Eine Kreuzfahrt mit einem Schaufelrad-Schiff von Nantes nach Saumur entlang der Schlösser

Benoît sitzt konzentriert hinter seinem riesigen Steuerrad. Sein Blick wandert auf die Sandbänke und seine Instrumententafel. „Der Wasserstand ist nicht sehr hoch. Doch das dürften wir problemlos schaffen“, erklärt er. Der Mittdreißiger hat als Kapitän schon die kurvenreiche Seine befahren, den Rhein und die Rhône. Doch die Loire sei ­wegen ihrer Untiefen und Strömungen besonders schwierig.

Seit April 2015 steuert Benoît die „MS Loire Princesse“. Die Reise beginnt in Nantes an der französischen Atlantikküste und endet rund 150 Kilometer weiter in der Pferdestadt Saumur. Nantes ist Heimatstadt von Jules Verne, des Autors von „In 80 Tage um die Welt“ und reich an Geschichte. Ein Tag ist für die Stadt eigentlich viel zu wenig. Zum Pflichtprogramm gehören das imposante Schloss der Herzöge der Bretagne mit seinen sieben Türmen und der 500 Meter lange Wehrgang, die eindrucksvolle Kathedrale Saint-Pierre-et-Saint-Paul, deren Bauzeit mehrere Jahrhundert dauerte (von 1434 bis 1891) oder die Pracht-Einkaufspassage Pommeraye aus dem 19. Jahrhundert, die ursprünglich den Hafen mit den neuen Stadtvierteln verband.

Zu den Anziehungspunkten für Touristen zählt seit 2007 der Tiermaschinenpark „Les Machines de l’Ile“ auf dem Gelände der ehemaligen Werften. Hinter dem Namen verbirgt sich eine imaginäre Welt à la Jules Verne mit Meeresungeheuern, Flugsauriern und einem haushohen Elefanten.

Die Loire ist mit mehr als 1000 Kilometern nicht nur der längste Fluss Frankreichs, sondern auch einer der letzten ungezähmten Flüsse Europas. Starke Strömungen, niedriger Wasserstand und Sandbänke machen die Navigation zu einem kleinen Abenteuer. Früher war die Loire auf 880 Kilometern noch schiffbar, angefangen bei La Noirie im Zentralmassiv bis zu ihrer Mündung bei Saint-Nazaire am Atlantik. Heute fahren auf der Loire fast nur noch kleine Fischerkähne und Kanus. Ausflugsboote können nur im letzten Flussabschnitt zwischen Angers, Nantes und Saint-Nazaire verkehren – und seit April 2015 auch die „MS Loire Princesse“. Mit 48 Kabinen ist sie das einzige Kreuzfahrtschiff auf der Loire.

Benoît kann sich nur allzu gut an den 10. Juli 2015 erinnern. „Da traf ­beides zusammen: eine besonders starke Strömung und ein niedriger Wasserstand.“ Deshalb lief das Schiff auf eine Sandbank auf. Kein Drama, nur ein ­kleines Abenteuer sei das gewesen, meint er. Nach sieben Stunden wurden sie schließlich abgeschleppt. Die Zeit überbrückten die Passagiere bei einem Sonnenbad auf dem Deck.

Auf der sechstägigen Reise stehen einige Landausflüge auf dem Programm, darunter die Weinstraße „Route de Muscadet“, die bis zum Schloss Cassemichère zu einer Weinprobe führt und von dort aus nach Clisson. Die mittelalterliche Stadt liegt im Herzen der Weinberge von Nantes. Aus ihrer Blütezeit wenige Jahrhunderte später stammen neben mehreren Kirchen und den Markthallen aus dem 15. Jahrhundert auch sein befestigtes Schloss.

Das Schiff legt auch im Städtchen Ancenis an. Die Sandbänke, an denen Benoît vorbeigesteuert ist, sind noch zu sehen. Die Gemeinde zählt rund 7400 Einwohner und liegt etwa 50 Kilometer nördlich von Nantes. Was es in Ancenis zu sehen gibt? Eines der zahlreichen Schlösser des Loire-Tals. Ancenis wird erstmals im Jahr 984 erwähnt und liegt direkt am Ufer der Loire, an der Frankreichs Könige und Adlige über 400 Schlösser und Burgen errichten ließen.

Die „MS Loire Princesse“ gehört der französischen Reederei CroisiEurope mit Sitz in Straßburg. Um die flachen Gewässer der Loire befahren zu können, hat sie einen Tiefgang von nur 70 Zentimetern und wird von Schaufelrädern angetrieben. „Jedes Stück des Bootes wurde gewogen, um es so leicht wie möglich zu machen“, sagte der Chef des 1976 gegründeten Familienbetriebs, Patrick Schmitter.

Die Kreuzfahrten auf der „MS Loire Princesse“ beginnen im Frühling und enden im Herbst, je nach Wetter- und Navigationsbedingungen. Ursprünglich fuhren die schwimmenden Hotels von CroisiEurope überwiegend auf dem Rhein. Heute besteht die Flotte aus über 25 Kreuzfahrtschiffen der Mittelklasse. 2018 soll ein weiteres Schiff mit Schaufelradantrieb auf der Elbe zwischen Berlin und Prag zum Einsatz kommen.

Anreise Mit Air France über Paris oder mit Lufthansa über München nach Nantes.Preise der Kreuzfahrt ab 1090 Euro pro PersonInfo Anton Götten GmbH, Faktoreistraße 1, 66111 Saarbrücken, Tel.: 0681/30 32 00, www.croisieurope.de