular & Oriental Steam Navigation Company (P&O), die eine Reise von England in den Mittelmeerraum anbot. Diese Reise markierte den Beginn des Kreuzfahrttourismus als eine Form des Luxusreisens für wohlhabende Passagiere.

Warum nennt man es Kreuzfahrt?

Der Begriff „Kreuzfahrt“ leitet sich aus dem nautischen Kontext ab, der das Kreuzen auf See bezeichnet, also das Segeln vor dem Wind in Zickzackkursen. Im Deutschen hat sich der Begriff etabliert, weil die Reisen oft das Durchqueren mehrerer Meere beinhalten und nicht nur eine direkte Route von einem Punkt zum anderen folgen. Heute steht der Begriff allgemein für Urlaubsreisen auf Schiffen, die verschiedene Destinationen ansteuern.

Was war das erste Passagierschiff?

Das erste speziell für Passagiere konstruierte Schiff war die SS Savannah, die 1819 den Atlantik überquerte. Es handelte sich um ein Hybrid-Schiff mit Segeln und einem Dampfantrieb, das allerdings nur 20 Passagiere befördern konnte und deren Dampfmaschine nur für kurze Zeit während der gesamten Reise genutzt wurde. Jedoch gilt die Britannia, ein Dampfschiff der britischen Cunard Line, das 1840 in Dienst gestellt wurde, als eines der ersten Schiffe, das regelmäßig Passagiere über den Atlantik transportierte.

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