Das Großarltal erwartet kommende Woche rund 1500 Frauen zum spätwinterlichen Damenprogramm. Am 26. März will nun Volks-Rock-’n’-Roller Andreas Gabalier für zünftige Stimmung sorgen.

Großarl? Ist das nicht dieser hübsche Ort im Salzburger Land, in dem unerschütterlich-freundliche Skibus-Fahrer stoisch ihre Runde drehen, um Familien zu ihren Gondeln zu bringen? Wo urige Hüttenromantik und Wellness-Angebote dafür sorgen, dass so einige Skifahrer lieber Fünfe gerade sein lassen, als kurz vor Einbruch der Dunkelheit auch noch die letzte Talabfahrt mitzunehmen? Klassisches Après-Ski ist im „Tal der Almen“ zweitrangig – eigentlich. Denn wenn im Frühling die Sonne höher steht, lädt Großarl zur „Internationalen Lady-Skiwoche“. Und die ist so beliebt, dass im vergangenen Jahr sogar Andrea Berg im Partyzelt auftrat. Am 26. März will nun Volks-Rock-’n’-Roller Andreas Gabalier für zünftige Stimmung sorgen.

„Während der Lady-Woche ist es hier kaum wiederzuerkennen: Rund 1500 Frauen werden in diesem Jahr erwartet“, sagt Thomas Wirnsperger. Bereits seit 23 Jahren ist er Tourismus-Direktor vom Großarltal und weiß, dass die Konkurrenz groß ist. Umso mehr freut es ihn, dass man mit diesem Damenprogramm einen festen Saisonhöhepunkt etablieren konnte. Ausgewiesene Partner-Hotels locken mit 6-Tage-Gratis-Skipass, und beim Happy-Power-Lady-Race werden die Gruppen nicht nach Können, sondern fröhlich nach Haarfarbe eingeteilt. Kalkulierbare gute Laune nicht nur rund um die 80 Pistenkilometer der Skischaukel Großarltal–Dorfgastein, sondern auch im Verbund Ski Amadé, zu dem insgesamt fünf Regionen, 760 Pistenkilometer und 270 Liftanlagen gehören. Alles mit bloß einem Skipass zu erkunden.

Am Eindrucksvollsten erlebt die breiten Pisten, wer sich an einem Mittwoch in der Früh vom Geläut der Großarler Dorfkirche wecken lässt, um am „Skikeriki“ teilzunehmen. Frühaufsteher, die es um 7.15 Uhr zum Treffpunkt an der Panoramabahn-Talstation schaffen, erwarten menschenleere Hänge und frisch präparierte Pisten zum entfesselten Wedeln. Ausschließlich in Begleitung von kundigen Kräften der Bergbahnen übrigens, schließlich sind um diese Zeit noch nicht alle Abfahrten freigegeben. Ein kleines Pläuschchen mit den Bergbahnern lohnt sich beim Verschnaufen zwischendurch, denn im Sommer gehen die meisten ganz anderen Beschäftigungen nach, sind Almwirt oder Krippenschnitzer. Gefrühstückt wird danach gemeinschaftlich in einer Sehenswürdigkeit, die pro Tag immerhin von rund 1000 Menschen besucht wird. Bergbahnchef Sepp Gruber erklärt mit routiniertem Charme, wie der Riesen-Iglu mit seinen acht Meter Durchmesser Jahr für Jahr aufs Neue mithilfe eines voluminösen Ballons gebaut wird. „Die meterdicken Mauern sind so stabil, dass theoretisch sogar eine Pistenraupe darüber fahren könnte.“ Das sorgt regelmäßig für Staunen. Genauso wie der Verweis auf die Bauauflagen, die einen Feuerlöscher im Schneehaus vorschreiben. Niemand verlässt den eisigen Frühstücksraum, ohne dass Sepp Gruber ihn dazu genötigt hätte, eine heimische Spezialität getestet zu haben: das typische Holzknecht-Muas. Nicht so süß wie Kaiserschmarren, dafür gefühlt doppelt so mächtig, sollte man sich vorher genau überlegen, ob man nach der Mehlspeise noch Leistungssport betreiben möchte. Oder kann. Sollte die Antwort „Nein“ lauten, lohnt es sich, einen Stopp an einem der neuen Ruhe-Platzl einzulegen und mit Blick aufs Gipfelpanorama das Gesicht in die Sonne zu halten. Ohne Gratis-WLAN, um publikumswirksam beschneite Bergwipfel oder Schnappschüsse ins Internet hochzuladen, geht es auch hier im Skigebiet nicht, am sogenannten „Servus Platzl“ wartet zusätzlich auch noch der Fotopoint mit fest installierter Kamera für den launigen Online-Auftritt.

Dass gutes Essen beim Einkehrschwung für die meisten Österreich-Fans eine wichtige Rolle spielt, ist bekannt. Zum Skiverbund Ski Amadé gehören mittlerweile 19 Hütten, die sich dank einer besonderen Zertifizierung „Genuss-Partner“ nennen dürfen. Die Qualität des Weinsortiments ist entscheidend, aber auch ein kundiger Service gehört dazu – Tabletts balancieren ist etwa in der gemütlichen Gehwolfalm an der Talstation Kreuzkogelbahn nicht angesagt. Wer Lust auf eine Mischung aus Pisten-Gaudi und Genuss-Hopping hat, der „schaukelt“ über den rund 2000 Meter hohen Kreuzkogel vom Großarltal nach Dorfgastein, um anschließend mit dem Taxi oder Skibus ins nahe gelegene Bad Hofgastein zu fahren. Der Traditionsort ist Ausgangspunkt fürs Skigebiet Schlossalm-Angertal-Stubnerkogel mit einer eindrucksvollen rund acht Kilometer langen (roten) Talabfahrt. Und eben auch der Jungerstube, wo um die Mittagszeit im Schummerlicht alle diejenigen zwischen Ski-Devotionalien und ausgestopften Murmeltieren Platz nehmen, die sich etwas Besonderes gönnen wollen. Das kann eine Riesenpfanne voll himmlisch leckerem Kaiserschmarren sein, aber auch ein ausgewähltes Gericht, das von einem österreichischen Haubenkoch, dem Pendant zum hiesigen Sternekoch, kreiert wurde. Immer mehr Gäste sind nämlich bereit, auch mit Skistiefeln an den Füßen und Brillenabdruck im Gesicht ein gediegenes Mahl zu sich zu nehmen, selbst gebrannter Nuss- oder Blutorangenschnaps inklusive.

Wer Glück hat, der lernt hier im Gasteinertal auch den wunderbaren Hans Naglmayr kennen, im Winter Skiguide, ohne Schnee dann Wanderführer und rund um die Uhr passionierter Nationalpark-Ranger. Er kann spannende Geschichten erzählen von Lawinen, kann berichten, wie er auf anderen Kontinenten sein Ranger-Wissen weitergeben konnte, und mit derselben Begeisterung davon schwärmen, wie der Zirbenhäher zur Verbreitung der hier so charakteristischen Baumart Zirbe beiträgt. „Seit vielen Jahren kommen regelmäßig auch Schüler aus einem Gymnasium in Norderstedt hierher. Mit ihnen erkunde ich gemeinsam die Natur“, erzählt Hans Naglmayr.

Natürlich besuchen die meisten Kinder zusammen mit ihren Eltern die Region. Nicht ohne Grund: Großarl etwa wurde in den vergangenen beiden Jahren mit dem „HolidayCheck Destination Award“ als jener Ort in Österreich mit der höchsten Kundenzufriedenheit ausgezeichnet, einmal speziell im Segment Familienurlaub. Die Kleinen kommen in den Skikindergarten, die Größeren amüsieren sich im Funpark, und am Abend haben vielleicht alle gemeinsam Spaß an einer Kutschfahrt. Viele Häuser haben sich auf ihre jungen Gäste eingestellt. Nicht wenige, wie zum Beispiel das Hotel Alte Post, werden als Familienbetrieb geführt und schaffen es entspannt, etwa bei der Einrichtung von Zimmern oder Spa-Bereich, Ortstypisches und Modernes zu verbinden. Bei 3700 Einwohnern verfügt Großarl über stolze 4600 Gästebetten. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, dass der Nachwuchs gut beschäftigt ist, entscheidet sich vielleicht für das Kinderhotel Waldhof mit eigener Übungswiese. Der hauseigene Tuffi-Express, ein Traktor mit Anhänger, gehört längst zum Ortsbild dazu. Familien-Resort der Luxus-Klasse ist das Moar-Gut mit Betreuung sogar für Säuglinge. So ist zumindest theoretisch sichergestellt, dass nicht einmal die junge Mutter auf ihr Schneevergnügen verzichten muss. Auf der Piste – oder auch im Partyzelt.