Sie machen sich Gedanken, wo es in diesem Jahr im Urlaub hingehen soll? Hören Sie auf damit. Und glauben Sie den Versprechungen der Reiseveranstalter kein Wort, die behaupten, mit einer Reise könne man dem Alltag entfliehen. Denn hinter Ihrer Haus- oder Wohnungstür oder hinter der Landesgrenze, womöglich noch hinterm Horizont, herrscht ebenfalls bloß grauer Alltag.

Überlegen Sie mal: Erst putzen Sie tagelang Ihr Heim, weil Sie sich schon vor der Abreise auf Ihre Rückkehr freuen. Dann müssen Sie Ihr Haustier unterbringen und noch einen Freund oder Nachbarn dazu überreden, sich in Ihrer Abwesenheit um Ihren Briefkasten und das Wässern Ihrer Pflanzen zu kümmern. Zu diesem Zeitpunkt sind Sie längst ein nervliches Wrack, weil Sie schon vor Monaten einen Haufen Geld ausgegeben haben, ohne zu wissen, ob Ihre Urlaubsunterkunft so beschaffen ist wie im Katalog angepriesen. Dann stehen Sie beinahe ununterbrochen im Stau oder fliegen wegen der überbuchten Maschine erst 16 Stunden später ab, bloß um – beispielsweise an der Algarve – zu essen, zu trinken, mit zahllosen Fremden in Kontakt zu kommen, auf die Toilette zu gehen und sich die Zähne zu putzen – wenn Ihr Koffer zufällig mit Ihnen mitgereist sein sollte.

Das alles könnten Sie zu Hause günstiger haben! Abgesehen davon, dass Sie sich nicht mit defekten Klimaanlagen, Durchfällen, englischen oder russischen Touristen, schreienden Kindern, kaputten Aufzügen, unfreundlichem Personal und Sonnenbrand herumschlagen müssen – sowie mit der größten Lüge überhaupt: „Reisen erweitert den Horizont.“ Nein. Denn Sie werden, ganz egal wohin Sie verreisen, nichts erfahren, was Sie nicht schon im TV gesehen haben. Nehmen Sie sich daher die Weisheit des chinesischen Denkers Lao Tse zu Herzen, der sagte: „Auch eine Reise von tausend Meilen beginnt immer mit dem ersten Schritt.“ Sie würden bloß zwei mehr benötigen, um anzukommen. In Ihrem Fernsehsessel.