Auf Long Island fühlen sich Besucher wie die Hauptdarsteller in einem Film – so unwirklich hübsch erscheint die Kulisse. Eine Reise mit dem Mietwagen die Ostküste der USA entlang.

Die USA sind bekannt für Burger, die Ostküste des Landes mit dem langen Küstenstreifen zwischen New York und Boston ist dagegen die Heimat des Lobsters, des Hummers. Ob fein serviert im Restaurant oder beim Barbecue gegrillt – wer hier seinen Urlaub verbringt, darf ein Lobsteressen nicht verpassen. Nach alter indianischer Kochweise bereitet es Roger Cook für uns am Strand von Martha’s Vineyard zu – gegart in einem Erdloch. „Es ist immer eine große Überraschung für die Gäste, wenn der Lobster mit eingepacktem Gemüse in einem Erdloch am Strand zum Garen verschwindet“, erklärt der in Rot gekleidete Koch diese Tradition. Und während die Ureinwohner der USA nach dem Essen das Erdloch mit den Resten von Gemüse und Tier wieder füllten, entsorgt man heute den Plastikmüll in zeitgemäßen Behältern und verlässt gut gesättigt den Strand.

Für solche Erlebnisse sollte man nach der Ankunft auf dem internationalen Flughafen John F. Kennedy in einen Mietwagen steigen und sich auf eine Tour entlang der Ostküste mit ihren charmanten kleinen Städten, den berühmten Stränden Southampton oder East Hampton und den herrschaftlichen Villen aus der Zeit des großen Gatsby begeben. Und dazwischen befinden sich die typischen, weiß gestrichenen Einfamilienhäuser in ihrer klassischen Holzbauweise. Man meint, jedes sieht schöner und gepflegter aus als die bisher gesehenen. Mit ihrer strahlenden Farbe setzen sie schöne Akzente in die grüne Landschaft, und das Blau-Weiß-Rot der US-Flagge in vielen Vorgärten ergänzt die Farbpalette.

Hier auf Long Island laufen die Uhren langsamer als im Moloch von New York. Viele Einwohner verlassen deshalb in den Sommermonaten den Big Apple, genießen das entspannte Landleben mit Barbecue und einem Drink oder verbringen das Wochenende an den traumhaften Stränden. Natürlich zieht es auch die Reichen und Schönen ans Meer, abgelegen in den Dünen besitzen sie großzügige Ferienhäuser.

Wer nach dem langen Flug nicht weit fahren möchte, findet viele Hotels unterschiedlicher Preisklassen, sei es das direkt am Atlantik gelegene Allegria Hotel in Long Beach oder das Hyatt Place East End Hotel in Riverhead am Peconic River. Und dann wären da noch die vielen privaten Bed-&-Breakfast-Angebote, zum Beispiel auf einer der kleinen Weinfarmen. Wer es natürlich mag, findet hier sogar Zeltplätze – Reservierungen sind aber erforderlich.

Sehr viel luxuriöser ist die Unterbringung im Oheka Castle Hotel in Huntington, am Long Island Sound gelegen, etwa zwei Autostunden vom Flughafen JFK entfernt. Mit 32 klassisch eingerichteten Zimmern und einem umfassenden Angebot für Wellness und Sport gehört das Haus zum Verband der historischen Hotels von Amerika. Wer hier logiert, sollte auch das nahe gelegene Vanderbilt Museum besuchen. Durch die Herrenhäuser dieser amerikanischen Oberschicht bekam auch der Schriftsteller F. Scott Fitzgerald seine Anregungen zum Roman „Der große Gatsby“. Alle Häuser sind zu besichtigen, bieten Cafés für Tagesgäste, und bei den Grünanlagen kommt jeder Gartenliebhaber ins Schwärmen.

Eine Berühmtheit ganz anderer Art stellt der Leuchtturm von Montauk dar. Gelegen am südöstlichsten Ende von Long Island (gut zu erreichen über den Long Island Expressway und den Montauk Highway), ist er eine Institution der USA, erbaut 1796. Erst 1978 wurde er automatisiert. „Dieser Leuchtturm ist einer der meistbesuchten der USA“, erzählt uns Henry Osmers, der hier Führungen anbietet und sich immer über deutsche Gäste freut, denn sie fragten so viel, wie er sagt. Mit Leib und Seele ist der Mann bei der Sache, die Ausführungen und der Gang durch das kleine Museum sind keine Minute langweilig. Der Leuchtturm ist auch ein schöner Ausgangspunkt für viele Wanderungen, die hier am Ende von Long Island ausgeschildert sind.

Um von Montauk aufs Festland zu kommen, ist der Weg über die Insel Shelter Island die schönste Abkürzung. Das ganze Jahr über verbinden kleine Fähren diese außergewöhnliche Insel mit den Landzungen von Long Island. Große Villen liegen an beeindruckenden Seegrundstücken, weiß gekleidete Tennisspieler unterbrechen ihr Match, wenn ein fremder Wagen vorbeifährt. Hier ist man unter sich, hier kommen kaum Touristen her. Es sei denn, man will das Sunset Beach Hotel aufsuchen. Um die 30 Zimmer bietet das kleine Haus, direkt am Strand gelegen. Luxus mischt sich hier mit professioneller Improvisation, alles wirkt sommerlich unkompliziert. Für den Hotelmanager Steven Gauffrineau ist das Stichwort in seinem Haus „St. Tropez“. Mit Charme und südfranzösischer Leichtigkeit leitet der gebürtige Franzose das Haus in den Sommermonaten, das trotz gehobener Preise immer gut gebucht ist. New Yorker, die hier absteigen, landen gerne mal mit dem Wasserflugzeug vor dem Hotel – für 500 Dollar pro Strecke.

Mit der nächsten Fähre kommt man auf das nordöstliche Ende von Long Island, dort geht es dann von Orient Point mit einer großen Fähre über den Long Island Sound nach New London im Bundesstaat Connecticut. Die Stadt wird auch von New York City mit der Bahn angefahren. Wer also nach dem langen Flug nicht gleich Auto fahren möchte, kann auch den Zug nehmen und sich hier in ländlicherer Umgebung einen Wagen mieten. Durch die Bundesstaaten Connecticut und Rhode Island führt der Weg Richtung Cape Cod mit einem Abstecher auf die vorgelagerte Insel Martha’s Vineyard. Während es dort in der Hauptsaison sehr voll sein kann, können Reisende in der Vor- und Nachsaison den Charme und die Natur richtig genießen. Ob in Vineyard Haven oder Edgartown, die Häuser und Straßen sind alle pittoresk, in den Vorgärten wachsen die schönsten Blumen, in malerischen Höfen laden kleine Cafés zum Verweilen ein. Und wie in einer großen Puppenstube fühlt man sich, wenn man zu Fuß den Ort Oak Bluffs mit seinen berühmten Gingerbread-Häusern, den Pfefferkuchen-Häusern, erkundet. Diese 330 bunten Häuser stehen unter Denkmalschutz, werden zum Teil noch privat bewohnt, einige können als Ferienhaus gemietet werden.

Den vollen Service eines Hotels kann man im Mansion House in Vineyard Haven genießen. Die kleinen, behaglich eingerichteten Zimmer bieten jede Annehmlichkeit eines großen Hotels, der Fitness- und Spa-Bereich im Untergeschoss ergänzt das Angebot. In der Stadt mit den vielen Design- und Kunst-Geschäften bekommt man ein Gefühl dafür, was Martha’s Vineyard bieten kann. Über das Jahr verteilt findet hier viele Events statt, sei es Kunst, Handwerk, Tanz, Theater, Musik oder Film. Und natürlich gibt es Sportmöglichkeiten an den schönen Stränden oder Golf auf sattgrünen Plätzen.

Vom Festland ist es mit dem Wagen nicht mehr weit bis zur beliebten Halbinsel Cape Cod, die die Cape Cod Bay einrahmt. Auf der Fahrt zum nördlichsten Ende der Halbinsel lohnt sich eine Übernachtung auf halber Strecke in Chatham. Mit Blick auf eine vorgelagerte Lagune bietet das Hotel Chatham Bars Inn Service der gehobenen Hotelklasse. Das 1914 gegründete Haus ist heute Mitglied der „Leading Hotels of the World“ und besteht aus einem Hauptgebäude und 34 kleineren Häusern mit vier bis sechs Zimmern oder Suiten. Mit der typischen Schindelverkleidung wirkt die Anlage wie ein kleines Dorf. Einige Häuser waren früher in Privateigentum und wurden im Laufe der Jahre von dem Hotel aufgekauft. So erklärt sich auch die unterschiedliche Ausrichtung der Gesamtanlage.

Die Fahrt bis ans nördlichste Ende der Halbinsel nach Provincetown führt entlang des Nationalparks Cape Cod National Seashore. Wie in allen US-Nationalparks erlebt man hier Flora und Fauna, Ruhe und Natur. Ranger achten streng auf Einhaltung der Vorschriften, und nur an wenigen Stellen kommt man mit dem Wagen in Strandnähe. Meist ist das Auto gegen Gebühr auf Parkplätzen abzustellen, von dort geht es weiter mit kleinen Elektrobahnen. Überall kann man auch Fahrräder mieten und auf kleinen Wegen durch knorrige Kiefernwälder oder Dünenlandschaften fahren. Ein Highlight sind auch die Whale-Watching-Touren, allerdings ist es Glückssache, ob Wetter und Buckel- oder Finnwale mitspielen.

Sucht man am Ende der Reise noch ein Party-Highlight, so ist Provincetown genau das richtige Ziel. Als internationales Reiseziel der schwulen Community ist die kleine Stadt mit ihren vielen Cafés, Geschäften und Bars bei allen Touristen beliebt, denn hier kann man Party und Spaß mit traumhafter Natur kombinieren. Die weitläufigen Strände, sowohl auf der Atlantik- als auch auf der Bay-Seite, bieten Weite und Ruhe, die guten Windverhältnisse sind bei Wind- und Kitesurfern beliebt.

Auf der Heimfahrt Richtung New York lohnt sich ein Stopp in dem malerischen Hafenstädtchen Hyannis. Zum Übernachten bietet sich das direkt am Hafen gelegene Hyannis Harbor Hotel an. Weltweit bekannt wurde der kleine Ort durch John F. Kennedy, denn hier machte der Präsident Urlaub, hier hat die Familie immer noch ein großes Anwesen. Während das Haus nicht zu besichtigen ist, kann man die Geschichte der Familie mit ihren Höhen und Tiefen im kleinen JFK Museum in der Mainstreet der Stadt studieren. Noch deutlicher wird das Leben und Wirken des Clans auf dem zweieinhalb Kilometer langen Kennedy Legacy Trail. Wer noch ein weiteres Mal auf eine Insel fahren möchte, kann von hier die vorgelagerte Insel Nantucket anfahren. Oder nochmals auch Martha’s Vineyard – weil’s so schön war.