Es soll ja nicht wenige Menschen geben, die verreisen eigentlich nur deswegen, weil sie sich wie die Schneekönige darauf freuen, schon bald wieder nach Hause fahren zu dürfen. Das sind diejenigen, die sich auf diese Weise mindestens ein- bis zweimal im Jahr die Bestätigung holen müssen, dass es zu Hause doch am schönsten sei.

Aber ist es in Wahrheit nicht viel eher so, dass die Heimkehrer bereits nach kürzester Zeit auf übelste Weise schmerzhaft mit dem grauen Alltag konfrontiert werden? Na gut, die Wohnung oder das Haus sind von oben bis unten gründlich geputzt, auch der Kühlschrank ist picobello sauber, und die Bettwäsche, die man noch rasch vor der Abreise gewechselt und dadurch fast den Abflug verpasst hatte, duftet frisch. Doch irgendwann schlägt die Stunde der Wahrheit. Der Erkenntnis. Und zwar dann, wenn die Heimkehrer ihren Briefkasten öffnen und ihnen etwa ein Dutzend Fenster-Briefumschläge aus schlammfarbenem Recycling-Papier entgegenflattert. Dabei handelt es sich nicht um Liebesbriefe. Sondern um Mahnungen, Zahlungsaufforderungen, negative Behördenbescheide, Ankündigungen von Beitragserhöhungen oder Kürzungen von finanziellen Leistungen.

Ja, Sie vermuten ganz richtig: Zwischen Behörden, Banken, Versicherungs- und Versorgungsunternehmen besteht die Absprache, dass ein Versenden sämtlicher unangenehmer Schreiben ausschließlich in den kostbarsten Wochen des Jahres geschehen soll. Hierfür haben all diese Institutionen inzwischen sogar eigene Abteilungen eingerichtet, in denen Social-Media-
Experten anhand der Urlaubs-Postings die Seiten der Netzwerke danach kontro­l­lieren, wann und wie lange die Empfänger sich auf Reisen befinden. Tipp: Posten Sie keine Urlaubserinnerungen, und lassen Sie auch Ihr Mobiltelefon (GPS-Ortung!) daheim. Wenn Sie schon eine Urlaubserinnerung benötigen, schreiben Sie sich doch einfach selbst eine Postkarte.