Die kleine Gelateria „Officina del Gelo Avalon“ von Paolo Coletto ist in ganz Südtirol für ihre Kreationen bekannt.

„Wir leben hier in Südtirol ja wie im Paradies“, sagt Paolo Coletto. Und das, was er aus den Früchten, Beeren und der frischen Milch vom Südbalkon der Alpen herstellt, ist wahrhaft himmlisch. Eis macht Meister Coletto in seiner Manufaktur, und das, was in der kleinen Eisdiele Avalon am Corso Libertà 44 in die Tüte kommt, gehört zum Besten, was es in ganz Italien gibt.

Der Laden ist klitzeklein und im Retrolook, draußen unter den Arkaden stehen zehn, fünfzehn Plastikstühle nebeneinander. Nichts Überflüssiges, nur echt und ehrlich. Der Meister selbst ist ein bescheidener, freundlicher Mann, der dem Gast lieber erst mal ein Eis gibt, als dass er zu viel erzählt. Soll doch das Eis überzeugen und nicht das Drumherum. Und das Motto von Paolo Coletto ist ebenfalls so schlicht wie schön: einfach nur das Beste. Dazu viel Fantasie und der Perfektionismus, aus dem Besten etwas ganz Besonderes zu machen. Dann erzählt er doch: Als er Anfang der 1980er-Jahre von Mamma Elvira – sie stammt aus Cortina d’Ampezzo nahe der Eismetropole Longarone – sechs Rezepte in die Hand bekam und vor den Eismaschinen stand, wusste er anfangs nicht so recht etwas damit anzufangen. Dann setzte sich Paolo mit den Zutaten auseinander und besann sich dessen, was es Gutes aus der Gegend gibt. Und er dachte darüber nach, was es im Eis seiner Ansicht nach nicht geben sollte: Künstliche Aromen, Geschmacksverstärker, Emulgatoren hielt er schnell für Märchen der Industrie.

Das, was die (Bio-)Bauern der Umgebung anbieten, aber sehr wohl für die Zutaten, die unbedingt in sein Eis gehören. Und so schmeckt Himbeereis echt nach Himbeeren, die liefert ihm zum Beispiel der Partschillerhof vom Schlern gleich um die Ecke. Was an einheimischen Beeren und Früchten nicht auf den Bauernhöfen in der Umgebung wächst, kauft Paolo Coletto bei den Produzenten seines Vertrauens in Italien: die Pistazien aus Sizilien sind ebenfalls selbst ausgesucht, die Haselnüsse wachsen im Piemont, das Lakritzpulver kommt aus Kalabrien, die Schokolade stammt vom italienischen Top-Produzenten Domori.

Nur handverlesene Zutaten kommen in die Tüte

Auch Zutaten, die weiter weg wachsen, sind handverlesen. Seine Vanille und Schokoladen zum Beispiel importiert er selbst. Spirituell ist er in Asien zu Hause, Paolo Coletto verbringt die Winter in Indien. Als er abermals über die Märkte in Mumbai spazierte, kam ihm wieder eine Idee (in seiner Rezeptsammlung stehen mehr als 100 Kreationen): „Hier, probieren Sie mal diese Sorte“, sagt Meister Coletto nach der vierten Portion und drückt einen Spachtel voll Außergewöhnlichem ins Hörnchen, „Bombay Dream“ heißt sie.

Überraschende Genuss-Tour in der Tat, und ganz köstlich dazu: Grundzutat ist Basmatireis als Milchreis. Nach und nach entfalten sich Aromen von Kokos und Anis, von Kardamom und Rose. Jede steht für sich und zusammen ist dieses Eis ein wunderbares Spiel am Gaumen, eine Offenbarung für Eisliebhaber. Paolo Coletto hat es in den vergangenen 30 Jahren zu wahrer Meisterschaft gebracht, ist seiner Überzeugung treu geblieben und hat bei der geschmacklichen Weiterentwicklung noch immer und absolut recht; einfache Zutaten, faszinierend im Geschmack, spannend komponiert. Mit Liebe, Lust und Leidenschaft.

Und mit handwerklicher Perfektion; „Officina“ heißt Werkstatt. Auf der Tafel über dem Kühltresen werden rund 30 Kreationen angeboten, darunter Banane und Bambus, Rose und Reis. Ob das grundsolide Schokoladen-Eis oder eine exotische Komposition – so gutes und köstliches Eis sucht man lange. Bis man in Meister Colettos kleiner, feiner Eisdiele vor der Theke steht und bald nur noch staunt. Die Waldfrüchte-Komposition? Na klar – die geht auch noch. Eis mit Stil eben!

Das Avalon ist weit über Bozen bekannt; manche halten es für das beste in Südtirol. Officina del Gelo Avalon, Corso Libertà 44, aus der Innenstadt über den Fluss Talfa, durch den Park, rechts am Triumphbogen vorbei, unter den Arkaden lang, auf der rechten Seite.