Alle Welt muss sparen, aber im Urlaub wächst der Wunsch nach Exklusivität. Veranstalter rüsten entsprechend auf.

Sparen ist in der Finanzkrise das Gebot der Stunde - auch im Urlaub spielt der Preis eine entscheidende Rolle. Und doch gibt es eine Nische, in der ein kleines, tapferes Völkchen sich gegen alles wehrt, was nach Sparen aussieht. Luxus ist ihr Credo, und das scheint ansteckend zu sein. Zumindest die Reiseveranstalter sind infiziert und setzen auf die Lust am Luxus.

So hat Dertour sein Deluxe-Angebot mehr als verdoppelt. Vom Start weg habe das Angebot die Erwartungen mehr als übertroffen, begründet Michael Frese, Sprecher der DER-Geschäftsführung, den Ausbau der Nobelmarke. Zeitgeistig kommen die Kataloge Asien Ozeanien Amerika, Afrika Orient Indischer Ozean, Resorts in Europa, Europäische Metropolen und Kreuzfahrten daher - mit großen Fotos und einer Anmutung in edlem Grau. Darin finden sich kleine, feine Häuser in idyllischer Lage, ob nun 200 Quadratmeter große Luxusvillen in Finnland, Safari-Camps in der Serengeti, eine Expeditions-Kreuzfahrt in die Antarktis mit der Reederei Companiet du Ponanto oder auch das neue Armani-Hotel in Mailand.

Airtours, lange Zeit einziger Luxusreisenanbieter auf dem deutschen Markt, sieht sich bei aller Konkurrenz unangefochten als Platzhirsch. Aber Airtours-Chefin Kirsten Feld-Türkis will sich nicht mit der bisherigen Kundschaft begnügen. Mit dem neuen Angebot "Smart Luxury" will sie vor allem bei jungen Kundenkreisen Hemmschwellen abbauen. Da gibt es die Zimmerkategorie "limited" - ein begrenztes Kontingent zu "besonders attraktiven Preisen" und "neue Einstiegskategorien bei ausgewählten Häusern". Die Kategorien liegen "leicht unter dem üblichen Airtours-Standard" und sprechen jüngere, preisbewusste, aber luxusaffine Kunden an. Stark ausgebaut wurde das Angebot in fernen Ländern.

Neue Nobelherbergen gibt es auf den Malediven und Mauritius, eine neue Luxus-Insel (St. Barth) in der Karibik. Auch in Afrika, wo Airtours Marktführer im Bereich Luxus ist, wurde aufgestockt. Ein Sechs-Sterne-Hotel in den Weinbergen Südafrikas kam dazu, ein Luxus-Camp in der Kalahari, zwei neue Rundreisen und die Vamizi-Islands vor der Küste Mosambiks, laut Airtours-Werbung "die neue Definition von Barefoot Luxury". Auch in Deutschland, der Schweiz und Österreich stehen die Zeichen auf Ausbau: Das Hotel Aarnhoog mit Suiten in kleinen, reetgedeckten Häusern auf Sylt, Chalets und Lofts in der Schweiz und eine Fünf-Sterne-Alm in Österreich sind unter den Neuheiten. Im Ganzjahreskatalog für Kreuzfahrten können Gäste sich erstmals mit dem exklusiven Sea Dream Yachtclub einschiffen, ein privates Dinner und eine Übernachtung in einem Balinese Dream Bed sind inklusive.

Mit FTI Gold will der Münchner Veranstalter sich auch ein Stück vom Luxus-Kuchen abschneiden. Motto: Das Beste vom Besten unter bestmöglichen Konditionen. Deshalb ist bei allen Angeboten mindestens einer von vier "goldenen Vorteilen" im Preis enthalten. Das kann ein Privattransfer sein, Wein oder Champagner auf dem Zimmer, eine Spa-Behandlung oder ein Dinner für zwei Personen. FTI-Chef Dietmar Gunz bietet den teuren Kunden viel Flexibilität. So können sie Ausflüge und Rundreisen aus dem gesamten FTI-Angebot mit ihrer Gold-Reise kombinieren. Im dritten Jahreskatalog "Weit gereist" wird mit Qatar, Libanon, Hainan und Sansibar Neuland erobert. Erstmals hat die Gold-Marke auch die Luxus-Kette Mandarin Oriental mit sieben Häusern im Programm. In Marokko wurde das Angebot verdoppelt. Unter "Themenreisen" verstecken sich Hotels mit Angeboten für Romantiker und Gourmets, für Taucher und Kulturfreunde und sogar für Familien.

Bei so viel Gedränge im Luxus-Reservat, wo auch Spezialanbieter wie Windrose und Design Reisen ihre Nische sehen, wundert es, dass Thomas Cook sich bisher zurückhaltend gezeigt hat. Inzwischen ist auch Thomas-Cook-Chef Peter Fankhauser davon überzeugt, dass "Luxus läuft" und die Gäste bereit sind, für das Besondere tiefer in die Tasche zu greifen. Thomas Cook hat das Angebot an Luxusreisen um ein Drittel ausgebaut. Neue Ziele sind Barbados, Sri Lanka, Hongkong und Lanzarote. Erstmals im Programm sind "konfektionierte Luxus-Pauschalreisen", die das Luxushotel mit der Zugfahrt zum Flughafen in der ersten Klasse und dem Privattransfer zum Hotel in der Edellimousine zum Paket bündeln. Sie führen unter anderem nach Mexiko und Dubai, auf die Malediven und in die Dominikanische Republik. Außerdem hat Thomas Cook die teuerste Pauschalreise der Welt kreiert. Sie kostet ab 50 729 Euro für sieben Übernachtungen mit Halbpension und führt ins Sechs-Sterne-Resort "One & Only Le Satin Geran" auf Mauritius in eine 622-Quadratmeter-Villa mit Privatpool und Butler-Service. Standesgemäß erfolgt die Anreise in der First Class von Emirates und im Zug in der ersten Klasse.