Kleine Fluchten: Das Bio- und Gesundheitshotel Gutshaus Parin punktet mit hohem ökologischen Anspruch. Sowohl die Zimmer als auch das Büfett sind zu 100 Prozent bio.

Lange hatte die Heilpraktikerin Gertrud Cordes nach einem Haus im niedersächsischen Raum gesucht, damals in den 80er-Jahren. Sie träumte von einem Bauernhof auf dem Land, in dem sie ihre Patienten alternativ behandeln und auch versorgen könnte. Doch sie fand nichts, was ihren Vorstellungen wirklich entsprach.

Dann kam 1989 die Wende. Gertruds Mutter erinnerte daran, dass es in Mecklenburg noch ehemaligen Familienbesitz gibt. Und so machte sie sich auf, „obwohl ich anfangs auch ein wenig Scheu hatte“, wie sie bekennt. Die wurde schnell beseitigt, als sie das Anwesen in Stellshagen in Augenschein nahm. Doch zunächst musste sie das ehemalige Herrenhaus ersteigern, um dann all ihre Ideen umzusetzen. So wurde aus dem Elternhaus der Mutter ein Hotel mit dazugehöriger Praxis. „Wir fühlten uns hier sofort heimisch“, erzählt sie zufrieden. Es lief von Anfang an gut, denn es setzte zunächst die Wellness- und dann die Biowelle ein. Davon profitierte ihr Hotel, und schnell sprach sich herum, dass man hier bestens urlauben, abschalten und ausschließlich vegetarisch essen kann.

Ob die Zimmer oder das Büfett – im Gutshaus ist alles 100 Prozent bio

„Wir waren vom großen Zuspruch selbst überrascht, was dazu führte, dass unsere Kapazitäten fast dauernd ausgelastet waren. Deshalb suchten wir nach einer Dependance“, erklärt die Inhaberin. Diese fand sie im nahen Dörfchen Parin. Das dortige Gutshaus stand seit mehreren Jahren leer, verfiel zusehends und fand keinen Käufer. Gertrud Cordes erkannte sofort die fantastische Lage und griff zu. „Es hat die Stille und das Grün“, schwärmt sie, „hier ist nichts außer Natur.“ Und tatsächlich schweift der Blick aus allen Räumlichkeiten hinaus über das weite, wellige Land zu den Baumreihen am Horizont. Eine Landschaft, die viel Ruhe ausstrahlt. So spürt der ankommende Gast augenblicklich, wie der Körper in dieser Abgeschiedenheit sofort zwei bis drei Gänge runterschaltet. Plötzlich ist man weit weg von allem, das Handy funktioniert nicht, da es Netzprobleme gibt, und auch Radio und Fernseher sucht man vergebens.

So ist hier alles „entschleunigt“, wie es im modischen Jargon heißt. Auch der Himmel scheint weiter als anderswo, und des Nachts funkelt bei klarem Wetter der Sternenhimmel, wie man es in der Stadt aufgrund der Lichtverschmutzung gar nicht mehr wahrnehmen kann. Ein Erlebnis der besonderen Art, wie auch die lukullischen Genüsse. „Aufgrund der Beschaffungsprobleme haben wir anfangs fast alles selbstständig gemacht“, erzählt die Besitzerin. Heute stammt der größte Teil von den eigenen Feldern oder kommt aus der Umgebung. Kuchen, Brot und Brötchen werden in der eigenen Backstube zubereitet. „Das Bio- und Gesundheitshotel garantiert 100-prozentige Bio-Qualität bei allen Speisen (unter anderem auch vegan und gluten- und laktosefrei). Das ökologische Profil spiegelt sich auf allen Ebenen des Hauses wider“, steht im Prospekt. Ein hoher Anspruch. Gespannt begeben wir uns in das urige Kellergewölbe, in dem sich das Restaurant befindet.

Und tatsächlich: Wer vegetarischer Biokost bisher skeptisch gegenüberstand, wird hier schnell eines Besseren belehrt. Das abendliche Büfett mit großer Auswahl und Vielfalt schmeckt vorzüglich. Dabei befindet man sich auf einer kulinarischen Entdeckungsreise. „Hast du schon von dem Fenchelsalat mit Kürbis probiert?“ oder „Nimm dir unbedingt von dem Sellerieschnitzel und einen Quinoabratling“ hört man die Empfehlungen der Gäste. Zu groß ist die Verlockung, möglichst von allem zu kosten. Doch man merkt auch schnell, wie sättigend die Vollwertprodukte sind. In der angeschlossenen Weinstube können auf Wunsch auch gute Tropfen aus ausschließlich biologischem Anbau probiert werden.

Auch für eine perfekte Nachtruhe wurden alle Voraussetzungen geschaffen. Während die 14 Zimmer im Guthaus romantisch und ein wenig verspielt gestaltet sind, ist die Einrichtung im neugebauten Zirbenhaus elementar und modern. Möbel und Fußboden sind aus Zirbenholz, das den Räumen einen leicht harzigen Geruch gibt. Dieser sorgt für Schlafkomfort, fährt er doch die Herzfrequenz des Menschen in der Nacht nachweislich herunter. Die Zudecken aus Schafwolle tragen ebenfalls zum nächtlichen Wohlbefinden bei. Die Bauweise des gesamten Hauses ist zudem klimaneutral. Im Kaminzimmer kann man sich an kalten Tagen endlich mal am echten lodernden Feuer wärmen und dabei ein Buch lesen oder sich an Brettspielen erfreuen, wenn man in größerer Runde ist. Im schön angelegten Garten befindet sich außer dem idyllischen Teich auch ein neugebauter Zirkuswagen mit Sauna, Aufenthaltsraum und Dusche.

Eine Besonderheit ist der Klangdom, der zur Gemeinde gehört. Bei einem Klangschalenkonzert soll durch die Synchronisation des Klanges ein ausgleichender Effekt im Gehirn stattfinden. „Die Seele nährt sich von dem, worüber sie sich freut“, ist das Leitmotiv des Hauses. Dies trifft im Gutshaus Parin voll und ganz zu, wie wir zufrieden feststellen konnten.