Den Imbiss aus dem Kölner Krimi gibt es wirklich. Ralf Jäger garniert dort Pommes mit Anekdoten vom Fernseh-Dreh

Hier gibt sich Köln richtig chic: Der Rheinauhafen, einst Umschlagplatz für Kohle und Getreide, lag lange brach und wurde im vergangenen Jahrzehnt zur Bummelmeile mit Möbel- und Designgeschäften in renovierten Speicherhäusern. Die moderne Ergänzung: drei in den Fluss ragende Kranhäuser, alten Hafenkränen nachempfunden, mit 17 Etagen aber deutlich höher. Sie dienten den Kölner „Tatort“-Kommissaren Max Ballauf und Freddy Schenk schon als Drehkulisse – allerdings ohne sichtbare Spuren zu hinterlassen.

Auf diese, und zwar ganz heiße, stoßen Köln-Besucher mit „Tatort“-Faible am Ende des Rheinauhafens: Hier steht er, der mit Kirmes-Lichterketten verzierte Imbisswagen, an dem Ballauf und Schenk sich meist im Schlussbild des Kölner ARD-Krimis eine Currywurst genehmigen, sobald sie ihre Halunken in Handschellen haben. Ralf Jäger, Betreiber der Wurstbraterei, schippt gerade Pommes in die blubbernde Fritteuse und erzählt von mehr als 50 solchen Krimi-Drehs mit den Kommissaren: „Dä Behrendt – dat ist dä Ballauf –, wenn dä zum Dreh kütt, dann langt dä öbbern Tresen in ming Schüssel för ne Handvoll Fritten.“ Tja, und einmal hat er dann auf halb gefrorene gebissen – Drehbeginn morgens um fünf, da hatte Jäger die Pommes gerade mal aus dem Gefrierschrank geholt.

„Was darf’s sein?“, fragt Jäger, trifft aber die Wahl – ganz nassforsch-fröhlicher Kölner – quasi gleich selbst: „Unbedingt Curry-Pommes probieren – „hervorrajend!“. Beim Brutzeln die nächste Story: Dass es die 60 Jahre alte, mobile Küche im Kölner „Tatort“ gibt, sei Zufall, erinnert sich Ralf Jäger. Jemand von der Produktionsfirma habe eigentlich eine Kegelbahn gesucht, auf dem Firmengelände seiner Frau nach dem Weg gefragt, die Wurstbraterei gesehen und beim WDR vorgeschlagen, den Imbisswagen in die Handlung einzubauen. Für jeden Dreh muss Jäger ihn nun auf die „Schäl Sick“ fahren – die andere, nach Meinung der Kölner schlechtere („schäle“) Rheinseite am Deutzer Ufer. Allerdings mit bestem Blick übern Fluss aufs Stadtpanorama inklusive Dom. Vor dieser Kulisse mimt Jäger hinter kauenden Kommissaren den Imbisswirt Gebhard. „Janz normaal arbeeten, nit rumstehen, nit in de Kamera glotzen“ – das sind die Regieanweisungen für den 59-jährigen mit breitem, herzhaftem Lachen. Sieben Stunden, manchmal länger muss er dann im Wagen so tun als ob, bis alles im Kasten ist. Übrigens nie mit weißer Weste, sondern einer Ketchup- und Curry-verschmierten, denn Jäger ist dann nicht nur Imbiss-Verkäufer-Darsteller, sondern für die Verpflegung des Drehteams verantwortlich, versorgt es mit Krakauern, Frikadellen und Pommes. Gibt’s Extrawürste? Nur eine – aus Geflügel – für Kommissar Freddy Schenk alias Dietmar Bär: „Dä hät ja so ne Diät am Laufen…“, sagt Jäger naserümpfend.

Durch ihr Schauplatz-Abo im „Tatort“ ist die Wurstbraterei auch an ihrem Standort auf der Rheinauhafenseite eine Kölner Attraktion, angesteuert von Amerikanern, Australiern und – wie kürzlich – von Betriebsausflüglern der Deutschen Bank. Dann steht plötzlich eine Busbesatzung aus Wiesbaden vor der Tür, und Ralf Jäger muss Grill und Gehirn von null auf 100 hochdrehen: Brutzeln, was die Flammen hergeben, und Geschichten erzählen.

Ach ja, der WDR wurde auch mal pingelig: „Bratort“ hatte Jäger seine Bude genannt, den Namen im Fadenkreuzlogo der Krimiserie platziert. Das ARD-Heiligtum verfremden darf nicht mal ein Dauerkomparse. „Ejal, dat mäht mir nix“, winkt Jäger ab und freut sich drauf, hinterm Tresen bald wieder auf Geld verzichten zu dürfen – wenn Freddy Schenk sich beim Dreh im Weggehen umschaut und wie so oft Richtung Imbiss ruft: „Gebhard, schreibst auf, nä?!“