Eine Qualitätsoffensive soll Mallorcas berühmteste Strandpromenade vom alten Schmuddel-Image befreien

Seit Jahrzehnten prägen Ballermann, Bierkönig und Schinkenstraße das deutsche Image der Playa de Palma auf Mallorca. Nach dem Willen von Palmas Bürgermeister José Vargas soll damit nun Schluss sein. Unser Autor befragte ihn nach konkreten Plänen.

Herr Vargas, Sie sind als Bürgermeister der Stadt Palma angetreten, einen Gästewandel an der Playa de Palma zu vollziehen und dessen Image des Ferienortes zu verbessern. Wie wollen Sie dieses Ziel erreichen?

José Vargas: Wir möchten die Playa de Palma zu einem Ferienort umgestalten, der nicht nur in der Sommersaison Gäste anzieht, sondern 365 Tage lang. Auf diesem Weg befinden wir uns. Die Playa soll zu einer Qualitätsdestination werden. Dazu arbeitet die Stadt Palma eng mit der Privatwirtschaft zusammen.

Die Playa de Palma ist mit deutschen Touristen groß geworden, die einen Qualitätsanspruch nie nachgefragt haben. Sie waren interessiert an günstigem Strandurlaub. Passt bei einem Marktanteil von 75 Prozent, den deutsche Touristen dort haben, dieser Qualitätsanspruch?

Wir haben das Produkt in Richtung unseres eigenen Qualitätsanspruchs verbessert. 21 Hotels haben in den vergangenen Jahren viel Geld investiert und ihre Kategorie gesteigert. Drei Premium-Hotels werden 2017 neu eröffnen, sodass es dann vier Fünf-Sterne-Hotels und 47 Vier-Sterne-Häuser an der Playa de Palma geben wird.Aber uns reicht das nicht. Wir wollen noch mehr tun, und mit dem fertigen Produkt unsere alten Gäste neu ansprechen, aber eben auch neue Gäste ansprechen.

Polizei und Gesetzgebung griffen zuletzt hart durch, um betrunken feiernde „Schmuddeltouristen“aus der öffentlichen Wahrnehmungan der Playa de Palmazu verbannen.

Diese Touristengruppen gibt es noch aus der historischen Entwicklung heraus. Mittlerweile sind sieaber nur noch eine Minderheit. Dieser Minderheit müssen wir mit strengen Gesetzen und hohen Strafen zeigen, dass das Verhalten, das jahrzehntelang an der Playa de Palma Usus war, dort heute nicht mehr geduldet wird. Nicht nur im Interesse der Stadt Palma übrigens, sondern auch für die große Mehrheit der Gäste an der Playa de Palma, die dieses Verhalten ebenso wenig schätzt.

Der Besitzer des „Mega Park“ wurde kürzlich festgenommen, unter anderem, weil er über Jahre ein Korruptionsnetz gespannt haben soll. Wie wichtig ist es, in der Stadtverwaltung reinen Tisch zu machen?

Diese Netzwerke zu ­zerstören ist der Schlüssel, um die Playa de Palma zurückzugewinnen. Wir sind auf dem richtigen Weg, aber es wird ­dauern.

Wie wird Playa de Palma in zehn Jahren aussehen? Werden Sie das Vergnügungsviertel ganz austrocknen oder planen sie rund um die ‚Schinkenstraße‘ eine geduldete Enklave wie zum Beispiel Sankt Pauli in Hamburg darstellt?

Viele Geschäftsleute rund um die sogenannte ‚Schinkenstraße‘ haben realisiert, dass ihr Geschäftsmodell keine Zukunft mehr hat. Das sehen die Söhne und Töchter dieser Geschäftsleute, die heute am Unternehmensruder sitzen, genauso. Die wissen, dass sie sich, wenn sie auf lange Sicht geschäftlich überleben wollen, ändern müssen. Und dDass sie sich wandeln, werden wir schon diesen Sommer sehen. Das künftige Image der Playa de Palma wird nichts mehr mit dem Image der Vergangenheit zu tun haben.

Wie reagieren die deutschen Reiseveranstalter, die in den vergangenen Jahrzehnten an der Playa de Palma ein gewaltiges Mitspracherecht hatten, auf die Pläne?

Der Marktanteil deutscher Gäste sank über die Jahre von rund 85 auf 75 Prozent, und nur ein kleiner Teil kam an die Playa de Palma, um dort Party zu machen. Aber: Reiseveranstalter verlieren an Bedeutung, weil viele Hotels ihre Gäste heute direkt ansprechen. Das heißt, dass je mehr Individualtouristen an die Playa de Palma kommen, die Mitsprache der Veranstalter schwächer wird. Auch sie werden sich anpassen müssen und ihren Kunden erklären, wie die neue Playa de Palma aussehen wird.