Wo Kinder aufdrehen und Eltern abschalten können – Erfahrungsbericht aus einem Best Family Hotel auf Kreta.

„Die Wasserrutsche im Aqua Park wird Ihr Sohn liiieben, also meine beiden kriegen davon nicht genug“, schwärmt die Mama in schönstem Schwäbisch. Gemeint sind Nina und Kai. Sie sollten eigentlich mit ihren Eltern in Hurghada am Roten Meer sein, aber wegen der Unruhen in Ägypten musste die Familie auf Kreta umbuchen. Egal, Sonne satt und all-inclusive gibt es schließlich auch auf Griechenlands größter Insel. Manu aus Würzburg hingegen empfiehlt das italienische Themen-Restaurant. Sie ist mit Tochter und Mann jeden Morgen beim Baby-Spielkreis. Gerade schickt Best Family Guide René, 22, aus Köln die „kleine Schnecke“ auf die Reise, um Emma zu kitzeln. Und auch unser Sohn läuft sich schon mal warm auf der Bühne des Amphitheaters Asteria, in dem allabendlich Mini-Disco, Comedyshows und Folklore-Abende stattfinden.

So sitzen und schwitzen wir also am ersten Urlaubstag bei knackigen 30 Grad um elf Uhr früh und fragen uns, was wir hier eigentlich machen. All-inclusive-Clubs gehörten bislang nicht zu unseren Urlaubsfavoriten. Doch nach einigen total individuell gestalteten Reisen von Hiddensee über Berlin bis Südfrankreich sind die jungen Eltern nun doch ein wenig erschöpft. Zumindest das tägliche Putzen, Aufräumen und Kochen möchten wir uns in den Ferien ersparen.

Im Grecotel Marine Palace ist man in bester Gesellschaft. „So fühlt sich Urlaub an“, singen die Animateure jeden Morgen bei der Trolleywood-Hymne, mit der das Clubleben des TUI Best Family Hotels lautstark eröffnet wird. Eins wird ziemlich schnell klar: Erwachsene werden höflich als das behandelt, was sie sind, nämlich zahlende Betreuungspersonen. Im Mittelpunkt stehen die kleinen Gäste. Für sie gibt es Kids Club, Kids Pool, Animation, Clowns, Baby Food im kinderfreundlichen Restaurant und jede Menge Auslauf an Stränden und Spielplätzen, Spielzeug natürlich inklusive. An jeder Ecke hört man sie kichern und gackern, die kleinen Leute. Die herumstreunenden Katzen, für die das Hotel eine Cat Bar eingerichtet hat, sind das Highlight auf dem Weg zu den Mahlzeiten, die einem festen Reglement folgen. Und damit wären wir auch schon bei den goldenen Regeln, die Club-Urlauber beherzigen sollten.

Erste Regel: Die Regeln befolgen. Jeder Club hat seinen ganz eigenen Rhythmus, und man tut gut daran, sich möglichst schnell daran zu gewöhnen. Heißt: Frische Badehandtücher gibt's nur zwischen 10 und 12 Uhr, Mittagessen nicht vor 12.30 Uhr (was für Kleinkinder recht spät ist), Lunchpakete für Ausflüge müssen am Abend zuvor an der Rezeption bestellt werden. Steht alles in der Hotelinfo in den Familienzimmern, interessanter sind die Insidertipps der bereits anwesenden Gäste (siehe oben). Rechtzeitig buchen sollte man in jedem Fall die Themen-Restaurants (italienisch, asiatisch, typisch griechisch), die viel besser als das Hauptrestaurant und daher schnell ausgebucht sind.

Regel Nummer zwei: Die zahlreichen Angebote nutzen. Schließlich hat man nicht nur fürs Kind all-inclusive gebucht. Das Entertainment-Programm sieht neben Trolleywood, Show und Unterhaltung auch Fit-&-Relax-Kurse für die Großen vor. Jogging, Aqua Fit, Aerobic, Zumba, Bodyforming, Igelballmassage – und warum nicht endlich mal mit dem Bogenschießen beginnen? Danach für einen Softdrink oder Frappé an die Poolbar, nicht zu vergessen die kostenlosen Longdrinks während des Abendprogramms, und dann wäre da noch der Mitternachtssnack … (danach aber wirklich unbedingt den Aerobic-Kursus besuchen!).

Dritte Regel: Sich mal eine Auszeit vom Hotel-Alltag gönnen. Denn das wahre Griechenland liegt jenseits davon. Etwa im Dörfchen Panormo, das man in wenigen Minuten zu Fuß erreicht, mit ein paar netten Tavernen am Hafen und Souvenirgeschäften. Wer Lust auf größere Städte hat, fährt ins rund 20 Kilometer entfernte Réthimno oder ins noch westlicher gelegene Chaniá (etwa eine Autostunde entfernt). Auch ein Ausflug ins Landesinnere wird mit Blick auf schnuckelige Bergdörfer und Bergziegen belohnt. Dass vor allem Kretas Süden als der ursprünglichste Teil der Insel bezeichnet wird und bei Yoga- und Meditationsreisenden beliebt ist, versteht man sofort bei einer Fahrt entlang der Küste zwischen Agia Galini und Hora Sfakion. Der viel gerühmte karibische Strand von Elafonisi ganz im Westen der Insel ist wirklich bildschön, erfordert aber eine mehrstündige Autofahrt von Panormo.

Unser Sohn hat sich nach dieser Ochsentour eine Riesenportion Pasta und Schokoladeneis verdient. Gut gestärkt geht es wie jeden Abend ins Asteria, nach der Mini-Disco gibt es noch eine Comedy-Show für die Großen, bei der er kurzerhand mit einsteigt, jede Menge Lacher und sogar Szenen-Applaus bekommt. Könnte er schon sprechen, würde er seinen Kita-Freunden davon erzählen. So aber kündet nur sein breites Grinsen im gebräunten, leider auch von Mücken zerstochenen Gesicht davon, dass er der ganz große Star war im Club der kleinen Leute.