In Berlin-Mitte erinnert das kleine Privathotel Garden Living an alte Zeiten und beweist viel Liebe zum Detail.

Tommy stolziert über das Pflaster des stillen Hofs und wirft noch einen letzten begehrlichen Blick auf die Fische, die in dem provenzalischen Dorfbrunnen schwimmen, bevor er sich im Schatten einer Palme ausstreckt. So wie der rote Tigerkater gehört auch der mediterrane Garten zur Berliner Invalidenstraße Nr. 101 und gab dem Boutique- und Apartmenthotel bei Eröffnung im Mai vergangenen Jahres den Namen: Garden Living. Eine kleine, feine Adresse, die sich von jeglicher 08/15-Hotellerie abhebt.

Hier können sich die Gäste zwischen Orangen- und Olivenbäumen entspannen

Doch es gab viel zu tun, bevor sich die Gäste zwischen Orangen- und Olivenbäumen entspannen konnten – statt Straßenlärm das Zwitschern der Vögel im Ohr, die sich im Laub eines Essigbaums verstecken. „Von der einmal schönen Stuckfassade war nichts mehr übrig“, sagt Carl Loyal, der als erfahrener Hotelier wohl eine glückliche Zukunft für das 150 Jahre alte Haus sah und sich 2010 auf das Wagnis eines Kaufs einließ. Zwei Jahre dauerte die Sanierung, die den Kratzputzbau in das Juwel von einst verwandelte.

Individualität bestimmt das Ambiente des Hotels, das sein Besitzer mit Liebe zum Detail ausstaffierte. Die 25 Zimmer und Apartments – zwischen 25 und 60 Quadratmetern groß – tragen ein historisches Gewand: meist alte Dielen auf dem Boden, an der Decke Stuck, an den Wänden edel gemusterte Tapeten und Spiegel sowie hochwertige Kopien alter Meister. Kein Raum gleicht dem anderen, und doch zieht sich die exklusive Ausstattung, bestehend aus Vollholzmöbeln im Kolonialstil, wie ein roter Faden über drei Etagen. Während die Fenster zum Hof in die begrünte Idylle blicken, setzen die straßenseitigen Räume in Sachen Aussicht noch einen drauf. „Eine der schönsten, die man von einem Berliner Hotel haben kann“, schwärmt Loyal. „Direkt auf das historische Baudenkmal des Naturkundemuseums, dessen Fassade in der Nacht angestrahlt wird.“

Berlins Sehenswürdigkeiten liegen in zumutbarer Entfernung

Gäste des Garden Living bleiben für ein Wochenende oder auch mal deutlich länger. Zivile Preise und apartmenteigene Miniküchen machen’s möglich. Keine wirkliche Wahl hat man bei den Ausflugsoptionen, denn ein Gang über die Straße ins Museum für Naturkunde gehört irgendwie dazu. Aber auch Berlins Sehenswürdigkeiten aus der Top-Ten-Liste liegen für die am Nordrand des historischen Zentrums logierenden Gäste in zumutbarer Entfernung und können zu Fuß entdeckt werden: zum Beispiel die Museumsinsel oder der Gendarmenmarkt mit seinem herrlichen Architekturensemble als schönster Platz der Stadt. Am Platz der Republik dagegen ist die Glaskuppel vom Reichstag das erklärte Ziel der Berlin-Touristen, während man nur eine Ecke weiter am Brandenburger Tor, dem Symbol deutscher Einheit, ein Bad in der Menge nimmt. Oder, als Kontrastprogramm, im legendären Hotel Adlon auf eine sündteure Tasse Kaffee und ein unvergessliches Erlebnis einkehrt.