Seit dem 1. März hat das Deutsche Erdölmuseum wieder geöffnet

„Es steht ein schwarzes Gespenst im Moor, das ragt über Büsche und Bäume empor. Es steht da groß und steif und stumm...“, so beschrieb der Heide-Dichter Hermann Löns um 1910 in seiner Ballade „Der Bohrturm“ die Gegend um Wietze in der Lüneburger Heide.

Dass das Öl vielen Scheichen zu immensem Reichtum verhalf, ist bekannt. Aber dass auch unter niedersächsischem Heidekraut einst schwarzes Gold sprudelte, verwundert die Besucher des Deutschen Erdölmuseums. Bereits 1652 bauten Bauern in der Südheide um Wietze Ölsand ab. Sie wuschen das Öl aus und schmierten damit Achsen.

„Als der Hamburger Jungfernstieg 1838 als erste deutsche Straße asphaltiert wurde, kam der Teer dafür aus der Heide“, erzählt Museumsleiter Martin Salesch. 20 Jahre später suchte der Naturwissenschaftler Georg Christian Konrad Hunäus nach Rohstoffen – und fand Erdöl. Die erste Bohrung in Wietze erfolgte ein Jahr früher als in Titusville in Pennsylvania, auch wenn die Bohrung am 27. August 1859 als Beginn des Erdölzeitalters gilt.

Die industrielle Erdölförderung begann zunächst nicht in Wietze, sondern nördlich von Peine. In „Ölheim“, heute ein Ortsteil der Gemeinde Edemissen, entwickelte sich in der Hoffnung auf das große Geld eine wilde Bohrtätigkeit. Firmen und Spekulanten versuchten ihr Glück, doch schlechte Maschinen und Geräte führten zu einer schnellen Verwässerung und Versalzung der Region. Die Arbeiten mussten größtenteils eingestellt werden. Besorgt berichtete auch Hermann Löns über die Umweltschäden. „Fettlöcher“ nannte er die Teerkuhlen, in denen sich das Öl als bunt schillernde Schicht sammelte.

„In Wietze war die produktivste Phase von 1900 bis 1920“, sagt Martin Salesch: „Die Jahresproduktion lag zwischen 20.000 und 100.000 Tonnen.“

Im Jahr 1963 endete die Erdölgewinnung hier. Die Förderung wurde zu kostenintensiv. Sieben Jahre später öffnete das Museum auf einem Teilstück des ehemaligen Bohrgeländes. Ein Geruch von Teer liegt selbst 50Jahre nach Schließung der Anlage noch in der Luft.

Ein 58 Meter hoher Bohrturm, der für Bohrungen bis 6000 Meter Tiefe im Einsatz war, ist das Wahrzeichen des Museums. Auch Vibrator-Fahrzeuge für seismische Untersuchungen, Leiterwagen mit Holzfässern aus der frühen Zeit der Förderung, Wachströge zum Auswaschen von Öl aus Sand, Öltanks oder ein Turbolift, der zum Druckausgleich diente, sind faszinierende Gegenstände aus längst vergangener Zeit.

Die schwarzen Gespenster der Heide aber sind längst verschwunden. „In Rosenrot prangt das Heideland“, könnte Hermann Löns wieder dichten.

www.erdoelmuseum.de