Im türkischen Örtchen Kas ist die Moschee sozusagen im Dorf geblieben, viel Ursprüngliches hat sich erhalten. Man schlendert durch die Gassen, bestaunt hier maritime Antiquitäten, dort kunstvolle Schattenspiel-Puppen. Und trifft irgendwann auf Ahmed, den sie hier den Katzenvater nennen. Ahmed ist von rundlicher Statur, ein wendiger Typ, der sofort erkennt, welche Nation sich ihm nähert. Dann schaltet er von Deutsch auf Französisch um; im Interesse seiner Sache spricht er sogar Griechen in deren Sprache an. Die Sache: Ahmed pflegt angeblich Katzen, denen es nicht gut geht. Zwar hat nie jemand ein dürres Tier gesehen, was angesichts der vielen Fischabfälle in den Restaurants der Umgebung auch verwunderlich wäre. Aber das erfährt man später. Zunächst springt Ahmed auf die Leute zu und drückt ihnen ein Amulett in die Hand – Fatimas Auge, das Symbol gegen den bösen Blick.

Wortreich erklärt unser Freund, dass er diesen wirksamen Zauber verschenkt, damit es den Menschen gut gehe. Nichts will er dafür haben, keine einzige Lira. Also steckt man es, halb ratlos, halb dankbar, ein und will sich höflich dem Wortschwall entziehen. Nun legt Ahmed richtig los, erzählt vom traurigen Schicksal der streunenden Katzen von Kas, um die nur er sich kümmert, Ahmed, der Sultan der Katzen. Er bittet um eine kleine Spende, „zwei oder fünf Euro“. Wer ihm jetzt Fatimas Auge zurückgeben will, riskiert ganz klar den bösen Blick. Also zückt man die Geldbörse und zieht von dannen. Eine irgendwie ergreifende Begegnung – aber alles für die Katz.