Liebe Tonia,

manchmal, wenn ich die Augen schließe, sehe ich mich wieder auf der Terrasse sitzen und versuche dabei, alle Eindrücke festzuhalten. Die Beine lasse ich durch das Wasser meines Privatpools baumeln, während mich die Morgensonne wärmt und weckt. Dazu die schönste Hintergrundmusik, die man sich vorstellen kann: Stille.

Als ich vor meiner Abreise in Hamburg gelesen hatte, dass das Fünf-Sterne-Hotel Blue Palace im Nordosten Kretas zwischen Elounda und Plaka über 251 Zimmer verfügt, hatte ich es mir viel trubeliger und lauter vorgestellt. Aber das war es zu keiner Zeit, auch wenn das Hotel bei meinem Besuch nahezu ausgebucht war. Wohl, weil das Gelände so weitläufig und großzügig angelegt ist. Ein bisschen kam es mir vor wie ein mondänes Dorf, das sich lässig an den Berghang schmiegt.

Was mich besonders beeindruckt hat, waren das Design und die Architektur. Du hast mir als Salesmanagerin von der Idee der Hotelgründer erzählt: Das Hotel sollte sich auf natürliche Art in die Umgebung einfügen. Eleganz statt Protz. Natürliche Materialien und Farben, gerade Linien und Luftigkeit. Und dann der Blick: Egal für welches Zimmer, welche Suite oder Villa sich der Gast entscheidet, immer blickt er von seiner Terrasse auf das türkisfarbene Meer. In der Mitte der Bucht thront die Insel Spinalonga, eine stumme Zeugin der Vergangenheit. Spinalonga war die letzte Lepra-Kolonie Europas. Erkrankte wurden wegen der Ansteckungsgefahr auf die Insel gebracht und lebten dort isoliert vom Festland, in Spitzenzeiten bis zu 1000 Menschen. Erst nachdem Anfang der 1950er-Jahre wirksame Medikamente erfunden wurden, durfte man die Insel verlassen – seit Ende der 50er ist sie unbewohnt. Die Mauern und Ruinen der Krankenhäuser, Kirchen und Wohnungen aber sind geblieben. Heute ist sie ein Freilichtmuseum – Hunderte Touristen kommen jeden Tag mit Booten angefahren, um durch die Ruinen zu wandern und die Insel zu entdecken.

Wer Spinalonga besuchen möchte, hat einen ganz besonderen Vorteil, wenn er im Blue Palace wohnt. Mit dem hoteleigenen Boot – einem original griechischem Kaik – mit dem die Hotelgäste binnen weniger Minuten auf Spinalonga sind. So habe auch ich es gemacht und genossen, dass ich schon vor der großen Stoßzeit am späten Vormittag dort war.

Gefallen hat mir auch, dass ich vom Hotelgelände zu Fuß in das kleine und sehr charmante Dörfchen Plaka rüberlaufen konnte. Auch in den Sommermonaten ist es hier nicht überlaufen und sehr entspannt. Es hat eben seine Vorteile, wenn man abseits der Touristenhochburgen im Westen der Insel unterkommt. Die Abende habe ich meist in einem der Hotelrestaurants verbracht – und davon gibt es ja genügend. Eine griechische Taverne mit Livemusik, ein weiteres griechisches Restaurant, ein Steakhouse, ein italienisches und asiatisches Restaurant. Geschmeckt hat es mir überall fantastisch – vielleicht auch, weil die Zutaten zum Teil aus Eurem hoteleigenen Biogarten kommen. So ursprünglich kann Luxus sein.

Viele Grüße, Juliane Kmieciak