Geben Sie es ruhig zu: Sie konnten nicht widerstehen. Sie mussten einfach noch mal in diesen vollgestopften Souvenirladen stöbern gehen. Erst vorgestern war das, in der Altstadt von Mombasa. Aber jetzt sind Sie wieder zu Hause und wissen nicht, wohin mit dem imposanten afrikanischen Phallus aus echtem Elfenbeinimitat. Denn Ihre Wohnung quillt längst über von den Reiseandenken, die Sie sich in den vergangenen Jahren gegönnt haben, allerdings ohne richtig zu wissen, warum sie das Zeug überhaupt gekauft haben. Wer braucht schon Espressolöffel mit Miniaturen des Schiefen Turms von Pisa als Stiel? Und wann haben Sie Ihr „I love Marrakesch“-T-Shirt zum letzten Mal getragen? Sich in den Kunstseidenkimono aus Kyoto eingewickelt? In die Panflöte aus Lima hineingeblasen? Die Lithiumbatterie des blinkenden Eiffelturms gewechselt? Oder die Matrioschka-Püppchen aus St. Petersburg abgestaubt?

Der geheimnisvolle Mitbringsel-Magnetismus hat was mit Psychologie zu tun; mit dem inneren Zwang des Touristen, sich an seine Urlaubsreise auch haptisch erinnern zu wollen. Grämen Sie sich nicht. Sie sind nicht allein. Millionen Reisende vor Ihnen haben ebenfalls vor der Überredungskunst der Händler auf dem Basar in Istanbul kapituliert und eine handgeknüpfte Brücke erstanden – über die seit der Heimkehr jedoch noch niemand gegangen ist, weil sie zusammengerollt im Keller liegt. Und wenn Sie all Ihre Souvenirs genauer unter die Lupe nehmen, werden Sie feststellen, dass Sie im Grunde stets nur ein einziges Land bereist haben. Denn über 90 Prozent aller Mitbringsel tragen den Aufdruck: „Made in China“.