Das eigene Land ist noch immer das Lieblingsziel der Deutschen – aber auch immer mehr ausländische Gäste genießen unsere Heimat

Das Reiseland Deutschland setzt ­seine Erfolgsstory fort. Das kann daran liegen, dass die Deutschen sich im ­eigenen Umfeld am ­sichersten fühlen. Sei es, dass sie lange Anreisen scheuen oder dass Deutschland an Vielfältigkeit kaum zu toppen ist – ihr Lieblingsziel bleibt das eigene Land.

2016 freuten sich fast alle Bundesländer über ein Buchungsplus, meist im zweistelligen Bereich. Von Januar bis September 2016 wies das Statistische Bundesamt in den Beherbergungs­betrieben insgesamt 349,7 Millionen 44,8 in- und ausländische Gäste aus – ein Plus von drei Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum im Vorjahr. Erfasst wurden Unterkünfte ab zehn Betten. Damit war 2016 bereits das siebte Rekordjahr in Folge.

„Der Trend zum Inlandtourismus hält an“, prophezeit Professor Dr. ­Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen. „Ob Nord- oder Ostsee, Schwarzwald oder Alpen – immer mehr Bundesbürger entscheiden sich für einen Heimaturlaub.“ Und das offenbar ganz unabhängig von jeglicher Schönwettergarantie.

„2017 wird es um Entdeckungen in der Region gehen, aber auch Entschleunigung und individuelle, außergewöhnliche Unterkünfte werden in Zukunft noch gefragter sein“, sagt Claudia Gilles, Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Tourismusverbandes (DTV).

Das beliebteste Reiseziel der Bundesbürger innerhalb Deutschlands ist Bayern, die diesjährige Partnerregion der Reisen Hamburg. Mit über 90 ­Millionen Übernachtungen 2016 wird laut Landesamt für Statistik in Fürth voraussichtlich ein neuer Höchststand ­erreicht werden. Von Januar bis ­November 2016 stieg die Zahl der Übernachtungen im Freistaat im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als drei Prozent auf 85,2 Millionen, die Zahl der Gäste­ankünfte um 3,6 Prozent auf 33,1 Millionen.

Der Fokus liegt vermehrt auf Brauchtum und Tradition

Die Rangliste der beliebtesten Urlaubsregionen in Deutschland wird fort­gesetzt von Mecklenburg-Vorpommern und Baden-Württemberg. Die Palette der Urlaubsaktivitäten im Allgäu, am Chiemsee, im Bayerischen Wald oder Fränkischen Seenland umspannt E-Bike-Touren, Bergwandern, Golfen und Entspannung. Vor allem im Allgäu wird Alpenwellness mit heimischen Produkten besonders beworben.

In Deutschlands Mitte wandelt man im Martin-Luther-Jahr über Wander- und Pilgerwege auf den Spuren des Reformators. 500 Jahre, nachdem er seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg schlug, haben sich die Orte, in denen er lebte, herausgeputzt. Figuren aus Grimms Märchen begegnet man im Rotkäppchenland. In der nordhessischen Region lassen 26 Burgen und Schlösser Rapunzel und Dornröschen wieder lebendig werden. Märchenhaft geht es auch in der Rattenfängerstadt Hameln zu. Jeden Mittwoch vom 31. Mai bis 6. September wird das Musical „Rats“, die humorvolle Interpretation der Sage, gespielt. Auch im Harz finden „sagenhafte“ Open-Air-Aufführungen statt: Historische Gemäuer und Naturschauplätze bilden auf dem Hexentanzplatz in Thale, der Waldbühne in Benneckenstein oder vor der Stiftskirche in Bad Gandersheim die Kulisse für den „Zauberer von Oz“ und das Musical „Robin Hood“.

Zum Entschleunigen ist Mecklenburg-Vorpommern eine geeignete Region. „Wir übertreffen erstmals die Marke von 30 Millionen Übernachtungen“, sagte Bernd Fischer, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern. 2017 setzt das Urlaubsland auf „Tradition und Brauchtum“. Die Aktivitäten reichen vom Handwerk mit Bootsbau oder Fischerei, gelebten Bräuchen wie der plattdeutschen Sprache und dem Tonnenabschlagen, vom Landleben mit alten Gebäuden bis zu maritimen Traditionen wie die Herstellung von Strandkörben.