Rotes Klinkerschlösschen auf Feldsteinsockel: Hotel Schloss Herrenstein bei Gerswalde wurde in genau 777 Tagen detailgetreu restauriert.

"Ob du reisen sollst, reisen in die Mark? ... Wag es getrost, und du wirst es nicht bereuen." Was Fontane vor mehr als 100 Jahren in seinen "Wanderungen" empfahl, hat bis heute nichts von seiner Anziehungskraft verloren: Uns lockt die beschauliche Uckermark, ein Landstrich nördlich von Berlin, mit urwüchsigen Wäldern, Mooren und dem Templiner Seengebiet. Am schnellsten gelangt man über A 24 und A 11 dorthin, doch wir wählten den geruhsameren Weg durch die Schorfheide, vorbei an alten Baumriesen - mit kurzem Halt in Fontanes Heimatstadt Neuruppin. Unser Ziel ist Herrenstein, ein Ortsteil von Gerswalde, keine 25 Kilometer von Templin entfernt.

Doppelzimmer im Schloss ab 108 Euro

Absolute Ruhe. Nur gelegentliches Pferdewiehern und munteres Vogelgezwitscher empfangen uns. So weit das Auge reicht, endlos scheinende Wiesen, Felder und Weiden. Hier, im schmucken Landhotel am Ende der Welt, wo die wärmende Sonne alles in milde Farben taucht, kann man den Sommer in Ruhe ausklingen lassen.

Als Gut "Pächterey zu Gerswalde" wurde der Ort 1795 erstmals urkundlich erwähnt. Geprägt vom Rittergut derer von Arnim, zählte das Dorf 1907 bereits 150 Einwohner. Nicht lange währte die Freude der Adelsfamilie an ihrem Landsitz. 1923 machten hohe Schulden den Verkauf erforderlich. Seither wurde das Schloss unter anderem als Schule genutzt und musste noch bis 1993 auf seinen heutigen Besitzer warten.

Genau 777 Tage dauerte die detailgetreue Restaurierung, und das rote Klinkerschlösschen auf dem Feldsteinsockel erstrahlte wieder in ursprünglicher Schönheit. Drei original friesische Fachwerkhäuser um einen Brunnen ergänzen das Ensemble mit Hallenbad, Sauna, Beautyfarm und 44 gemütlichen Doppelzimmern. Wer will, kann auch direkt im alten Schlösschen eines der zehn stilvollen Appartements zur Nachtruhe wählen oder ein ganzes Ferienhaus mieten, jede Menge Platz und die Nähe zu Tennis- und Reithalle garantiert.

Natürlich kommt im Schlösschen auch das leibliche Wohl nicht zu kurz. Dafür hat man das Restaurant mit rustikaler Eleganz im Souterrain eingepasst und durch einen umlaufenden Wintergarten erweitert. Auch am Herd gibt man sich Mühe, es gibt gutbürgerliche Küche mit regionalen Einflüssen. Als Appetitanreger Brotsalat mit Jacobsmuscheln, dem ein Steak vom Berkenlattener Strauß folgen darf. Der knusprig gebratene Zander in Pumpernickelkruste ist mit Safranschaum verfeinert. Empfehlenswert ist auch das Angebot an hausgemachten Kuchen und Torten.

Gestärkt geht es auf eine Fahrradtour. Vorbei an der Kaakstedter Wassermühle über Flieth und Melzow führt eine von Seen gesäumte Landstraße nach Gramzow, wo die meisten märkischen Dampfrösser ihr letztes Zuhause fanden. Als anno 1899 die Dampflok Preußisch T3 über die Gleise schnaufte, begann in Deutschland die Blütezeit der Privat- und Kleinbahnen. Zwar ist die Lok längst im Ruhestand, erfüllt aber einen Zweck. Sie ist ein Ausstellungsstück im Eisenbahnmuseum. "Bei uns ist Anfassen und Einsteigen erwünscht. Wer will, kann auf dem Führerstand einer historischen Lok mitfahren", sagt Dieter Engel, Leiter des Museums.

Wem radeln zu beschwerlich ist, der ordert eine Kutschfahrt zum Straußenhof nach Berkenlatten. Die Reise querfeldein kann zum Abenteuer werden, denn Wegbegleiter sind mal ein Reh oder ein hoch in der Luft kreisender Mäusebussard. Am Ziel sorgen 130 Strauße für lebhaften Empfang. Nach einer Führung kann man noch allerlei Produkte vom Riesenvogel erwerben.