Liebe Mathilde,

stellvertretend musst Du jetzt herhalten für die 177 Genossen, denen der „Altenauer Dorfwirt“ ja eigentlich gehört und die das alte Wirtshaus wieder haben aufleben lassen. Und natürlich gilt der Dank auch den Wirtsleuten Izabella und Florian, die mit der exquisiten Küche und ihrem Charme gehörig zum Erfolg beitragen. Aber Du hast als heimliche „Chefin“ der Projektgruppe ja doch einen ganz besonderen Anteil daran, dass Altenau jetzt überhaupt wieder ein Wirtshaus hat.

Da marodiert das Wirtshaus über zehn Jahre lang geschlossen vor sich hin, und der Ort rauft sich auf einmal zusammen, damit es nicht in fremde Investorenhände fällt, besinnt sich auf die guten alten Zeiten, als man beim Wirt nach getaner Arbeit den Feierabend noch bei einem Bier und einer Brotzeit hat ausklingen lassen. Gemeinsam, versteht sich. Nicht selten hatte damals auch noch jemand eine Quetschn, Gitarre, Zupfbass oder Klarinette dabei, und schon konnte die Musi aufspielen.

Diese besondere Wirtshaus­tradition habt ihr wieder belebt. In über 20.000 ehrenamtlichen Stunden das Gebäude saniert, geeignete ­Betreiber gesucht und gefunden und – voilà: Der Laden läuft wieder. Ich muss zugeben, ich war schon ein ­bisserl skeptisch. Ein Dorf stülpt sich die Bayern-Glocke über, und alles soll so sein wie anno dazumal. Aber wenn man dann bei Euch sitzt an einem ­ersten Donnerstag im Monat, das Bier nebst einem vorzüglichen Schweinsbraten aus Florians Ofen verspeisend, und am Nebentisch beginnt eine Viererkombo den ersten Ländler in den Oberammergauer Abendhimmel zu spielen, dann ist das schon etwas ganz Besonderes. Weil man beim Blick in die Runde nur in entspannte, zufriedene Gesichter schaut. 60 Leute sind es gewiss, von alt bis jung ist alles da und feiert. Das Leben, das Mitein­ander im Hier und Jetzt. Plötzlich ist da wieder ein Platz für das Gemein­same. Geschmackvolle Holzvertäfelung, ehrliche, schwere Holztische und Bestuhlung, natürlich alles handgeschreinert. Gemütlich. Dem Ländler folgen Gstanzl und dann der Walzer. Ein Prosit der Gemütlichkeit hört man hier nicht. Volksmusik ist das Stichwort, keine volkstümliche. Das ist wunderbar wohltuend. Später kommen Polka und noch ein paar Märsche. Der letzte führt mich dann ins Bett im ersten Stock. Beseelt bin ich drin gelegen, die Musik noch im Ohr, obwohl es um zwei Uhr ja schon verdächtig still geworden ist in Eurem Ort; nicht einmal die Kühe hört man mehr. Eigentlich hört man gar nichts. Trotzdem: Schon jetzt juckt’s mich, an einem ersten Donnerstag im Monat wieder vorbeizukommen.

Servus und auf bald, Andreas Dauerer