Kapverdische Inseln, Italien, Frankreich, Kroatien, Barcelona und St. Peter-Ording. Überall dort werden ausländische Gäste zur Kasse gebeten, nur weil sie eben da sind. Touristen- oder Bettensteuer nennt man diese Abgabe, die täglich zu entrichten ist und sich in der Rechnung des Hotels, der Pension oder des Campingplatzes versteckt. Doch in St. Peter-Ording – das hier stellvertretend für alle deutschen Seebäder, Heil- und Kurorte stehen soll – treiben Gästekarten-Kontrolleure diesen Obolus ein, der pro Tag und pro Gast zumeist drei Euro beträgt und für die „Ein- und Aufrechterhaltung des hohen Urlaubsstandards, den unsere Gäste zu schätzen wissen“ verwendet wird. Dabei ist es egal, ob der Tourist nur kurz ans Wasser gehen oder den lieben langen Tag in der Sonne aalen möchte. Vorm Sand kommt immer erst die Kurtaxe. Die imaginäre Grenzlinie zwischen Promenade und Strand ist so unüberwindbar wie die Demarkationslinie zwischen Süd- und Nordkorea.

„Darf ich mal Ihre Gästekarte sehen?“ lautet dann die Frage, die beim Touristen augenblicklich Schweißausbrüche, Schnappatmung und Schockstarre hervorruft. Vor allem dann, wenn man eine bereits bezahlte Gästekarte vergessen oder gar verloren hat. Jetzt gibt es kein Entrinnen mehr. Und doch versuchen es die Verzweifelten oder Ahnungslosen oder angeblichen Ahnungslosen immer wieder, die legalen Strandräuber zu überreden und den Geruch des Meeres für lau einzuatmen: „Für drei Euro lohnt doch der ganze Aufwand gar nicht!“ Oder „Muss ich auch bezahlen, wenn ich schlechte Augen habe?“ Oder „Haben Sie denn kein Mitleid? Gestern hat es doch geregnet!“ Das sind nur drei von schätzungsweise 60 Überredungsversuchen, die der Gästekarten-Kontrolleur Günter Ollech, der zurzeit zufälligerweise an der Seebrücke von St. Peter-Ording seinen Job verrichtet, in einem kleinen Büchlein veröffentlicht hat. Aber Günter Ollech will damit kein Geld verdienen. Er möchte bloß mal wieder neue Ausreden hören.