Besonders für Familien und Sportbegeisterte sind Rundum-sorglos-Ferien interessant

Es klingt verlockend: Im Reisepreis ist alles drin, er umfasst neben Flug und Unterkunft auch Essen, Trinken und andere Angebote bis hin zur Kinderbetreuung. Doch wer sich für all-inclusive entscheidet, sollte prüfen, für welche Leistungen er bezahlt hat und ob er sie wirklich nutzt.

Was vor mehr als 20 Jahren in der Karibik begann, dann seinen Weg nach Mallorca fand und vor allem in der Türkei boomte, hat inzwischen viele Fans. Verbreitet sind Komplettangebote mittlerweile auch in Nordafrika oder Bulgarien. Manche Kreuzfahrtschiffe werben damit, dass sogar Trinkgelder sowie Getränke bereits im Reisepreis inbegriffen sind. „Die Zahl der All-inclusive-Urlauber steigt, und nicht nur Familien mit Kindern wissen diese Urlaubsform zu schätzen“, sagt Torsten Schäfer vom Deutschen Reise-Verband (DRV). Auch Singles, Paare und Senioren zählen schon lange zu den Nutzern.

Jeder Veranstalter kann entscheiden, was inklusive ist

„Ai“ heißt nicht, dass immer gespart wird, aber da keine unerwarteten Nebenkosten für Essen, Eis, Er­frischungsgetränke und mögliche andere Leistungen anfallen, lässt sich das ­Budget besser kalkulieren. „Seit 2008 erlebt all-inclusive einen enormen Aufschwung“, so Schäfer. Finanzkrise und Unsicherheit im Job ließen viele Urlauber besonders aufmerksam mit ihrem sauer verdienten Geld umgehen – und etliche sind seitdem beim Rundum-sorglos-Paket geblieben.

Was dort drin ist, kann jedoch stark variieren. „All inclusive ist kein geschützter Begriff“, betont DRV-Sprecher Schäfer. Heißt: Jeder Veranstalter, jedes Hotel kann selbst entscheiden, was inklusive ist. Zum Beispiel in einem Drei-Sterne-Hotel (Scaleta Beach) auf Kreta, buchbar bei Alltours: Dort heißt all-inclusive laut Internetbeschreibung Essen und Trinken – aber nur zu bestimmten Zeiten: Frühstück, Mittag- und Abendessen in Buffetform, Snacks von 16 bis 17 Uhr, sowie Wasser, Säfte, Bier, Ouzo und Raki von 11 bis 22 Uhr. Tennis und Wassersport kosten extra. Eine Woche schlägt im Mai mit Flug mit rund 400 Euro zu Buche.

Etwa 700 Euro muss man in Griechenland auf Vier-Sterne-Niveau in den TUI Magic Life-Clubs rechnen – für Leute mit viel Hunger und Appetit auf Bewegung vielleicht trotzdem ein Geschäft. In den Magic-Life-Clubs sind Essen und Trinken 24 Stunden eingeschlossen, auch in den Spezialitätenrestaurants, dazu diverse Aktivitäten vom Yoga bis zum Aqua Cycling. In manchen Anlagen umfasst das Paket auch Tennis, Radtouren oder Wasserski.

Gegen das „Fusel- und Fraß“-Image von all-inclusive wendet sich inzwischen die Regierung der Balearen mit einer Reform des Tourismusgesetzes. In der soll unter anderem festgelegt werden, welchen Mindestprozentsatz die Hoteleinrichtungen wie Speisesäle, Zahl der Liegestühle am Pool im Verhältnis zu den Kapazitäten haben müssen. Außerdem sollen verschiedenfarbige Armbändchen für Kinder/Jugendliche und Erwachsene eingeführt werden, um einen eventuellen Alkoholkonsum Minderjähriger auszuschließen.

Generell geht der Trend nach Ansicht von Experten hin zu hochwertigeren Inklusiv-Reisen. In den Ai-Hochburgen der Karibik und Mexiko kündigte jetzt etwa die Palladium-Hotelgruppe an, Markenspirituosen auszuschenken und beste Black-Angus-Steaks auf die Grills zu werfen. In Hotels der Bahia-Principe-Kette in der Dominikanischen Republik sind inzwischen auch Wellness-Behandlungen teilweise inkludiert.

Plastikbändchen gibt es laut DRV-Sprecher Schäfer immer weniger: „Manche tragen es gerne und demonstrieren damit, dass sie sich einen Urlaub etwa in einem besonders bekannten Club leisten können. Bändchen-Gegner können dagegen immer öfter auf eine Chipkarte zurückgreifen.“

Eines sollte der Ai-Urlauber jedoch nicht vergessen: Nutzt er nur vorab ­bezahlte Inklusivangebote und geht deshalb kaum noch vor die Tür des Hotels, fehlt nicht nur der lokalen Wirtschaft Geld. Auch das Reiseerlebnis selbst wird womöglich eintöniger.