Wer jetzt im Seebad Kühlungsborn Urlaub macht, kann sich bei einsamen Spaziergängen und Wellness entspannen

Die Ostsee liegt müde und matt vor der Küste Mecklenburgs. Der Sand wirkt verlassen. Es ist die ­Ruhe nach dem Sturm, das Ende des Winters. Seegras hängt in Zaun und Stacheldraht als Zeichen einer unruhigen Nacht.

Nicht weit von der Küste entfernt liegt Bad Doberan mit seinem Zisterzienserkloster. Gegründet 1186, wurde es schnell das mächtigste Kloster Mecklenburgs, bis es 1549 aufgelöst wurde. Erhalten haben sich das gewaltige Münster – eine fast kathedralenhafte Kirche – sowie die Ringmauer. Und hier befindet sich das ­alte Torhaus. In historischem Ambiente hinter rotem Backstein vermutet man eines gewiss nicht – exotische Gewürze.

Aufwärmen mit Kaffee, entspannen mit Salzpeeling

Neben Kaffee und Kuchen verkauft Pairat Hahn, die Ehefrau des Kühlungsborner Sternekochs Tillmann Hahn, dort Gewürze aus Asien und Arabien. „Es war mein Traum, einen Gewürzmarkt auch in Mecklenburg zu eröffnen“, sagt Tillmann Hahn, der lange als Küchenchef in Asien arbeitete. In Gläsern in Papptüten stehen zum Beispiel Kardamom, Zimt und geräucherte Chilischoten. 60 Sorten und Mischungen sind vorrätig, und es duftet wie in einem fernen Land. Pairat Hahn zerstampft am Mörser Kardamom – damit brüht sie dem Gast einen exotischen Kaffee. Der wärmt herrlich. Gewürztee mit Zimt und Sternanis geht auch. Man frage nach, was wärmen würde. Nicht nur den Bauch, sondern auch den Kopf; ein solcher Trank ist wie eine Entführung weg von der kalten ­Küste (www.torhaus-doberan.de).

Wenige Kilometer weiter westlich in Kühlungsborn herrscht mittlerweile Abendstimmung. Der Wind hat die Wolken vertrieben. Die ­sanfte, aber beständige Brandung läuft in mehreren Staffeln auf den feinen, sandigen Strand. Der Himmel leuchtet altrosa und das Meer in frischem, frostigem Blau. Bald verliert sich die frohe Abendstimmung in Grau und Düsternis, noch immer schleicht sich die Nacht früh heran, und die Ostsee verliert sich in der Dunkelheit. Das Meer kann im Winter sogar wärmend sein – wenn man es von draußen nach drinnen geholt hat. Ein Aufenthalt in einem Spa wie im Upstalsboom Hotelresidenz & SPA Kühlungsborn ist nach einem Tag an der kühlen Luft wunderbar wohltuend.

Nach einem Sturm suchen Einheimische Bernstein

Das ­Klima an der See ist im ­Winter einzigartig; es fördert die ­Abwehrkräfte und erfrischt den Geist, die Seeluft ist gut für Haut und Lungen. Mit Meeresprodukten spannen die ­Spa-Mitarbei- ter den Bogen vom ­Wohlfühlen an der See hin zu ­maritimen Wellnessbehandlungen. „Kreide und Algen entgiften, entschlacken und beruhigen die Haut“, sagt Mitarbeiterin Daniela Gleue. „Sand und Salz fördern als Peeling die Durchblutung und Regeneration der Haut.“ Im Lagunenbad plätschert die Musik ebenso leise wie das türkise Wasser. Durchpusten lassen, aufwärmen, loslassen.

Der kommende Morgen beginnt mit einem Farbspiel: Über der Ostsee türmen sich Wolkenberge, dahinter geht die Sonne auf. Die See ist fast noch schwarz, die unteren Wolken von dunklem Blaugrau. Das Bild ändert sich schnell, und klares Licht und satte Farben dominieren den Tag. Westlich von Kühlungsborn haben Wind und Wellen Schaumberge auf den Strand gespült. Die Brandung läuft weit auf den Strand. Menschen mit Tüten in der Hand gehen suchend an der Wasserkante entlang. Einheimische auf der Suche nach Bernstein. Profis stehen an solchen Tagen mit Keschern in der Ostsee. Wer Glück hat, findet ein kleines Stück dort, wo die Wellen Seegras, Holz und Muschelstückchen zusammengespült haben.

Egal, wie kalt es noch ist – nach einem weiteren Tag am Meer gibt es eine weitere Möglichkeit zum Aufwärmen. In der Whisky-Bar des Hotels Polarstern (www.polar-stern.com), ebenfalls gelegen an der Promenade. Hier spürt man fast, wie die Ostsee wieder kräftiger auf den Strand aufläuft, während der Wind an den kahlen Ästen zerrt. Also, ab zu Bülow’s GartenLounge. Hier ist Christian Kerber Barchef, und er hat für jeden Gast die passende Whisky-Empfehlung. Denn Kerber gebietet über mehr als 100 Flaschen Single Malt. In gemütlicher, gediegener ­Atmosphäre wirkt die Stimmung von draußen auf das Schönste nach – die Seeluft noch in der Nase, das Brausen der Brandung im Ohr.

In die Polster sinken und das Meer genießen. Soll der Winter ruhig noch mal kommen. Dann ist das Aufwärmen doppelt schön.