Leichen pflastern meinen Weg, Tausende und Abertausende. Ich habe mannhaft gekämpft im Dschungel von Ecuador und im Schilfgürtel am Hengelesweiher. Ich habe Blut vergossen in Zelten auf Grönland, in Hotelzimmern am Rhein und auf den Tundren Sibiriens. Und soll ich Ihnen etwas Fieses verraten: Ich spüre keinen Funken Reue.

Mein Kampfeswille erwuchs schon früh in Allgäuer Freibädern, als die Bremsen sich gar zu gern ausgerechnet zwischen die Schulterblätter setzten, wo sie nicht zu erreichen waren, und manchmal war eine Pferdebremse dabei, und der werdende Krieger heulte vor Schmerz und Wut.

Dieser Wille erstarkte in den Weiten Lapplands, wo ich mich gegen den Ansturm der Stechmücken in den beißenden Qualm der Lagerfeuer flüchtete und daraus hervorkam wie ein birkengeräucherter Jokkmokker Schinken. Einen gewaltigen Schub bekam er in Südschweden, als ich eines Abends versehentlich den Schlafsack in einem Sumpf ausrollte und am nächsten Morgen anstelle meines Kopfes einen streuselübersäten Kürbis vorfand.

Und er speiste sich aus der Schmach der Niederlage in Neufundland. Wenn die Black flies, die Kriebelmücken, uns wieder einmal fast aufgefressen hatten, stürzten wir ins Auto, fuhren mit weit geöffneten Türen an, sodass der Fahrtwind die Schwärme hinauswirbelte, und lebten bei geschlossenen Scheiben für zwei, drei Minuten auf. Dann hatten sie wieder einen Zugang gefunden.

Dabei bin ich, mit Verlaub, alles andere als ein blindwütiger Schläger. Ich habe es sehr wohl mit friedlicher Defensive versucht: Lange Ärmel. Hut. Moskitonetz. Aber man muss doch auch mal schauen dürfen ohne Gitter vor Augen! Man möchte hin und wieder fotografieren!

Und so habe ich gezwungenermaßen meiner buddhistischen Friedfertigkeit eine Ausnahmeregelung zugeordnet. Christliche Nächstenliebe führt in dieser Sache ohnehin nicht weiter: Lange bevor man seinen sirrenden Feinden auch noch die linke Backe hinhalten könnte, haben sie sie schon gefunden und verunstaltet.

Meine Waffe ist die bloße Hand. Denn schon früh habe ich gelernt, dass man sich gar nicht mit so viel Chemie besprühen, betupfen oder einreiben kann, als dass dies den feindlichen Kamikazes mehr als ein höhnisches Grinsen abnötigte.

Im nächsten Sommer bin ich in Finnland. Ich werde es wieder tun. Und wieder und wieder und wieder.