Vom Cape Grace in Kapstadt über das Birkenhead House in Hermanus bis zum Gondwana Game Reserve und Robertson Small Hotel – eine luxuriöse Fünf-Sterne-Hotel-Tour durch die Kap-Provinzen

Gemalt. Unwirklich. Nur der Wind verrät die Wirklichkeit. Die von Sonnenlicht wie trunkenen Federn der Vögel in der Luft, das Wellenspiel des Wassers weit unten. Geradeaus leuchtet der Horizont in der Ferne, hellblau begrenzt von Himmel und Meer. „A gift to the earth“ steht auf einer Tafel am Stein des Berges geschrieben, „ein Geschenk an die Erde“. Unten rechts ragt Robben Island auf, auf der die im Dezember 2013 verstorbene Ikone des Landes, Nelson Mandela, 18 Jahre seines Lebens inhaftiert war. Der Tafelberg gilt als das Wahrzeichen Südafrikas, ihm zu Füßen liegt Kapstadt. Die Millionenmetropole, die nach Johannesburg die zweitgrößte Stadt Südafrikas sowie neben Bloemfontein und Pretoria Hauptstadt mit Sitz des Parlaments ist. Kapstadt ist die einzige Metropole weltweit, die mitten in einem Nationalpark liegt. Dort, an der Waterfront, beginnt eine besondere Reise. In vier Hotels, die ihren Preis wert sind.

King Size Bett mit Blick auf Yachthafen und Tafelberg

„Have a Grace day!“, wünscht Karen Vollenhoven statt „Have a great day“ und schließt die Tür zum kleinsten der 120 Zimmer des „Cape Grace“ Hotels auf. 40 Quadratmeter groß, mit King Size Bett, zwei Waschbecken, Badewanne und Regenwasserdusche sowie begehbarem Kleiderschrank. Der Blick aus dem geöffneten, bodentiefen Doppelfenster nebst mit Nationalpflanze Protea seidenbestickten Vorhängen reicht über den Yachthafen bis hinauf zum Tafelberg. Steven Levenberg ist Inhaber des 1996 erbauten Fünf-Sterne-Hotels in Kaparchitektur an der V & A Waterfront. Der Banker aus Johannesburg hat den Großteil seiner privaten Sammlung aus chinesischem Porzellan und antiken Möbeln im Hotel untergebracht.

Chauffeur-Dienst, stadteigene Kosmetiklinie Charlotte Rhys, Pralinen zur Begrüßung, Zeitung in Landessprache des Gastes am Morgen und ein Concierge-Service, der laut Vollenhoven „Wunder wie eine spontane Reservierung im Restaurant ,test kitchen‘ wahr werden lässt“: All das gibt es hier. Ein netter Start. Mehr stilbewusst denn „shiny“. Und ergänzt durch den Tafelberg, einen Lunch in Camps Bay mit Frischfang-Sushi, einer Fahrt durch das muslimische Viertel Bo-Kaap und Abende auf der Kloof Street.

120 Kilometer weiter, bei Hermanus, nach Zwischenstopp in Hout Bay mit lokalem Markt, Fischerdörfchen Kalk Bay und Boulders Beach, heißt es: Rein ins Gummi, rauf auf das Boot. Mit vollem Tempo geht es hinaus auf den Atlantischen Ozean, zehn Minuten, dann stoppt das Speedgefährt. Hermanus ist Küstenort der Wale und Delfine – und der Haie. An einem Käfig, der an einer Boje befestigt im Meer schwimmt, dockt das Boot an, die erste Gruppe von fünf Leuten plumpst in die Gitterbox. Kalt ist das Wasser, schlecht die Sicht. Hauptsache, Hände und Füße bleiben am Mann. Dann schreit der Tourführer: „Hai! Tauchen! Jetzt!“ Und runter geht es. Für drei Sekunden passiert nichts, dann zischt er vorbei. Der weiße Hai, sein Kopf, seine Flanke, dann ist er schon wieder weg.

„Hey, wie war’s?“, will Shane Brümmer wissen. Der Direktor des „Birkenhead House“ wartet in weißen Shorts und Leinenshirt auf seine Hai-Tauch-Gäste. „Ist ja noch alles dran“, sagt der Südafrikaner mit deutscher Abstammung und lacht. Ob man zum Sundowner mit nach vorn kommen wolle? Vorbei an Rezeption und Weintasting-Room geht es über zwei Innenhöfe, am lang gestreckten Pool mit Blick über die cremegetünchten Mauern des Hauses nach vorn auf die See hinaus bis auf die Terrasse. Mit weiterem Pool – und Kliffkante inklusive. Weiter als die anderen Häuser an der Küste ragt das Hotel auf den Felsen ins Wasser des Atlantischen Ozeans hinein. Links führen steinerne Stufen auf den Pfad Richtung Grotto Beach, rechts der Cliff Path zum alten Hafen und in die Stadt. Und geradeaus führt der Blick vorbei an weißen Loungeliegen ins Meer, auf durch die Wellen springende Delfine und auf das Wasser der Wale, das sie zweispurig aus ihrem gewaltigen Körper prusten.

Das Birkenhead House ist eines von vier Häusern der Royal Portfolio Gruppe in Südafrika. Die Inhaber Phil und Liz Biden, ein Kunstsammlerpaar, bieten familiären Luxus. Jeder Mitarbeiter hat seine Verantwortung für einen Aufgabenbereich, jedoch kümmert sich jeder mit um alle Bereiche. So fühlt sich der Gast stets aufgehoben – egal, was er wünscht. Und nichts kostet extra, weder Frühstück, Lunch, Kuchen, Dinner, noch Wäscheservice, Minibar mit Champagner, Rot- und Weißweinen oder der Chauffeurservice in der Limousine zum Hafen und ins Zentrum. Sicher, der Zimmerpreis ist mit 370 Euro kein geringer – doch es lohnt sich. Für sein Gesamtpaket hat Shane Brümmer erst kürzlich im Namen des Teams von 60 Mitarbeitern für elf Zimmer den Five Star Diamond Award entgegengenommen.

„You wanna deal with the lions? Really?!“ – „Ihr wollt Euch den Löwen stellen? Wirklich?!“, fragt der Wärter am Eingang zum Gondwana Game Reserve, nach der knapp vierstündigen Fahrt von Hermanus über die N2 bis zur Garden Route. Vom Haupttor 20 Kilometer nördlich von George geht es über roten Sand gleich mitten durch das Wildtier-Reservat – in das einzige des Südens mit den Big Five. An den Seiten sind die ersten Steinböcke, ein Nashorn in der Ferne sowie Zebras zu sehen. Luxus heißt im Gondwana Game Reserve: Um 5.30 Uhr klingelt das Telefon. Der Ranger ruft zur Morgensafari. Mit dem offenen Range Rover in Tarnfarbe geht es querfeldein drei Stunden lang durch das 11.000 Hektar große Fynbos-Gebiet. Nashörner, Nilpferde, Elefanten, Giraffen, Impalas, Kudus, Geparden, am zweiten Morgen sogar eine Löwenfamilie, kreuzen den Weg oder sind in der Ferne zu erspähen. Und wenn nicht, fährt der Ranger in unbefestigte Wege, rumpelt mit seiner Gruppe durch Flüsse, über die Berge und durch das Dickicht. Zwei Mal wollen die Tiere genauer wissen, wem sie begegnen. Ein Elefant und zwei Nashörner streifen das Auto, nachdem der Ranger den Motor abgestellt hat. Er bleibt ganz ruhig. Die Schusswaffe zu gebrauchen, sei noch nicht nötig gewesen, sagt er.

„Wenn einer unserer Ranger schon mal hätte schießen müssen, wäre er kein guter Ranger“, sagt Neil Davison, Direktor. Vor vier Jahren haben Mark und Wendy Rutherford den Lodge-Betrieb eröffnet, rund 1400 Tiere insgesamt leben auf dem Gebiet, 72 Mitarbeiter kümmern sich um 13 Hütten und 14 Villen. Mit beheizten Kingsize-Betten, Flachbildfernseher, ebenerdigen Duschen und authentischem Kap-Stil.

Weintasting auf einem Gut, auf dem auch ‚Champagner‘ hergestellt wird

Weiter geht es nach Robertson. Hoch nach Oudtshoorn, dem Straußenzentrum, auf die Route 62. Bergpässe und Täler lösen einander ab, stundenlang heißt es geradeaus: Bis auf wenige lohnenswerte Stopps, wie Jams Tart in Bonniedayle zum Lunch, heißt es Freude am Fahren. Bis zum Ziel, dem Robertson Wine Valley. Dort heißt es: Vor dem Tasting Hände waschen. Das übrigens auch mit den luxuriösen Produkten von Charlotte Rhys. Natürlich! Seife und Lotion aus Kapstadt stehen auch hier parat. auf den Toiletten des Graham Beck Weinguts.

Von den Waschräumen geht es zurück zu Charmaine Haig, der Direktorin des „The Robertson Small Hotels“, die ihre Gäste auch gern mal persönlich zu den Weingütern der Umgebung fährt. Mit Winzer Ricardo Booysen scherzt sie schon am Eingang. „Charmaine ist täglich hier, After-Work-Wine“, sagt Ricardo Booysen. „Das solltest Du doch nicht verraten“, sagt die Direktorin und lacht. Dann erklärt sie selbst, seit wann der Cap Classique, der südafrikanische Champagner von Graham Beck, in Robertson hergestellt wird und dass jährlich 60.000 Flaschen produziert und zu 60 Prozent weltweit exportiert werden. Sowohl Nelson Mandela 1994 als auch Barack Obama 2008 hätten bei ihrer Regierungsübernahme damit angestoßen und sie zeigt, welcher der weißen oder roten Weine des Guts die besten sind. Beim Rhona Muscadel leuchten ihre Augen. „Mein Favorit, Rosinen, Brandy, volles Bouquet“, schwärmt Charmaine Haig.

Das Boutique-Hotel in Robertson ist das einzige Fünf-Sterne-Haus entlang der längsten Weinstraße der Welt, der Route 62 von Port Elizabeth bis Kapstadt. Im ehemaligen Residenzhaus von 1909, denkmalgeschützt als „National Monument of South Afrika“, liegen drei Suiten im Haupthaus, drei in den einstigen Ställen und vier entlang des angebauten Nebenhauses nebst Direkteinstieg von den Terrassen in einen 22 Meter langen Pool. Rosengarten, Wellness-Center, kostenlose Autowäsche und den jährlich wiederkehrenden Gewinn der World Luxury Hotel Awards als „Bestes Luxus Country Hotel in Südafrika“ inklusive.

Insgesamt 24 Mitarbeiter kümmern sich um höchstens 20 Gäste, das Restaurant wird von Südafrikas Kochkoryphäe Reuben Riffel betrieben, der neben seinen weiteren Lokalen in Franschhoek und Kapstadt hier vor allem „country style“ kocht. Auf den Zimmern liegt die eigene Pflegeserie des Hauses, die nicht den Namen Charlotte Rhys trägt. Darauf ist Charmaine Haig besonders stolz. „Sie wird exklusiv für uns in McGregor produziert“, sagt die Direktorin. Mc Gregor ist ein Nachbarort im Valley, in dem inzwischen fast alle bekannten Künstler Südafrikas leben. Wie gemalt sehe er aus, sagt die Direktorin, „dabei ist er ganz wirklich.“