Preisnachlässe sollen wieder Urlauber in beide Länder locken

Zurück zur Normalität nach Wochen blutiger Aufstände? Zurück zu Nilkreuzfahrten und dem Besuch von Pyramiden? Zum Tauchen im Roten Meer, Baden in Sousse, Golfen in Hammamet? Noch nicht ganz, aber bald, glauben Reiseveranstalter und Fremdenverkehrsämter von Ägypten und Tunesien, nachdem das Auswärtige Amt die Sicherheitshinweise entschärft hat. "Urlauber werden die Aufbruchstimmung, den Stolz und die Energie fühlen, die charakteristisch für unser Land und in Zeiten wie diesen besonders spürbar sind", versichern die Tourismusbeauftragten im ägyptischen Generalkonsulat - Mohamed Gamal und Tamer Marzouk. Es gilt, das Vertrauen der Urlauber schnell zurückzugewinnen: "Der Tourismus ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes, mit einem Anteil am Bruttosozialprodukt von 11,6 Prozent und 12 Prozent Anteil am nationalen Arbeitsmarkt."

Ähnlich sieht es in Tunesien aus. Andrea Philippi, Pressereferentin des Fremdenverkehrsamts: "Der Tourismus macht sechs Prozent des Bruttoinlandproduktes aus. 2010 reisten allein 458 632 Deutsche ein." In Ägypten waren es 1,33 Millionen. Als die Veranstalter ihre Gäste zurückholten, war in Tunesien Nebensaison: "In dieser Zeit halten sich vorwiegend Langzeiturlauber bei uns auf", sagt Andrea Philippi.

Seit Beginn der Unruhen sind Reisebuchungen in beide Länder laut einer Auswertung des Marktforschungsinstituts GfK massiv eingebrochen - für Tunesien sanken demnach die Buchungen für die kommenden Monate um 85 Prozent, für Ägypten um 50 Prozent.

Reisen nach Tunesien sind wieder möglich, sollten jedoch bis auf Weiteres auf die Hauptstadt Tunis und die Badeorte am Meer einschließlich Djerba beschränkt werden, rät das Auswärtige Amt. Für Ägypten gilt: "Von nicht dringend erforderlichen Reisen nach Kairo, Alexandria und Suez wird abgeraten." Täglich verliert Ägypten 30 Millionen US-Dollar, schätzt der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Ernst Burgbacher (FDP).

Immerhin: Ab Ende Februar/Anfang März nehmen deutsche Reiseveranstalter die beiden Länder wieder in ihre Programme auf, die Airlines steuern sie - mit abgespecktem Flugplan - wieder an. Bis dahin bleiben aktuelle Umbuchungs- und Stornobedingen unberührt. "Außerdem haben alle Kunden, die eine Reise zwischen 1. März und 14. April nach Ägypten gebucht haben, bis zum 28. Februar die Möglichkeit, kostenlos umzubuchen", heißt es zum Beispiel bei alltours. "Die Kapazitäten bei Hotels und Flügen werden sich in den nächsten Tagen entscheiden und hängen auch von der Nachfrage ab", sagt Michael Tenzer, Geschäftsführer Touristik bei Thomas Cook, die am 28. Februar mit Condor erstmalig wieder nach Djerba starten. Am 2. März geht es wieder auf das tunesische Festland zum neuen Flughafen Enfidha und ab 3. März nach Hurghada. "Ein sukzessiver Aufbau über die kommenden zwei bis drei Monate ist naheliegend."

Mit starken Preisnachlässen soll Urlaubern die Reise nach Ägypten und Tunesien wieder schmackhaft gemacht werden. Michael Tenzer: "Mit ihrem Preisbild sprechen beide Destinationen Zielgruppen an, denen für ihren Urlaub kein so großes Budget zur Verfügung steht. Zur Wiederaufnahme der Reisen wird es sehr attraktive Angebote geben, um die Nachfrage zu stimulieren." So bietet der Veranstalter jetzt eine Woche auf Djerba ab 198 Euro mit Flug, Halbpension im 3-Sterne-Hotel, in Sousse ab 198 Euro im 4-Sterne-Hotel an.

Ein Stützpfeiler bei Ägyptenreisen sind die Nilkreuzfahrten. Ulrich Heuer, Leiter des TUI Sicherheitsstabes: "Wir trauen uns Nilkreuzfahrten wieder zu, wobei wir Kairo noch ausklammern. Was Tunesien anbelangt, freuen wir uns, am 28.2. den ersten Flug durchführen können. Der Vorteil dort ist das gute Preis-Leistungs-Angebot mit toller Hotellerie und Superstränden."

Die ersten deutschen Gäste werden die Veranstalter alltours und REWE Touristik am 27. Februar von Düsseldorf in den ägyptischen Badeort Hurghada bringen. "Die Lage ist absolut stabil, und die Versorgung ist sichergestellt. Wir haben uns entschieden, wieder Urlauber in die touristischen Zentren am Roten Meer zu fliegen", sagt alltours-Geschäftsführer Willi Verhuven.

Als Spezialist für Ägypten, Jordanien, Syrien und Israel gilt Oft Reisen. 25 000 Gäste mit einem Umsatz von 32,5 Millionen Euro konnte der Veranstalter für 2010 verzeichnen. Firmengründerin Ursula Reinert hat viele Krisen erlebt und die Erfahrung gemacht, dass Ägypten nicht austauschbar ist: "Ägyptenreisen werden verschoben, aber nicht aufgehoben", sagt sie. Dem Geschäftsergebnis für das Jahr 2011 sieht Ursula Reinert mutig entgegen: "Jetzt wird es richtig spannend."