Die Stiftung Warentest prüfte 53 einschlägige Gütesiegel und bewertete nur neun als „hilfreich“

Schier unüberschaubar ist mittlerweile das Wellness-Angebot von Hotels, Kliniken und Thermen. Verbraucher suchen Orientierung, Anbieter setzen auf das Geschäft mit Gesundheit und Entspannen. Entsprechend viele Qualitätssiegel gibt es. Nun hat die Stiftung Warentest 53 solcher Gütesiegel unter die Lupe genommen und ganze neun als „hilfreich“ bewertet. Allzu oft steht Verkaufsförderung im Vordergrund. Vergabekriterien sind schwammig, Kontrollen fehlen, sind lax, oder Siegel werden auf unbestimmte Zeit vergeben.

Bestanden hat in den Augen der Tester das Deutsche Wellness Zertifikat des gleichnamigen Verbandes, der auch deutlich macht, worauf es ankommt: Hotels müssen schwerpunktmäßig auf Wellness-Gäste eingestellt sein, durchgängig gesunde und vielseitige Vitalküche anbieten, dabei die Anforderungen von Diabetikern, Herzpatienten und Übergewichtigen erfüllen. Wichtig ist ferner eine moderne, große, täglich verfügbare Wellness-Abteilung mit Badelandschaft, Fitnessraum, Massagen, Behandlungen und Beauty.

Der Deutsche Wellness Verband verlangt ferner aussagekräftige Vorabinformationen und Erläuterungen durch qualifiziertes Personal. Beim Preis-Leistungs-Verhältnis soll die individuelle Behandlungsminute nicht mehr als einen Euro kosten. Viel Wert wird auf Schutz vor Tabakqualm gelegt.

Der Verband hat auch hilfreiche Tipps, worauf Gäste achten sollten: Wer Ruhe sucht, sollte Familienhotels meiden, Sparfüchse sollten auf Sonderangebote achten. So ist Wellness von Montag bis Freitag meist günstiger als an Wochenenden. Wichtig ist auch, dass die Tester anhand einer umfangreichen Prüfliste anonym zertifizieren und das Deutsche Wellness Zertifikat für maximal zwei Jahre vergeben. Bei den Kategorien Spas und Thermen vermissten die Warentester hinreichende Bewertungskriterien, ebenso beim Ich-Zeit-Siegel von Rheinland-Pfalz Tourismus.

Pool, Sauna und Solarium sorgen allein noch nicht für Wellness. Ganz besonders gilt das für Medical Wellness, mit schulmedizinischen Elementen, Ayurveda oder Anti-Aging. Gnade bei den Testern fand unter anderem der Medical Wellness Quality Standard, nach dem der TÜV Rheinland Hotels, Kliniken und Erholungsorte im Auftrag des Deutschen Medical Wellness Verbandes für je drei Jahre zertifiziert.

Mit dem Quality Standard konkurrieren die Medical Wellness Stars, denen die Berliner Verbraucherstiftung attestierte, gut ausgebildetes Personal, eine Umgebung zum Wohlfühlen sowie wirksame Wellnessanwendungen zu garantieren. Die Wellness Stars GmbH arbeitet beim Prüfen anhand von 400 Einzelkriterien ebenfalls mit dem TÜV Rheinland zusammen. Auch deren Wellness-Sterne für Hotels, Thermen und Resorts halten nach Einschätzung der Warentester, was sie versprechen.

Ebenfalls als vertrauenswürdig eingestuft wurde das Europe-Spa-Siegel des Europäischen Heilbäderverbandes, der besonders auf Hygiene achtet und auch Kureinrichtungen zertifiziert. Die große Mehrheit der Wellnesssiegel beurteilt die Stiftung Warentest hingegen als nicht hilfreich. Zu geringe Anforderungen an Einrichtungen und Mitarbeiter, Vergabe aufgrund von Eigenangaben oder Mitgliedschaft sind Merkmale von Siegeln, nach denen Wellness nicht ausgewählt werden sollte.