Modernes und Historisches sind auf Gut Pronstorf harmonisch vereint.

Für den Weckruf ist Heinrich zuständig. Er meldet sich zuverlässig bei Sonnenaufgang, damit seine elf Hennen genügend Frühstückseier für die Gäste des Hotels "Pronstorfer Torhaus" auf Gut Pronstorf am Wardersee legen. Nachdem die Grafenfamilie zu Rantzau 2007 entschieden hatte, dem landwirtschaftlich genutzten Gut sein altes Gesicht wiederzugeben, wurde die Landwirtschaft in eine Feldscheune ausgelagert und das 70 Meter lange und 20 Meter breite Torhaus binnen zweijähriger Bauzeit in ein außerordentlich schönes, geschmackvolles Hotel verwandelt. Ein Ziel, für das viel Fantasie notwendig war und das enormen Aufwand erforderte: Sämtliche Silo-Einbauten mussten aus dem als Getreidespeicher und Pferdestall genutzten Gebäude entfernt werden; Zwischenböden wurden beseitigt, in das Dach unter Einhaltung der Denkmalschutzvorschriften Gauben eingesetzt. Geschosshöhen waren neu festzusetzen und Decken zu ziehen. Zum Einsatz kamen dabei aufgearbeitete alte Balken und neue aus eigenem Holz. Für die Fenster wurde Eiche verarbeitet, für die Fußböden gebleichte Lärche.

"Wäre ich hier nicht schon zu Hause, ich würde glatt einziehen wollen", freut sich Hans-Caspar Graf zu Rantzau, der den Umbau gemeinsam mit seiner Frau Antje überwacht und stetig neue Ideen eingebracht hat. "Das war unser Vorteil", sagt er im Rückblick. "Wir konnten immer sofort entscheiden, Pläne abändern, Details verbessern, in einigen Zimmern mit immenser Deckenhöhe zum Beispiel Emporen einbauen und die Betten dorthin verlegen."

Heute gleicht kein Zimmer dem anderen. Sie sind mit Blick fürs Detail gestaltet und ebenso stilvoll wie bodenständig eingerichtet - Wohlfühlzimmer, in denen man sich gerne aufhält. Zuständig dafür war Antje zu Rantzau, die Wandfarben und Dekor ausgesucht hat und bis nach Spanien reiste, um die passenden Fliesen für die Bäder zu finden. "Wir wollen mit diesem Hotel in all seinen Details keinem Trend folgen. Modeerscheinungen gehen an uns vorbei, das hier soll überdauern", erklärt Hans-Caspar zu Rantzau. Vorausgegangen waren Recherchereisen kreuz und quer vor allem durch Mecklenburg-Vorpommern und Dänemark, um Anregungen zu sammeln.

Mit der ganzen Familie wurde dann der Dachboden des barocken Herrenhauses von 1728 durchstöbert und alles an Mobiliar in eine Scheune geschleppt, was zum Teil vor Generationen eingelagert worden war. Was immer zu retten war, wurde in der Tischlerei des Gutes in zum Teil mühseliger Kleinarbeit restauriert. Sessel und Sofas wurden neu bezogen - und schmücken nun in einer Mischung aus Alt und Neu, ergänzt um stilvolle Stücke aus Frankreich und Belgien, die Zimmer und Aufenthaltsräume des kleinen Hotels. Eröffnung feierte das Haus im Frühjahr 2010; es wurde noch um einen Saunabereich ergänzt. In Sommer 2011 wird das Haus um einen Seminarbereich erweitert.

Hahn Heinrich wird künftig mehr Hennen zu kommandieren haben, weil mehr Eier gebraucht werden. Denn zu den zehn Zimmern sind noch elf weitere in der anderen Hälfte des riesigen Torhauses hinzugekommen - auch diese bestückt mit aufgearbeiteten Möbel-Schmuckstücken aus dem gräflichen Fundus.