Mit dem H'Otello K'80 in Berlin-Charlottenburg wird dem Ostteil der Szenestatus streitig gemacht. Der Westen erlebt eine hippe Rennaissance.

Berlin. Nach der Wende waren für lange Zeit die Szeneviertel Berlins im Osten der Stadt zu finden. Doch nach und nach wird nun auch der Westen wiederentdeckt. Und so erlebt Charlottenburg gegenwärtig eine Art Renaissance. Der großbürgerliche Stadtteil war schon immer mondäner als der Ostteil der Metropole. Hier wohnte schon immer die wohlbetuchte Klientel. Graffiti findet man kaum an den Häuserwänden; dafür schicke Läden, edle Boutiquen und feine Cafés sowie Restaurants. Es ist alles ein wenig exklusiver als im Ostteil.

Vom S-Bahnhof Savignyplatz sind es nur ein paar Schritte zum siebenstöckigen Hotelneubau an der Knesebeckstraße, auch der Ku'damm ist nicht weit. Beim Betreten des Foyers überzeugt das Design in hellen Farbtönen. Der Rezeptionsbereich wird von einem großen Marmorblock mit integriertem Kamin von Lounge und Bibliothek abgeteilt. Hier kann man entspannt in einem der vielen "Coffee Table"-Bücher blättern oder eine der verschiedenen Tageszeitungen lesen.

Der großzügige Gastrobereich wird zu allen Tageszeiten genutzt. Stühle und Sessel sind mit Filz bezogen, die Sitzbänke mit dunkelgrauem Stoff. Bequem sitzt man darauf an eckigen und runden Tischen. Gemäß dem Motto von Benjamin Franklin "There can't be good living, where there is no good drinking" lässt die Getränkekarte im Barbereich keine Wünsche offen.

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Geführt wird das Haus von der jungen Britta Olbrich. Die charmante Managerin hat sich in kurzer Zeit nach ganz oben gearbeitet: "Mein selbst gestecktes Ziel war es, mit 35 Jahren ein Hotel zu leiten. Nun habe ich es zwei Jahre früher erreicht!", sagt die ambitionierte Chefin des Hauses nicht ohne Stolz. Ihre Zuneigung zur Hotelbranche begann schon in ihrer Jugendzeit: "Ich bin frühzeitig viel gereist und habe oft in Hotels gewohnt, was ich immer toll fand", sagt sie begeistert, "deshalb habe ich nach dem Abitur nicht gleich studiert, sondern eine Ausbildung zur Hotelfachfrau begonnen."

Ihren Hotelbetriebswirt hat sie in Bad Reichenhall gemacht und dabei als Jahrgangsbeste abgeschnitten. Stationen auf den Malediven, beim Stanglwirt in Kitzbühel und im Maritim in Timmendorfer Strand folgten, bevor sie das Angebot der Hotelgruppe erhielt.

Seit September 2011 hat sie die Leitung inne, womit für sie ihr Traum in Erfüllung gegangen ist. "Ich habe mich in das Haus und die Philosophie der Hoteleigner richtig verliebt", sagt sie begeistert. Dazu zählt vor allem der individuelle und persönliche Stil des Hauses.

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Vor Kurzem hat die Berlinerin Jessica Djohari den Posten der Küchenchefin übernommen. "Ihre Berufung verstärkt die Frauenpower in den Hauptabteilungen des Hotels", kommentiert die Direktorin diese Entscheidung. Die moderne Art des Kochens mit leicht asiatischen Einflüssen spricht sehr an.

Während unterhalb der Woche hauptsächlich Geschäftsleute hier absteigen, kommen am Wochenende vor allem Stadttouristen. Sie wohnen in 84 Zimmern in drei verschiedenen Kategorien, deren puristische Klarheit und gute Lichtkonzeption überzeugt. Bodentiefe Fenster spenden viel Tageslicht. Die "offene Schranklösung" ist nicht jedermanns Sache: Anstelle des Schrankes gibt es eine Kleiderstange und Ablageflächen. Stark geräuschempfindliche Menschen sollten besser kein Zimmer zur Bahntrasse buchen. Trotz schallisolierter Räume ist der Zugverkehr hörbar. Aber es soll Gäste geben, die genau dies wünschen, "da der Blick auf die Gleise ein New-York-Feeling vermittelt", wie Britta Olbrich von Gästen weiß. Einen kleinen Saunabereich sowie einen Fitnessraum gibt es im Untergeschoss.

Bei schönem Wetter kann man auch auf der Terrasse bei den großen und beeindruckenden Bronzeplastiken sitzen, die der Künstler William Mac aus Toronto geschaffen hat.