Spanien, Italien, Griechenland – Deutsche reisen vorwiegend in krisensichere Länder – Last minute ist out

„Die Tourismusbranche kann sich auf steigende Gästezahlen einstellen. Die Lust auf Urlaub ist ungebrochen. Viele Bürger sitzen bereits auf gepackten Koffern“, sagt Professor Dr. Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen. Dabei gehen die Reisen laut Prof. Reinhardt vor allem in spanische und italienische Gebiete. „Die Grundvoraussetzung bleibt die Sicherheit vor Ort. Solange diese auch nur gefühlt nicht vorhanden ist, weichen viele Touristen auf andere Ziele aus. Daneben muss das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmen und die Erholung garantiert sein.“

Durch die Bank versichern alle Touristiker: „2017 wird wieder mehr gereist.“ Und es wird früher gebucht, um die Engpässe des Vorjahres zu vermeiden, als sich aus Angst vor Terroranschlägen viele Reisewünsche auf vermeintlich sichere Ziele konzentrierten, die im Nu überfüllt waren.

„Last minute ist out“, weiß auch Arne Cornils vom Hapag Lloyd Reisebüro Jungfernstieg. „Die Urlauber wollen sichergehen, dass sie bekommen, was sie wollen. Dafür sind sie bereit, mehr Geld auszugeben. Obwohl sie in Ländern wie Ägypten, das sich wie Tunesien allmählich erholt, und in der Türkei jetzt Luxushotels und exzellenten Service für unschlagbar günstige Preise bekommen würden.“ Preiswerter wird es für Touristen nach der Ankündigung des Brexit auch in Großbritannien. Schon jetzt wurde das englische Pfund kräftig abgewertet.

„Bedingt durch die geopolitische Lage und Entwicklung rücken europäische Ziele wieder in den Fokus“, bestätigt Hanna Kleber, die neue Präsidentin des Corps Touristique e. V. (CT) Deutschland, der Vereinigung der ausländischen nationalen Tourismusorganisationen und Eisenbahnen in Deutschland. „Durch die Sorge vor Anschlägen werden Ziele ausgewählt, die mit dem Auto oder Camper zu erreichen sind. Insbesondere junge Familien und ältere Reisende haben ein verstärktes Sicherheitsbedürfnis und wählen daher Ziele in Deutschland oder Europa. Bei den jüngeren Reisenden geht die Entwicklung weiter in Richtung unabhängiges Reisen.“

Insgesamt verschieben sich die Reiseströme im Mittelmeerraum. Hoch im Kurs steht das diesjährige Partnerland Spanien, insbesondere Mallorca. 2016 starteten allein vom Hamburg Airport 855.826 Passagiere zur Lieblingsinsel der Deutschen. Das bedeutet einen Zuwachs von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auf der Gewinnerspur befindet sich auch ­Griechenland wieder. Der Grund sind neben großer Gastfreundlichkeit, die auch Kroatien zu einem beliebten Reiseziel macht, viele Hotels, die ohne Not auch später noch zu buchen sind. Obwohl die Nachfrage nach Türkeireisen insgesamt rückläufig ist und viele deutsche Kreuzfahrtanbieter die Anläufe in türkischen Häfen gestrichen haben, zeigt sich Kathrin Rueter-Pantzke von Öger Tours zufrieden über die Entwicklung auf der Halbinsel Bodrum an der türkischen Westküste. „Wir ­haben dort ein Gästeplus erzielt, weil wir die Flugkapazitäten ausgebaut ­haben und Bodrum auch von Hamburg direkt erreichbar ist.“

Bei den Fernreisen setzen vor ­allem die USA ihre Erfolgsstory fort. Trotz des starken Dollars verzeichnet Nordamerikaspezialist Canusa Touristik ein unverändert hohes Interesse.

Klare Trends erkennt auch die Reisesuchmaschine Skyscanner in ihrer Trendstudie. Neben Griechenland sieht sie die Dominikanische Republik und Mauritius bei den Fernzielen in der Beliebtheit der Deutschen ganz vorne. Bereits im November 2015 haben die Vereinten Nationen 2017 zum „internationalen Jahr des nachhaltigen Tourismus“ erklärt. „Sie machen damit auf ein Thema aufmerksam, das sich durch alle Zielgruppen zieht“, sagt Hanna Kleber vom CT. „Naturerlebnis, Nachhaltigkeit, Erholung, Erlebnis, ­Sicherheit und Service, das sind die Themen für die nächsten Jahre.“