Wer eine Reise in ein exotisches Land plant, sollte sich vorher rechtzeitig beraten und impfen lassen

Ob Bali, Kenia oder Indien: Vor allem, wenn es in die Ferne geht, sollten sich Reisende über gesundheitliche Risiken am Urlaubsort informieren und eventuell impfen lassen, damit es nicht zu bösen Überraschungen kommt.

Frühzeitige Beratung

Manche Impfungen entfalten den vollen Schutz erst nach mehreren Wochen. Daher ist es sinnvoll, sich schon einige Monate vor dem Urlaub mit dem Thema zu beschäftigen. Das Impfprogramm sollte möglichst zehn bis 14 Tage vor Reiseantritt abgeschlossen sein, heißt es bei der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (DTG, www.dtg.org). Trotzdem sei auch bei Last-Minute-Reisen eine kurzfristige Impfung besser als gar keine.

Bei einem Beratungstermin benötigt der Arzt möglichst genaue Angaben: In welches Land wird gereist, zu welcher Jahreszeit und unter welchen ­Bedingungen? Susanne Glasmacher, Sprecherin des Robert Koch-Institutes in Berlin, empfiehlt die Ärzteliste des „Forum Reisen und Medizin e.V.“, bei dem man gezielt nach einem reisemedizinisch fortgebildeten Arzt in der Region suchen kann (unter www.frm-web.de/aerztelisten). Weitere Anbieter reisemedizinischer Beratungen seien die Tropeninstitute und teilweise auch Gesundheitsämter. Auf der Website des Auswärtigen Amtes (www.auswaertiges-amt.de) sind Informationen über häufige Infektions- und Tropenkrankheiten aufgeführt.

Risiken einschätzen

Der Rucksack-Reisende, der viel Kontakt mit Land und Leuten hat, hat ein größeres Risiko zu erkranken als der Feriengast, der sein Hotel kaum verlässt. Beispiel Tollwut: Für Individualreisende, die in Asien, Afrika oder Lateinamerika auf streunende Hunde, Katzen oder Affen treffen, ist eine Impfung gegen Tollwut wichtiger als für Urlauber auf einer Kreuzfahrt. Trotzdem gilt: Wer auf Nummer sicher gehen möchte, zieht die Impfung vor. Etwa 55.000 Menschen sterben nach Angaben des Centrums für Reisemedizin (CRM), eines Instituts in Düsseldorf, jährlich weltweit an Tollwut. Um sich zu infizieren, ist kein Biss nötig; es reicht, wenn eine kleine Wunde mit dem Speichel eines infizierten Tieres in Kontakt kommt. „In der Regel beträgt die Inkubationszeit drei bis acht Wochen. In Einzelfällen kann es sogar mehrere Jahre dauern, bis die Krankheit ausbricht“, sagt Professor Dr. Tomas ­Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des CRM. Für ausreichenden Schutz sorgt eine Impfung mit drei Dosen innerhalb mehrerer Wochen. Notfalls ist auch eine Schnell­immunisierung innerhalb nur einer Woche möglich.

Krankheiten von A bis Z

Das Centrum für Reisemedizin bietet neben aktuellen Meldungen eine Übersicht von Krankheiten von A bis Z: Von Affenpocken bis hin zu Zika. Die meisten Impfungen können durch niedergelassene Ärzte durchgeführt werden. Bestimmte Impfstoffe wie gegen Gelbfieber dürfen nur in Tropenmedizinischen Instituten der Universitätskliniken verabreicht werden, das es auch in Hamburg gibt (mehr Infos unter www.rki.de/reise).

Malaria

Die gefürchtete Tropenkrankheit Malaria, in Afrika verbreitet, ist als „Touristen-Import“ infolge verstärkter Vorbeugemaßnahmen insgesamt rückläufig. Allerdings gab es laut Tropengesellschaft im Jahr 2014 mit 1022 Fällen in Deutschland eine deutliche Erhöhung, die vor allem Menschen mit Migrationshintergrund betrifft. Es handele sich dabei oft um Zuwanderer, die ohne ausreichenden Schutz ihre Familien in den Heimatländern besuchen. Da der Malaria-Erreger, der durch die Anopheles-Mücke übertragen wird, zusehends resistent gegen Medikamente werde, sollen Reisende auf lange Kleidung, nachts Moskitonetze und die Verwendung von Repellents achten. Diese Insektenschutzmittel sollten den Wirkstoff DEET (z.B. in No Bite, Anti Brumm) oder Icaridin (z.B. in Autan) beinhalten. Ob und welches Medikament zur Prophylaxe oder zur Selbsttherapie verwendet wird, muss mit einem Arzt abgeklärt werden, da die Präparate unterschiedlich geeignet sind.

Kosten

Bevor zur Tablette oder Spritze gegriffen wird, sollten Kosten und Nutzen der Impfung abgewogen werden. Dies gilt, so Experten, auch für den finanziellen Aspekt, denn Impfungen können schnell mit einigen Hundert Euro zu ­Buche schlagen. Laut Centrum für Reisemedizin haben viele Krankenkassen ihr Leistungsspektrum nicht nur auf wichtige Reiseimpfungen ausgeweitet, sondern übernehmen auch die Kosten für eine Malariaprophylaxe bei privatem Auslandsurlaub. Bei der schriftlichen Anfrage nach der Kostenerstattung sollte das Reiseziel genannt, gegebenenfalls das Flugticket in Kopie mitgeschickt werden. Einige Kassen haben Pauschalgrenzen eingeführt. So erstattet die Barmer GEK bei Reiseimpfungen jährlich bis zu 100 Euro pro Versichertem und Kalenderjahr. Eine umfassende reisemedizinische Beratung muss der Patient weiterhin selbst zahlen.

An Bord und vor Ort

Nicht nur in exotischen Zielen lauern Gefahren. Sommerurlauber in Bayern oder Österreich sollten eine Zeckenschutzimpfung gegen FSME (Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (Hirnhautentzündung) in Betracht ziehen. Besonders weist die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin außerdem auf den Sinn von saisonalen Grippeschutzimpfungen für Fernreisende hin: Vor allem Kreuzfahrtgäste können sich so vor gefährlicher Influenza schützen.