Die Baleareninsel hat eine Trendwende zu einem neuen Image eingeleitet: Mehr 5-Sterne-Hotels für gut zahlende Urlauber

Man reibt sich die Augen und staunt: Auf den ersten Blick wirkt es wie eine gewaltige Festung, die in den mit Kiefern bewachsenen Berg gebaut wurde. Doch das sandsteinerne Gebilde entpuppt sich als moderner Rückzugsort für betuchte Urlauber. Als eine Luxusanlage, die in den grünen Hügeln des abgelegenen Tals von Cap Vermell an der wenig erschlossenen Nordostküste Mallorcas nachhaltigen Tourismus etablieren soll. Seit Anfang Juni genießen die ersten Gäste im neuen Park Hyatt Resort ihre Ferien.

Dabei hatte das neue Projekt nicht überall Anklang gefunden. Jahrelang protestierten mallorquinische Naturschützer gegen die geplante Luxusanlage und bezeichneten den Hotelkomplex als „Monster“. Doch schließlich setzten sich die Bauherren mit dem Hinweis durch, dass überwiegend inseltypische Materialen verbaut und viele neue Arbeitsplätze geschaffen würden. Etwa 60 Prozent der an die 140 Mitarbeiter zählenden Belegschaft seien Mallorquiner oder Spanier, erklärt die Hotelleitung. Zur Hauptsaison werde der Anteil der Einheimischen sogar auf 80 Prozent steigen.

Es scheint, als habe Mallorca jetzt endgültig die Trendwende zu einem neuen Image eingeleitet: Mehr Luxus für gut zahlende Urlauber. Schon seit Jahren wird versucht, neben dem Massentourismus den Individualurlaub für den verwöhnten Gast zu fördern. Alexandra Wilms, Sprecherin des Tourismusministeriums, bestätigt: „Die Hotels rüsten auf, und es werden neue 5-Sterne-Häuser gebaut.“

Auf der Insel gibt es 32 Fünf-Sterne-Hotels mit mehr als 6500 Betten und zwei Fünf-Sterne-Superior-Häuser mit 550 Betten. Hotels, die mittlerweile von Gästen aus aller Welt besucht werden. Beispielsweise das St. Regis Mardavall an der Costa d’en Blanes an der Südwestküste. Eines der beliebtesten Luxushäuser Mallorcas mit Butlerservice. Oder das international geschätzte Jumeirah im Fischerdörfchen Port de Soller, das wohl den spektakulärsten Blick übers Mittelmeer bietet.

Wieviel Luxusherbergen kann sich Mallorca leisten? Hotels, die für eine Übernachtung im Doppelzimmer mindestens 250 Euro und für eine Suite 1000 bis 3000 Euro nehmen, im Mardavall sogar bis zu 4500 Euro.

„Ob Bedarf besteht, können wir nicht sagen. Das wird die Nachfrage zeigen“, sagt Tourismussprecherin Wilms. Doch Mallorca scheint für die Zukunft auf Luxus zu setzen. Denn weitere acht Fünf-Sterne-Hotels sind auf der Insel geplant. Ihre Pläne liegen dem Tourismusministerium zur Genehmigung vor. Wer ein neues Hotel auf Mallorca bauen will, muss auf den Bestand einer sogenannten Bettenbörse zurückgreifen und die entsprechenden Plätze kaufen. In dieser Börse sind die Bettenplätze von alten Hotels aufgenommen, die geschlossen oder abgerissen wurden.

Hoteldirektor John Beveridge von Park Hyatt ist sicher, dass sich die Insel zu einem Ganzjahresziel entwickeln wird. „Wir werden an 365 Tagen im Jahr geöffnet haben.“ Beveridge, der 34 Jahre weltweit Hotels geleitet hat, geht jetzt in Ruhestand. Sein Nachfolger wird der 43-jährige Schweizer Michael Schmid.

Die Hotelanlage im Tal von Cap Vermell ist einem mallorquinischen Bergdorf nachempfunden. Sie beherbergt 142 luxuriöse Zimmer und Suiten. Mittelpunkt des Areals ist der Dorfplatz. Von hier aus geht es zu den einzelnen Restaurants. Alle Lokale beziehen ihr Gemüse, Fleisch und Fisch direkt von lokalen Händlern und Fischern. Wer möchte, kann die Küchenchefs zum Fischmarkt ins nahe Cala Rajada begleiten oder auf einem Fischkutter mit hinaus aufs Meer fahren. Neben den verschiedenen Pools gibt es ein Spa und Wellnesscenter sowie ein Fitnesscenter. Der Strand ist zehn Autominuten entfernt, vier Golfplätze sind ganz in der Nähe. Außerdem werden Radtouren, Segeln, Hochseefischen und Wanderungen angeboten. Rund um Artá gibt es ein gut ausgeschildertes Netz von 23 spektakulären Wanderwegen.

Exklusivität bringt jetzt auch die spanische Hotelgruppe Mac nach Mallorca. Sie bietet zwei neue Luxushotels an: das Pure Salt Port Adriano auf der Klippe oberhalb des gleichnamigen Yachthafens und das Pure Salt Garonda, das erste 5-Sterne-Haus direkt an der Playa de Palma. Als Geheimtipp gilt das Castell Son Clarett nahe dem Bergdörfchen Es Capdella in der Serra de Tramuntana, das dem Hamburger Multimillionär und HSV-Sponsor Klaus Michael Kühne gehört. Ein Highlight im Segment der Luxushotels ist das Cap Rocat, eine ehemalige Militärfestung, gelegen an der Cala Brava in einer Bucht südlich von Arenal.

Mehr als 14 Millionen Deutsche sind der Meinung, dass Luxus das Leben schöner macht, stellt das Frankfurter Zukunftsinstitut in einer aktuellen Untersuchung fest. Vor allem beim ­Reisen wolle man nicht auf Luxus verzichten.