Zwei Stunden dauert in der Hochsaison das Warten im Pariser Louvre, um einen Blick auf die Mona Lisa zu erhaschen, bevor man von der nächsten fernöstlichen Reisegruppe auch schon wieder niedergetrampelt wird. Vor den Uffizien in Florenz wartet man im Sommer etwa drei Stunden auf den Einlass, im Empire State Building in New York mindestens eineinhalb Stunden auf den Fahrstuhltrip (so wie bei Mme. Tussauds in London), und wer sich nun auf den Markusplatz in Venedig traut, fühlt sich dort wie in der ersten Reihe eines Justin Timberlake-Konzerts. Vom handtuchschmalen Liegeplatz am Ballermann wollen wir gar nicht erst reden! Spätestens jetzt dürfte sich bei so manchem die Sehnsucht nach seinem klimatisierten Büro daheim einstellen – und dem kühlen Drink nach Feierabend, während saftige Koteletts ganz in Ruhe auf dem heimischen Grill brutzeln.

Aber uns zieht es ja immer wieder in die Ferne, vor allem an jene Plätze, wohin 95 Prozent aller Urlauber gleichzeitig reisen. Doch weil diese Sehnsuchtsorte dünn gesät sind (und weil aufgrund diverser Krisen auch immer wieder einige dieser Plätze „ausfallen“, wie etwa die Türkei zum Beispiel), ballt sich die Touristenschar dort, wo sie es gemeinhin als schön empfindet – und vielleicht auch, weil „man das im Leben mindestens einmal gesehen haben sollte“.

Damit könnte jedoch bald Schluss sein: Denn weltweit denken Stadtverwaltungen und Tourismusexperten darüber nach, wie man den Massentourismus eindämmen könnte. Diskutiert werden Zugangsbeschränkungen, Tagestickets sowie Mindestaufenthalte mit gleichzeitigem Landausflugsverbot für Kreuzfahrer – und das ist kein Scherz. Aber das macht nichts, denn Psychologen haben längst herausgefunden, dass die Urlaubsreise in den meisten Fällen dazu dient, bereits bestehende Vorstellungen zu bestätigen, zu fotografieren und im Netz zu posten – anstatt auf Reisen wirklich was Neues zu entdecken. Ganz egal, wohin wir auch reisen: Wir waren schon mal da.