Seitdem es Brunnen oder irgendwelche anderen natürlichen oder künstlichen Wasserlöcher gibt, die sich dann auch noch rein zufällig an interessanten Orten befinden, gibt es viele Menschen, die nichts besseres zu tun haben, als Münzen in der jeweiligen Landeswährung in diese hineinzuwerfen. Es handelt sich dabei natürlich um Touristen, und die Frage lautet: Warum tun sie das? Warum geben sie nicht einfach ein bisschen mehr Trinkgeld im Restaurant?

Psychologen können dieses Phänomen nicht erklären, aber Historiker können das: Der Münzwurf ins plätschernde Feuchtbiotop lässt sich auf den altrömischen Brauch der „Stipes“ zurückführen – jene Geldopfer, die jede stinknormale Quelle augenblicklich in eine heilige Heilquelle verwandelten, wobei der Besitzer der Quelle meist das Geld einsackte und die Spender daran glauben ließ, dass sie nun unbeschadet an diesen Ort zurückkehren würden. In blutrünstigen Zeiten machten vor allem Soldaten vor einer Schlacht von dieser Möglichkeit Gebrauch.

Nebenbei bemerkt verhält es sich mit dem berühmten „Fontana di Trevi“ in Rom bis heute nicht anders: Täglich werfen dort Tausende von Touristen drei Münzen feierlich mit der rechten Hand rückwärts über die linke Schulter in diesen, um so irgendwann wieder nach Rom zurückzukehren. Wer dann aber morgens zwischen 4.30 Uhr und 5 Uhr dabei zuschaut, wie die Männer der römischen Stadtreinigung die Münzen aus dem Brunnen fischen, dürfte vermutlich von diesem Glauben abfallen.

In Thailand könnte das beliebte Münzenversenken sogar bald verboten werden: Denn vergangene Woche verstarb dort in der Provinz Chonburi die 25 Jahre alte Suppenschildkröte „Omsin“ an den Folgen einer siebenstündigen Operation. Sie wurde Opfer des Aberglaubens, dass ein Münzenwurf in einen Teich, in dem Schildkröten leben, zu Glück und einem langen Leben verhilft. Aus dem Magen und dem Darm des Schildplattlers holten die Tierärzte über sieben Kilogramm Münzen heraus, die das Tier gefressen hatte. Übersetzt heißt „Omsin“ übrigens „Sparschwein“.