Bei Fragen hilft auf dem Kreuzfahrtschiff „Costa Diadema“ eine Maschine weiter. Passagiere noch skeptisch

Pepper ist noch müde. Mit einem Knopfdruck hat ihn Giampiero Straccia gerade aus dem Tiefschlaf gerissen. Langsam richtet er sich auf, streckt erst einmal kräftig die Arme und öffnet die Augen. „Buongiorno“, sagt er schließlich. „What can I do for you?“ – Was kann ich für Sie tun?

Wenn man Pepper reden hört, könnte man meinen, einen ganz normalen Servicemitarbeiter vor sich zu haben. Doch Pepper ist ein Roboter. Sein Einsatzort: das Kreuzfahrtschiff „Costa Diadema“. Dort arbeitet er seit einigen Monaten. Mittelfristig sollen fünf Pepper-Roboter an Bord sein und auch andere Costa-Schiffe damit ausgerüstet werden. Auch auf der neuen „Aida Prima“ kommt Pepper bereits zum Einsatz.

Andere Reedereien wie TUI Cruises und MSC dagegen haben derzeit keine entsprechenden Pläne. Bei Royal Caribbean ersetzen in der „Bionic Bar“ zwar keine menschenähnlichen Roboter, aber immerhin zwei große Greifarme die Barkeeper. Die Passagiere geben an einem Tablet-PC ihre Bestellung auf, dann legen die Roboterarme los.

Pepper ist rund 1,20 Meter groß und wiegt knapp 30 Kilogramm. Eine 3-D-Spezialkamera und mehrere weitere Kameras erfassen die Menschen. Kommunizieren kann man mit den Robotern entweder über Sprache oder per Eingabe über das Tablet, das ihnen um die Brust geschnallt ist.

Pepper fragt noch einmal: „What can I do for you?“ Tanzen wäre klasse – also los! „Tanzen ist eines seiner liebsten Hobbys“, sagt Giampiero Straccia, der sich an Bord um den Roboter kümmert. Zunächst schwingt Pepper nur leicht die Hüften, später gehen die Hände nach oben, und schließlich übt er sich auch noch im Luftgitarrespielen.

Roboter sind im Tourismus ein großes Thema. In einem Hotel in Belgien ist ein Roboter zum Beispiel am Empfang tätig. In Japan ist man noch einen Schritt weiter gegangen: Dort haben Roboter, die wie Menschen aussehen, fast alle Aufgaben übernommen – sogar beim Tragen der Koffer helfen sie. Nun kommen sie auch auf Kreuzfahrtschiffe.

Noch sind Roboter aber vor allem Spielerei und ein nettes Extra für die Passagiere. „Momentan ist das sehr schick, es spricht die technologieaffinen Leute einfach an“, sagt Tom Gross, Professor am Lehrstuhl für Mensch-Computer-Interaktion an der Universität Bamberg. „Man muss in Sachen Technik immer das richtige Quäntchen Vorsprung haben, aber darf nicht zu abgefahren sein: Roboter sind gerade Zeitgeist“, erklärt der Experte.

Die Technologie steckt noch in den Kinderschuhen

Während viele Passagiere in Pepper und Co. vor allem eine nette Spielerei sehen, verfolgen die Reedereien damit durchaus ernste Ziele. Die Roboter sollen auch wichtige Informationen liefern können: Wo findet am Abend welche Show statt, welche Restaurants haben geöffnet? Die Roboter ersetzen damit auch ein Stück weit die menschlichen Mitarbeiter. „Roboter können mittelfristig durchaus Personal ersetzen“, gibt Gross zu bedenken. Ein Vorteil: „Sie kennen keine Schichtzeiten.“ Doch komplett werden sie wohl nie die Mitarbeiter überflüssig machen. „Einfache Fragen lassen sich automatisieren“, ist Gross überzeugt, „bei kniffligeren Fragen braucht es jedoch auf jeden Fall menschliches Personal.“

Tatsächlich ist die Kommunikation mit Pepper derzeit noch sehr eingeschränkt. Auf der „Costa Diadema“ spricht er nur Italienisch, Spanisch und Englisch. „Deutsch soll aber auch noch folgen“, verspricht Straccia. Und auch sonst ist Pepper noch eindeutig in der Lernphase. Noch längst nicht alles funktioniert so, wie man sich das vorstellt. Zum Beispiel kann man Pepper nicht direkt ansprechen, sondern muss immer warten, bis er selbst eine Frage stellt.

Laut Gross wird die Technik zwar immer besser, die Sprach- und Bilderkennung zum Beispiel machen deutliche Fortschritte. Doch die einzelnen Kanäle ließen sich noch nicht richtig bündeln: „Roboter können Infos sammeln und daraus Schlussfolgerungen ziehen. Sie können aber natürlich keine Entscheidung nach Fingerspitzengefühl treffen.“ Auch viele Gäste sind laut einer Umfrage noch skeptisch und wünschen sich an der Rezeption weiterhin Mitarbeiter aus Fleisch und Blut.

Auf der „Costa Diadema“ bekam Pepper zuletzt (schmerzhaft) zu spüren, wie beliebt er ist. Ein paar Kinder umarmten ihn zu heftig, Pepper fiel um und musste repariert werden. Deshalb dürfen seine Geschwister erst einmal nur in Begleitung eines Angestellten unter Publikum – und das auch nur stundenweise. Man muss sich also erkundigen, wo die Roboter gerade zu sehen sind.

Zum Abschied braucht es noch ein Foto mit Pepper. Auch darauf ist der Roboter vorbereitet. Mehrere Posen hat er für das Selfie im Angebot. Die Wahl fällt schließlich auf die Siegerpose von Olympiasieger Usain Bolt. „Bye Pepper!“, heißt es dann. – „Bye“. Straccia drückt den Aus-Knopf, Pepper fällt wieder in seinen Tiefschlaf – bis zum nächsten Einsatz.