Im Salzburger Land setzt man auf Abwechslung – oder einfach nur auf Entspannen in kristallklarer Bergluft

Immer mehr Winterurlauber mögen nicht mehr von morgens bis abends die Hänge hinunterheizen, selbst wenn insgesamt 270 Pistenkilometer mit 70 Liftanlagen locken wie hier im Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn im Salzburger Land, dem größten Skigebiet Österreichs.

Angereichert wird der Spaß auf zwei Brettern durch verschiedene Outdoor-Aktivitäten, die eher unter den Begriff „Entschleunigung“ fallen. Wie Eislaufen und Eisstockschießen auf der Natur­eislaufbahn Ritzensee, Rodeln auf der sechs Kilometer langen Naturrodelbahn am Biberg oder bei Flutlicht vom Asitz sowie Pferdeschlittenfahrten.

Nordische Sportarten wie Langlaufen, Winterwandern oder Eislaufen liegen voll im Trend. Der neu angelegte Nordic Park Saalfelden übersetzt das angestaubte Image des Langläufers von damals ins Heute und verknüpft Bewegung hautnah in der Natur mit richtig gutem Essen in drei Gasthöfen mit regionalen Gerichten. 150 Kilometer top-gepflegter Loipen aller Schwierigkeitsgrade wie die 4,7 km lange Rennloipe der Weltklasse ziehen sich durch den Nordic Parc, Langlauf bis 22 Uhr geht auf der 1,8 km leichten Flutlicht-Loipe Ritzensee. Spielerisch werden die Kleinen im Fun & Snow Park an den Langlauf herangeführt.

Einkehrschwung in die Hendl Fischerei zur Hüttenjause

Durch den Schnee wandern, ganz ohne Bretter – auf drei Rundwegen im Nordic Parc füllen sich Stadtlungen mit Bergluft. Auch Schneeschuhwandern ist so eine Fortbewegungsart, die mindestens genauso viele Kalorien verbrennt wie Skifahren, aber bei der die Umgebung ganz bewusst wahrgenommen wird. Oder einfach mal stehen bleiben, um ­zuzuhören, was unser Guide Markus Mayrhofer zu erzählen hat. Über die Jahresringe gefällter Baumstämme oder über die Höhlen in den Leoganger Steinbergen, die sich als gewaltige Kulisse vor uns auftürmen. Ruhig durch den Schnee stapfen, begleitet vom Krächzen der Krähen statt von Discodauerberieselung aus Après-Ski-Bars.

Ohnehin ist Nachhaltigkeit das große Thema. Ein hauseigener Almhof liefert Bioprodukte für Haubenkoch André Stahl, der im Hotel Puradies in Leogang auf leichte Küche mit asiatischen Einflüssen setzt. Das Hotel entstand aus einem Pinzgauer Bauernhof aus dem 17. Jahrhundert. Harmonisch wirkt das puristische Innen mit dem Außen – sowohl im Mutterhaus, in den Chalets wie auch im weitläufigen Spa Badhaus.

Noch vor einigen Jahrzehnten wurden hier Kartoffeln und Getreide angebaut. „Im Tourismus sah mein Vater ­Sebastian Madreiter als einer der Gründungsväter die große und einzige Chance für die Zukunft von Leogang“, sagt der Puradies-Seniorchef, der ebenfalls Sebastian heißt. „Vom Bergbau, der 1970 stillgelegt wurde, konnte niemand mehr leben. Eine Bergbahn musste her.“

Und Vater Madreiter begann mit Überzeugungsarbeit bei den Bürgern von Leogang, sich am Bau zu beteiligen. Selbst wenn es nur ein paar Schillinge waren. Zwölf Leute waren es schließlich, die die Haftung übernahmen. Die Doppelsesselbahn Asitz I wurde errichtet. „Zu dumm nur, dass ausgerechnet im Winter 1971, als alle zur Eröffnung zum Gratis-Skifahren eingeladen waren, kein Schnee fiel“, sagt Sebastian Mad­reiter jr. Die Investoren mit seinem Vater als Geschäftsführer nahmen es als Impuls, den Asitz-Berg (1851 m) auch in höheren Lagen zu erschließen und schon 1972 den Anschluss nach Saalbach zu schaffen. Es hat sich gerechnet: „Heute sind an Spitzentagen 7000 Skifahrer im Gebiet unterwegs.“

Entschleunigen beim Skifahren? Geht, meint Charly Neumayr, der seit 29 Jahren in Leogang als Skilehrer im Einsatz ist und uns mit „Skifahren ist Kniefahren“ wieder auf Vordermann bringt. Zur Hüttenjause üben wir den Einkehrschwung in die Hendl Fischerei auf dem Asitz, einer Mischung aus Mountain Club und Hütte. Spezialität? Hähnchen. 60 Hütten gibt es im Skigebiet verteilt, 20 davon liegen am Via-Culinaria Genussweg für Hüttenhocker, wo Salzburger Spitzenköche mit Hüttenwirten Schmankerln entwickelt haben. Die Hendl Fischerei gehört dazu und Huwi’s Alm im Bergdorf Priesteregg, wo beim Hutessen in Abwandlung zu Fondue Fleischstücke auf einem Metallhut gegart werden. Kaiser und Könige logierten bereits im ältesten Wirtshaus von 1326 im Salzburger Land, lange bevor der Kirchenwirt in Leogang Genussstation der Via Culinaria war.

Hendl & Co. sind verdrückt, als Dessert gibt es optischen Genuss: „Von hier oben seht ihr den Großglockner mit den Hohen Tauern und Kaprun im Süden, das Kitzbühler Horn im Westen, die Leoganger Steinberge im Norden, das Steinerne Meer mit Watzmann und Hochkönig im Osten“, sagt Charly. Entschleunigung mit Gipfelblick.