Liebe Rezeptionistin,

wir haben uns einander gar nicht richtig vorgestellt. Jetzt weiß ich nicht mal Ihren Namen. Sie sind die mit dem Lachen, die Einzige, die am Abend an der kleinen Rezeption Dienst tat – und die Einzige am nächsten Vormittag. Die, die so herzlich war – und vor lauter Begeisterung gar nicht mehr aufhören konnte, meinen davon nicht minder begeisterten Hund zu streicheln.

Wir waren zu zweit da, hatten keine Reservierung, haben vorsichtig gefragt, ob bei Ihnen Hunde erlaubt wären. Sie haben das begeistertste und am längsten gezogene „Oui!!!“ gerufen, das man sich vorstellen kann. Tatsächlich wäre es schwierig gewesen, wenn es anders gekommen wäre: Die Sonne ging bereits unter, und in Mirmande im französischen Département Drôme auf ungefähr halbem Weg zwischen Valence und Montélimar gibt es außer Ihrem nur noch ein weiteres Hotel.

Wir wollten gar nicht gezielt hierher, hatten uns einfach auf dem Weg aus der Provence Richtung Norden treiben lassen, lange schon die gar nicht weit entfernte Autoroute du Soleil verlassen, sind immer schmaleren Straßen gefolgt und haben dann am Ortseingang das Schild gesehen, wonach Mirmande zu den schönsten Dörfern Frankreichs gehört – und wollten plötzlich bleiben.

Ihr Hotel mit der Natursteinfassade, den dunklen Holzdielen, der rustikalen und doch überhaupt nicht überladenen Möblierung passt bestens hierher. Eines der schönsten Dörfer ist Mirmande ganz sicher: das mittelalterliche Ortsbild geschlossen, alles alt, aus aufeinandergestapelten Steinen errichtet, vieles restauriert, manches liebevoll herausgeputzt. Nichts sieht dabei wie ein Museum aus, nichts wie bloße Fassade zur Förderung des Tourismus: In den Gassen ist Alltag, hier sind Menschen zu ­Hause. Und man spürt, dass sie gerne hier leben.

Richtig gut gefallen hat uns auch Ihr Restaurant „Margot“ – wegen des Essens, aber auch, weil es nicht im Hotel ist und deshalb einen ganz kleinen Spaziergang durch Ihren Bilderbuchort erforderlich macht. Und weil der Kellner dort den Hund ebenso euphorisch begrüßt hat, wie Sie es getan hatten. Er hätte während des Essens übrigens auch gut im Zimmer bleiben können, er kennt das, kommt damit klar, macht nichts kaputt. Aber Sie hatten darauf bestanden, dass er mitgeht. „Der gehört doch zu Ihnen“, hatten Sie gesagt – und ihn kurzerhand bei der Tischreservierung mit angemeldet. Er freute sich und wir uns auch. Danke dafür. Und überhaupt: für so viel unverhoffte Herzlichkeit in einem kleinen Dorfhotel.

Au revoir. Ihr Helge Sobik