Seoul/Busan. So geht Hochgeschwindigkeits-Zug, Herr Grube: Der KTX bietet trotz angegilbten Charmes WLAN für alle, niedrige Preise und noch viel mehr.

Das letzte Mal, dass sich ein deutscher Bahnschaffner im Dienst verbeugt hat, muss gewesen sein, als Kaiser Wilhelm II. per Zug von Berlin nach Hamburg fuhr. In Südkorea tun es die Männer und Frauen in Bahnuniform jedes Mal, wenn sie einen Großraumwagen betreten oder ihn verlassen. Das geht dann so: Tür auf, Verbeugung, durch den Wagen schreiten. Und rückwärts: Langsam auf die Zwischentür zuschreiten, den Schalter zum Öffnen bedienen, einmal umdrehen, Verbeugung Richtung Fahrgäste, Abgang.

Es zeugt zwar nicht wirklich von moderner Kundenfreundlichkeit, aber doch von tiefem Respekt, wenn sich die Schaffner im modernen KTX-Schnellzug zwischen der Megacity Seoul und der Millionenmetropole Busan im Süden der Halbinsel ihrem Arbeitsritual widmen. Schön, dass ihr mitfahrt, bedeutet die Geste, ihr seid unsere Gäste, unser Zug ist euer Zug.

Diese Einstellung zur Arbeit und den Passagieren gegenüber wünscht man sich auch von den Mitarbeitern der Deutschen Bahn, Herr Grube! Muss ja nicht die feudale Verbeugung sein. Und man wünscht sich wie in Südkorea: ein funktionierendes, kostenfreies Wlan für alle, was bei uns erst jetzt eingeführt wird; eine klare Preisstruktur; günstige Tickets; einfache Buchung und Reservierung im Internet; feste zugewiesene Sitzplätze, die auch da sind, wo man sie sucht; Fernzüge, die im 20-Minuten-Takt fahren und nicht jedes Mal an jeder Milchkanne halten.

Hier zwischen Busan und Seoul müssen die Schaffner auch keine Fahrkarten kontrollieren, sie wissen ja, wie viele Leute reserviert haben. Ist beim Übersichtscheck ein Passagier zu viel im Wagen, fragen sie höflich nach der Reservierung.

Zugegeben, es sind noch einige 90er-Jahre-Modelle des KTX auf den Schienen unterwegs, die erst langsam von modernen Zügen abgelöst werden. Der Komfort allerdings ist ausreichend und im Vergleich zu Deutschland ist das Überbrücken von 450 Kilometer Entfernung in zwei Stunden und 40 Minuten für 40 Euro echt abgefahren.

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