Musik im Schloss, lebendiges Mittelalter und ein Theater, bei dem sich die Zuschauer südöstlich von Ratzeburg mal richtig treiben lassen können.

Ratzeburg. Am Schalseekanal südöstlich von Ratzeburg hausen Geister und Vagabunden. Wie aus dem Boden gewachsen tanzen sie plötzlich über eine Wiese am Ufer oder brechen im Wald aus dem Unterholz hervor und treiben ihren Schabernack mit den Paddlern, die in ihren Kanus auf der alten Wasserstraße vorbeigleiten. So schnell sie aufgetaucht sind, so schnell sind sie auch wieder verschwunden und warten in ihren Verstecken auf die nächste Kanugruppe.

Die Vagabunden sind Akteure des Kanu-Wander-Theaters, bei dem die Zuschauer von Szene zu Szene paddeln. Der sommerliche Spuk ist einer der Höhepunkte des Festivals „Kultursommer am Kanal“, das seit dem Jahr 2006 Künstlern im Kreis Herzogtum Lauenburg eine Bühne bietet. Vier Wochen lang, vom 16. Juni bis zum 16. Juli, bietet das Festival Konzerte, Autorenlesungen, Kunstinstallationen in der Natur und Atelierbesuche bei regionalen Künstlern.

„Dieses Festival ist so nur im Herzogtum Lauenburg möglich, Natur und Landschaft bestimmen die Themen. Seen, Wälder und Orte erzählen ihre Geschichten – Musik, Theater und Bilder erzählen sie weiter“, sagt der Intendant des Kultursommers, Frank Düwel.

Rund 1300 Quadratkilometer groß ist der Kreis Herzogtum Lauenburg, der schon lange kein Herzogtum mehr ist, aber bei seiner Eingliederung in die preußische Provinz Schleswig-Holstein 1876 diese Bezeichnung behalten durfte. Mit 48 Seen, von denen 40 den Naturpark Lauenburgische Seen bilden, und dem Sachsenwald, dem größten zusammenhängenden Waldgebiet Schleswig-Holsteins vor den Toren Hamburgs, bietet die Region jede Menge Natur.

Doch auch kulturelle Perlen gibt es hier zu entdecken. So ist das Gut Wotersen – besser bekannt als Schloss Wotersen – südlich von Mölln in jedem Sommer Spielort des Schleswig-Holstein Musik Festivals. 2012 sind fünf Konzerte in der Reithalle und ein Musikfest geplant. Das barocke Schloss, erbaut ab 1720 im Auftrag Andreas Gottlieb von Bernstorffs, wurde als Kulisse der ZDF-Serie „Das Erbe der Guldenburgs“ bundesweit bekannt.

Sehenswert ist auch die Kreisstadt Ratzeburg. Den Ratzeburger Dom stiftete Welfenherzog Heinrich der Löwe um 1165. Die mächtige Backsteinkirche – in den Sommermonaten Schauplatz von stimmungsvollen Konzerten und Freilichtaufführungen – liegt etwas erhöht auf dem nördlichen Ende der Ratzeburger Altstadtinsel. Bis 1937 war das Gebiet rund um den Dom eine mecklenburgische Exklave im schleswig-holsteinischen Ratzeburg.

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Zum Domhof-Komplex gehört auch das A.-Paul-Weber-Museum. Dort sind rund 300 Zeichnungen, Holzschnitte, Ölgemälde und Lithographien des Künstlers (1893-1980) zu sehen, der im gut 20 Kilometer entfernten Dorf Schretstaken gelebt hat. Im Keller des Museums lagern 700 zum Teil beidseitig bearbeitete Litho-Steine aus Solnhofer Kalkschiefer. Ein solches Steinarchiv ist weltweit einzigartig, weil die meisten Künstler die teuren Platten nach dem Druck abgeschliffen haben, um sie immer wieder zu verwenden. Auch Webers Lithographie-Presse steht im Museum und kommt bei den regelmäßigen Lithographie-Kursen zum Einsatz.

Mit Ratzeburg ist auch der Name eines weiteren Künstlers verbunden: Bildhauer und Dramatiker Ernst Barlach (1870-1938) verbrachte seine Kindheit und frühe Jugend in der Stadt und wurde

1938 auf dem Friedhof der Ratzeburger Vorstadt beigesetzt. Nicht nur im Barlach-Museum „Altes Vaterhaus“, sondern auch im Kreuzgang des Domklosters und auf dem Vorstadtfriedhof gibt es Skulpturen des Bildhauers zu entdecken.

Weniger beschaulich geht es bei „Racesburg Wylag“ Ende Juli zu. Dabei treffen sich auf der Schlosswiese Wikinger, Römer, Normannen und andere Völker zu Schaukämpfen, Knappen-Training und zum Exerzieren – eine bunte Völkerschau des Mittelalters.

Ob Till Eulenspiegel wirklich gelebt hat, weiß niemand so genau. Wenn es ihn aber gegeben hat, dann ist er 1350 im Heilig-Geist-Hospital in Mölln gestorben. So jedenfalls steht es in der ältesten Ausgabe des Eulenspiegelbuches von Hermann Bote, erschienen 1510. An der St. Nicolaikirche am Markt erinnert ein Gedenkstein aus dem Jahr 1350 an den Schalk.

Heute ist Till in Mölln allgegenwärtig: Ob im Eulenspiegelmuseum am Marktplatz, als Brunnenfigur mit blank gewetztem Daumen und Zeh - es soll Glück bringen, wenn man an beiden Körperteilen gleichzeitig reibt – oder bei den Eulenspiegel-Festspielen. Die werden alle drei Jahre in historischer Kulisse auf dem Markt ausgetragen – in diesem Jahr vom 9. bis zum 18. August ist es wieder so weit. Und auch einen leibhaftigen Till gibt es in Mölln. Er heißt mit bürgerlichem Namen Mario Schäfer, ist bei der Stadt Mölln angestellt und begrüßt Gäste der Stadt gerne mit launigen Späßen.

Einen Einblick in die Gartenarchitektur der 1960er und 1970er Jahre bietet der Möllner Kurpark. Der Park wurde 2007 als eine der wenigen in Schleswig-Holstein noch erhaltenen Parkanlagen der Nachkriegszeit unter Denkmalschutz gestellt und 2010 behutsam erweitert – eine fast perfekte Kombination von Natur und Kunst.

Herzogtum Lauenburg

Anreise: Die Anreise mit der Bahn erfolgt über die Bahnhöfe Lüneburg, Lauenburg, Büchen, Mölln, Ratzeburg oder Lübeck. Mit dem Auto erreichen Besucher das Herzogtum Lauenburg über die Autobahnen 1, 20 und 24.

Unterkunft: Eine Vielzahl an Hotelzimmer, Pensionen und Ferienwohnungen steht zur Verfügung.

Informationen: Tourismus- und Naturzentrum, Hauptstraße 150, 23879 Mölln, (Tel.: 04542/85 68 60, E-Mail: erlebnisreich@hlms.de)

- Programm Kultursommer am Kanal ( http://dpaq.de/ki770 )

- Kulturportal Kreis Herzogtum Lauenburg ( http://rzkultur.de )

- Auf den Spuren des Löwen durch Ratzeburg ( http://dpaq.de/qePGd )

- Museen in Ratzeburg ( http://dpaq.de/zxLef )

- Racesburg Wylag ( http://www.wylag.de )

- Eulenspiegel-Festspiele ( http://festspiele-moelln.de/ )

- Schleswig-Holstein Musik Festival ( http://dpaq.de/JT5Ww )

- Ratzeburger Dom (Domhof 35, 23909 Ratzeburg)

- Paul-Weber-Museum (Domhof 5, 23909 Ratzeburg)

- Ernst-Barlach-Museum (Barlachplatz 3, 23909 Ratzeburg)

- Eulenspiegel-Museum Mölln (Am Markt 2, 23879 Mölln)