Kleine Fluchten: Das Hotel BelVeder in Scharbeutz lockt mit Strandlage, gutem Essen und dem Anschluss an die Therme

Viele Gesichter hat die Ostsee. Im Sommer ist sie oft verspielt und blau, im Herbst eher rau und grau. Trotzdem lohnt sich auch jetzt noch ein Abstecher dorthin, und sei es, um sich mal ordentlich an der frischen Seeluft durchpusten zu lassen. Zum Beispiel in Scharbeutz.

Ein Strandabschnitt in der Lübecker Bucht geht über in den nächsten. An den legendären Timmendorfer Strand schließen die Orte Scharbeutz, Haffkrug, das ruhigere Sierksdorf an … Oder ist die Spitze ganz da hinten schon Pelzerhaken? Das erkunden wir später, genauso wie Kellenhusen mit seiner futuristischen Seebrücke. Erst mal genießen wir den Strandspaziergang und das Hotel Gran BelVeder.

Den Starnberger See gegen die Ostsee eingetauscht hat dessen Direktor Moritz Schmid-Burgk. Er liebt dieses Fleckchen Erde und sein Fünfsternehaus mit mediterranem Flair, das auch die Wünsche kleiner Gäste erfüllt. Im Spielzimmer können sich die Kinder austoben, und in den Ferienzeiten gibt es Animation. Sternekoch Gunter Ehinger kredenzt mit seinem Team eine aromareiche, leichte mediterrane Küche mit regionalen Einflüssen. Selbst die Currywurst mit Pommes, serviert mit Blattgold und Champagner, ist unbedingt eine Bestellung wert.

In den 15 Suiten und in fast allen der 83 großzügigen Zimmer können die Gäste vom eigenen Balkon die Lübecker Bucht oder die grüne Landseite überblicken, um danach im Innenbereich in warme Farbwelten einzutauchen. Den eleganten und klar designten Möbeln sieht man ihre hochwertige Verarbeitung an. Über das Sesselensemble möchte man immerfort streichen, so angenehm samtig ist es. Im Kingsizebett mit gepolstertem Riesenkopfteil schläft es sich wie auf Wolke sieben.

Bei der Ankunft liegen Bademantel und Kuschelschlappen bereit. Nicht nur für das Hotel-Spa. „Unsere Gäste haben direkten Zugang in die Ostsee-Therme nebenan. Sie können diese kostenlos nutzen, so lange und so oft sie wollen“, sagt Moritz Schmid-Burgk. „Von 8 bis 23 Uhr ist das 18.000 Quadratmeter große Areal geöffnet, zwischen 8 und 9Uhr ausschließlich für Hotelgäste.“

Über die halbgläserne Verbindungsbrücke huscht die komplette Familie in Bademänteln in die Therme. Die Großen bleiben im Saunabereich oder trippeln als Aufsicht mit den Kleinen in die Erlebniswelt, wo Schwimmtiere und Bälle auf dem Wasser treiben. Im Außenbereich erhaschen wir Blicke auf die Ostsee. Neben dem Vital-Salzbecken, das in schummriges Licht getaucht ist, wartet der Kleinkinderbereich. Vergnügt erobern die Knirpse Lagune, Sanddüne, Piratenschiff, hopsen durch die Duschstraße und dösen danach im Hotelruhebereich. In aller Seelenruhe beobachten wir den Flug der Möwen, den Zug der Wolken.

Sehen und gesehen werden jetzt auch in Scharbeutz – mit eigenem Café Wichtig

Und der Rest von Scharbeutz? Das ist das Anfangsprogramm für den nächsten Tag. Scharbeutz zeigt sich mondän mit Sehen-und-gesehen-werden-Cafés wie dem Wichtig, schicken Geschäften, dem neuen Design- und Wellnesshotel Bayside (das Sushi-Restaurant im fünften Stock ist eine Wucht!) und dem Strandrestaurant Pier 1. Dessen trendig-maritime Ausstattung lässt die Augen größer werden, genauso wie die Toilettenräume im Untergeschoss, in denen eine Unterwasserweltanimation fröhlich gluckert. Echte Fische landen auf dem Teller: zum Beispiel Saltimbocca vom Ostseedorsch auf fruchtigem Tomatenragout.

Nach einem Kuttertörn von Heiligenhafen aus kutschieren wir gemächlich im Auto quer durch die wellige Holsteinische Schweiz. Hübsche Dörfer mit reetgedeckten Häusern, Kühe auf sattgrünen Wiesen, Gutshöfe und Bummelstädtchen mit Traumschlössern ziehen vorbei. Ein solches Dornröschen-Anwesen erhebt sich in Plön oberhalb der Seenlandschaft. Dann zeigt sich wieder das blaue Band der Ostsee. Der Anblick begleitet uns bis nach Grömitz. Acht Kilometer Küstenlinie und endlos viele Strandkörbe gibt es hier und Sand, wie er weißer kaum sein kann.

Früher reisten die betuchten Langzeitgäste mit Dienerschaft und zig Koffern und Truhen per Schiff ins gefragte Seebad. Lang genug war die Seebrücke, die 1912 gebaut wurde, mit ihren 150 Metern. Verbindungsstraßen gab es noch keine, dafür jede Menge Bäderarchitektur. Ab den 70er-Jahren ging es darum, möglichst vielen Menschen einen angenehmen Urlaub zu ermöglichen. Die prunkvollen Bauten mussten puristischen Hotelgroßprojekten weichen, wie vielerorts an der Ostsee Holsteins. Auf die etwa 7700 Grömitzer kommen heute rund doppelt so viele Gästebetten.

Pittoresker zeigt sich Neustadt mit seinem fjordähnlichen Hafen, in dem auch Fischkutter anlegen. Auf der Terrasse des urigen Klüvers Brauhaus halten wir bei einem kühlen Blonden die Nase in die Herbstsonne und richten den Blick auf eine Rundbogenbrücke. Kurze Zeit später dampft gegrilltes Makrelenfilet mit Backkartoffel vor uns. Bis zuletzt spielen die Sonnenstrahlen mit der Meeresoberfläche, färben sie in atemberaubende Rot- und Violetttöne.