Liebe Mallorca-Freunde, war das ein Januar. Die Insel meldete Land unter: Regengüsse wie seit 30 Jahren nicht mehr, Überschwemmungen, Orkanböen, Schneeschauer. Ganze Dörfer wie Campos und Porreres waren nicht mehr erreichbar. 30 Straßen mussten gesperrt werden. Die Stauseen Cuber und Georg Blau in der Serra de Tramuntana traten über die Ufer, im Hafen von Cala Ratjada rissen meterhohe Wellen ein Loch in den Deich. Mehrere Tausend Urlauber, die auf der Insel überwintern, hatten sich in ihren Fincas und Ferienwohnungen zurückgezogen. Unter ihnen auch der Hamburger Rentner Manuel Mühlbeck. „Das Hamburger Schietwetter ist gegen das Unwetter auf Mallorca harmlos“, berichtet er. „Jetzt hoffen wir auf viel Sonne während der Mandelblüte.“
Auf der Insel hat die Wanderzeit begonnen. „Der Februar ist ein idealer Zeitpunkt, um auf Tour zu gehen“, sagt Marie-Luise Grein. Die deutsche Naturliebhaberin aus dem Ruhrgebiet lebt seit Jahren auf Mallorca. Auf ihrer Website mallorca-wandern-trekking.com gibt sie aktuelle Tipps über Wandertouren, Trekkingrouten und Ausflüge. Als besonderes Highlight gilt die beliebte Trockenmauerroute. Diese beginnt im Westen in Andratx und endet im Norden in Pollenca. Sie ist aufgeteilt in acht Etappen. Es gibt neun Berghütten, in denen man übernachten kann. Zu günstigen Preisen, aber ohne Komfort.
Wenn es jedoch ein wenig komfortabler sein sollte, bieten sich die zahlreichen Landhäuser an. Sie gelten als die versteckten Kostbarkeiten Mallorcas. Eine der schönsten Fincas liegt in der Nähe von Ses Salines im Südosten: Sa Carrotja. Hier ist die Ruhe förmlich spürbar. Wer abschalten und entspannen will – hier ist es im Schatten von Mandel- und Feigenbäumen möglich. „Unsere Gäste müssen mindestens 15 Jahre sein“, sagt Guillem, der mit seiner Frau Pilar die Ferienfinca betreibt. Sa Carrotja eröffnet nach der Winterpause wieder am Freitag nächster Woche (www.sacarrotja.com, Tel. 0034/971/649 053). Man spricht Deutsch. Eine große Auswahl an Fincas findet man unter ­anderem auf den beiden Internetportalen www.fincas4you.com und www.­rusticbooking.com. Aber Mallorca bietet nicht nur Natur. Eine Alternative während eines Mallorca-Urlaubs in der Vorsaison ist die Inselhauptstadt. Bummeln Sie durch die schmalen Gassen der Altstadt und gönnen sich mal eine Pause bei einer Leckerei in einem Café. Ich kann Ihnen ein ganz besonderes Kaffeehaus empfehlen: das Can Joan de S’aigo in der Carrer de Can Sanc 10. Es ist mehr als 300 Jahre alt, wurde im Jahr 1700 eröffnet. Es gilt als das älteste Lokal in der Stadt. Die elegante und gemütliche Einrichtung versetzt die Gäste in vergangene Zeiten. Und wenn Sie es sich gemütlich gemacht haben, müssen Sie drei Dinge probieren: die heiße Schokolade, sie ist die beste Spaniens, die Ensaimadas, ein typisches mallorquinisches Gebäck, und das hausgemachte Eis (Tel. 0034/971/71 07 59).
Sollten Sie jedoch einen besonders guten Mittagstisch bevorzugen, dann heißt es: ab nach Santa Catalina. Coole Musik, lockere Atmosphäre und exotische Speisen von der thailändischen Kokos-Hühnersuppe über orientalische Pita mit Humus bis zu den Lammrippen à la française begeistern immer wieder die Gäste des Lokals „Duke“ in Palmas multikulturellem Stadtteil Santa Catalina. Duke Kahanamoku, geboren 1890 in Hawaii, war dreimal Schwimm-Olympiasieger und gilt als der Erfinder des Wellenreitens. Die drei Inhaber des Restaurants, Juanjo, Yago und Ronny, sind ­begeisterte Surfer und haben ihr Lokal nach ihrem großen Vorbild Duke ­benannt. Seit der Eröffnung vor mehr als sieben Jahren genießt das Restaurant ­absoluten Kultstatus. Besonders empfehlenswert zur Mittagszeit: das Menü del Dia Asia. Unbedingt reservieren (0034/971/071 738).
Zurzeit findet überall im Insel­inneren die traditionelle „Matanca“ statt: das Schlachtfest auf den Bauern­höfen. Dann kommen auch die erwachsenen Kinder, die längst nach Palma oder aufs Festland gezogen sind, regelmäßig wieder nach Hause. Sie helfen den Eltern beim Zerlegen des Schweines. Der schönste Teil aber ist für alle das Schlachtfrühstück mit den sogenannten Metzelstücken im „Frit de Mantanca“, der Kartoffelpfanne mit Innereien. Als eine Delikasse gilt das Fleisch von den schwarzen Schweinen. Aus ihnen wird der berühmte Serrano Schinken her­gestellt.