Koch Erik Brack hat nach Jahren in der Küche der MS „Deutschland“ nördlich von Husum sein eigenes Restaurant eröffnet

Sein Arbeitsplatz befand sich auf den Meeren dieser Welt. Acht Jahre lang verwöhnte Sternekoch Erik Brack zig Tausende von Kreuzfahrtpassagieren kulinarisch als Küchendirektor auf dem Traumschiff MS „Deutschland“. Und das bei jedem Wind und Wetter.

Heute hat der weltreisende Koch seinen Heimathafen gefunden. Wer die leckeren Speisen von Erik Brack probieren möchte, braucht festen Boden unter seinen Füssen nicht mehr zu verlassen. Doch Erik Brack ist Wind und Meer treu geblieben.Hoch im Norden – oberhalb von Husum – hat Brack sein neues Kochdomizil auf der Hamburger Hallig gefunden. Eine Landzunge, die weit in die Nordsee hinausragt, seit 150 Jahren mit dem Festland verbunden. Und bei Sturm kann es schon mal heißen „Land unter!“. Zum Schutz der Gäste und des Personals gibt es ein extra Sturmzimmer im ersten Stock der Gastwirtschaft.

Acht Jahre auf See waren für Brack eine schöne – aber auch eine lange Zeit. Seine Frau und die drei Kinder sahen ihnen nur sporadisch. Doch dann intensiv. Manchmal reiste seine Familie zu ihm, um ihn an Bord zu besuchenMachte das Traumschiff in Hamburg fest, begab sich Erik Brack sofort auf den Weg nach Husum. Kam er nachts an, schliefen die Kinder auf dem Sofa im Wohnzimmer, um ja nicht die Ankunft ihres Papas zu verpassen. Und Erik Brack?Kaum zu Hause angekommen ging‘s in die Küche. Er rührte Teig, schmiss den Herd an, füllte die Pfanne. Minuten später duftete es köstlich nach frischen Pfannkuchen. Seine Kinder waren selig. Ihr Vater war wieder da. An viel Schlaf war in solcher Nacht nicht mehr zu denken. Erik Brack ließ es sich nicht nehmen, seine Kinder noch am gleichen Morgen selbst in die Schule zu bringen.

Die wurden allmählich älter, die Pubertät rückte heran. Erik Brack wollte jetzt wieder ganz bei seiner Familie sein und seine Frau unterstützen. Fast zwei Jahre streckte er seine Fühler aus, suchte nach einer neuen, spannenden Herausforderung. Da hörte er über den gastronomischen Buschfunk in Husum, dass die Pacht vom Hallig Krog auf der Hamburger Hallig neu zu vergeben sei. Die kannte Erick Brack nicht. Doch angucken schadet ja nichts.

Gemeinsam mit seiner 14-jährigen Tochter machte sich Erik Brack auf den Weg.

Eine Autoschranke versperrt zunächst den Weg zur Überfahrt in das Naturschutzgebiet. Doch hinter dem Deich tut sich dann eine andere Welt auf. Saftig grüne Salzwiesen, bis zum Horizont. Nirgendwo könnte die Welt weiter scheinen. Eine Welt, bevölkert von unzähligen Schafen die ohne jede Scheu scheinen. Gemächlich trotten sie über den holprigen, einspurigen Fahrstreifen, der zum Krog führt. Bleiben vor dem Auto stehen, glören kurz hoch um dann friedlich weiter zu grasen.

Fast schon am Horizont – rund vier Kilometer entfernt – Hinter dem Deich erhebt sich eine Warft mit zwei weißen Reetdachhäusern – eines von ihnen ist der Hallig Krog. Beim Gasthof angelangt schweift der Blick weit über die Nordsee. Die Entscheidung war schnell gefallen.In der Ferne wirken die Halligen Hooge und Langeneß wie Seerosen im Meer.

Vater und Tochter sind gleichermaßen verzaubert. Und der Hallig Krog hat einen neuen Pächter: Erik Brack.

Erik Brack setzt sich ein Ziel: Im Einklang mit der Natur und Landschaft sollen seine Gerichte sein. Eine Landküche mit frischer Brise aus Produkten der Region. Am besten gleich aus der Nachbarschaft. Das klappt. Er stimmt seine Speisekarte auf die Produkte des Meeres und der Landschaft ab. Hinterm Deich findet er seinen Eierlieferanten, Die Kartoffeln bezieht er von Nordstrand, das Lamm von der Hallig, den Käse aus Husum und den Spargel vom Desmerciereskoog. Hat man als Gast den Hallig Krog erreicht, darf man sich über Bracks würzige Lammsülze „Aus Oma Marthas Küche“ oder auf er Name, eine Hommage an die Großmutter von Ehefrau Silke. Oma Martha war Köchin für Landarbeiter. Sein optisch etwas an Wiener Schnitzel erinnerndes Schweinefilet in Vollkorn-Kürbiskernkruste gab er selbstbewusst den Namen: ‚Don’t call it Schnitzel‘.Kabeljau mit Senfsauce freuen. Und natürlich hat der dreifache Vater Erik Brack auf seiner Speisenkarte auch nicht vergessen was Kinderherzen höher schlagen lässt: frische Pfannkuchen.

Seine Frau Silke, gelernte Hotelfachfrau, unterstützt ihren Mann ab und zu mit ihrer heiteren Gelassenheit beim Service. „Der Mann ist mein Koch“, strahlt Silke Brack Gäste an, die sich über lecker duftenden Lammkottelets auf dem Teller freuen.

Die Hamburger Hallig liegt rund 30 Kilometer nördlich von Husum. Ein Infohäuschen steht unmittelbar vor der Schranke zur Hallig. Bei gutem Wetter braucht man je nach Windstärke e nach Wind zu Fuß gute gute 45 Minuten für den zirka vier Kilometer langen Weg zum Krug. Oder man leiht sich ein Fahrrad. Mit dem Auto (Gebühr sechs Euro) ist man in wenigen Minuten dort. Geöffnet ist das Gasthaus vom 1. April bis zum 31. Oktober, Die Dauer der Fahrt auf der einspurigen Fahrbahn hängt vom Gegenverkehr und den ‚vorfahrtsberechtigten’ Schafen ab.www.hallig-krog.de.